Anstecknadel mit den Flaggen von Deutschland und der Europäischen Union
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Europäische Zusammenarbeit „Team Europe“: Entwicklungspolitik im Rahmen der Europäischen Union
Über die finanziellen Beiträge hinaus pflegt die EU vielfältige wirtschaftliche, politische und kulturelle Beziehungen zu Partnerländern sowie regionalen und internationalen Organisationen. Auch das macht sie zu einer entscheidenden Akteurin der internationalen Entwicklungspolitik. Dabei arbeiten die Europäische Union und ihre Mitgliedsstaaten eng zusammen; die jeweilige nationale Entwicklungspolitik und EU-Programme ergänzen sich gegenseitig.
Übergreifender Ansatz der Außen- und Entwicklungspolitik
Große aktuelle Herausforderungen für die EU-Entwicklungspolitik sind der russische Angriffskrieg auf die Ukraine mit seinen weitreichenden Auswirkungen auf die Nahrungsmittel- und Energieversorgung, der Rückzug der USA aus der Entwicklungszusammenarbeit sowie der Klimawandel und das globale Artensterben. Diese Aufgaben verlangen gemeinsames Handeln – sowohl in Europa als auch weltweit.
Um den Partnerländern bei der Krisenbewältigung beizustehen, beschlossen die Europäische Union, die EU-Mitgliedsstaaten und die EU-Finanzinstitutionen 2020, ihre Anstrengungen zu bündeln. Seither hat sich dieser Gemeinschaftsgedanke zu einem übergreifenden Ansatz der europäischen Außen- und Entwicklungspolitik weiterentwickelt – dem sogenannten Team-Europe (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)-Ansatz. Er trägt dazu bei, die Führungsrolle, Verantwortung und Solidarität der EU auf der globalen Bühne herauszustellen und gemeinsame Werte und Interessen stärker in den Vordergrund zu rücken.
Team Europe ist mehr als ein Markenzeichen: In „Team-Europe-Initiativen“ (TEIs) wird die Zusammenarbeit zwischen der EU und ihren Partnerländern konkret sichtbar. Die TEIs sind ein Instrument zur Umsetzung der EU-Strategie Global Gateway (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen). Mit dieser umfassenden Strategie mobilisiert die EU private und öffentliche Gelder, um zusammen mit den Partnerländern die Entwicklung globaler Infrastruktur voranzutreiben. Gefördert werden die Bereiche Digitalisierung, Klima und Energie, Verkehr, Gesundheit sowie Bildung und Forschung.
Gemeinsame Programmplanung
Der Team-Europe-Ansatz hängt eng mit der gemeinsamen Programmplanung der EU, dem sogenannten Joint Programming (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen), zusammen. Es dient bereits seit 2006 einer abgestimmten und wirksamen Außen- und Entwicklungspolitik. Im Rahmen des Joint Programming einigen sich die EU, ihre Mitgliedsstaaten und gegebenenfalls weitere Partner auf eine gemeinsame Strategie und stimmen sich über Ziele, Arbeitsteilung und die Umsetzung von Maßnahmen ab. Auch eine gemeinsame Wirkungsmessung (Externer Link) ist Bestandteil des Joint Programming.
Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) beteiligt sich in allen Partnerländern der deutschen Entwicklungszusammenarbeit an der gemeinsamen Programmplanung. Diese ersetzt dann nach Möglichkeit die BMZ-eigenen Länderstrategien.
Wie finanziert sich die europäische Entwicklungszusammenarbeit?
Um weltweit wirksam und sichtbar nachhaltige Entwicklung (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) zu fördern, hat die EU im Jahr 2021 erstmals ein einheitliches entwicklungspolitisches Finanzierungsinstrument geschaffen: das Instrument für Nachbarschaft, Entwicklungszusammenarbeit und internationale Zusammenarbeit (Neighbourhood, Development and International Cooperation Instrument), auch NDICI – Global Europe (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) genannt. Es ist Teil des EU-Haushalts, umfasst Gelder in Höhe von 79,5 Milliarden Euro und soll für den Zeitraum 2021 bis 2027 zu folgenden Zielen beitragen:
- Armut beseitigen
- Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte schützen
- nachhaltige Entwicklung fördern und Klimaschutz stärken
- Ursachen für irreguläre Migration mindern und Zwangsvertreibung verhindern
- Multilateralismus (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) fördern und internationale Abkommen wie die Agenda 2030 (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) und das Pariser Klimaabkommen (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) umsetzen
- Partnerschaften mit Ländern weltweit vertiefen
Dafür vereint NDICI – Global Europe sowohl geografische Ansätze für die Zusammenarbeit mit Partnerländern und Regionen als auch thematische Ansätze, um regionenübergreifende Herausforderungen anzugehen und nachhaltige Entwicklung auf globaler Ebene zu fördern. Zusätzlich verfügt das Instrument über Gelder für Konfliktprävention und die schnelle Reaktion auf Krisensituationen. Eine finanzielle Reserve erlaubt es, auf unvorhergesehene Entwicklungen und Ereignisse flexibel zu reagieren.
Ein Kernelement ist der integrierte „Europäische Fonds für nachhaltige Entwicklung Plus“ (EFSD+ (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)). Über ihn sollen zusätzliche öffentliche und private Investitionen in nachhaltige Entwicklung angeregt und umgesetzt werden.
Welche Rolle spielt Deutschland in der europäischen Entwicklungszusammenarbeit?
Als größter EU-Mitgliedsstaat gestaltet Deutschland die Entwicklungszusammenarbeit der Europäischen Union entscheidend mit. Zugleich möchte die Bundesregierung die deutsche Entwicklungspolitik noch europäischer ausrichten. So will sie sicherstellen, dass die jeweiligen Leistungen der EU und ihrer Mitgliedsstaaten als gemeinsamer europäischer Beitrag für nachhaltige Entwicklung effizienter und sichtbarer werden. Entwicklungs-, Außen- und Sicherheitspolitik sollen eng koordiniert werden, um wirksam Konflikten vorzubeugen und Veränderungsprozesse in den Partnerländern zu unterstützen.
Im Mittelpunkt stehen die Beseitigung von Hunger und Armut, Klimaschutz, der gerechte Übergang zu einer klimafreundlichen Wirtschaft (Just Transition (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)), Migration, die globale Gesundheit, Sozialstandards für das Welthandelssystem, Digitalisierung und die Gleichstellung der Geschlechter.
Dafür arbeitet Deutschland eng mit den EU-Institutionen und den anderen EU-Mitgliedsstaaten zusammen. Unter anderem hat sich Deutschland im Rahmen einer Team-Europe-Initiative erfolgreich für die Bereitstellung und Produktion von Impfstoffen in Afrika eingesetzt.
Wandbild des Künstlers Nova Dead in Brüssel
Stand: 21.08.2025