Solaranlage in Tsumke, Namibia

Kernthema „Klima und Energie, Just Transition Energiewende fördern, Lebensbedingungen in den Städten verbessern

Weniger als 60 Prozent der namibischen Bevölkerung sind an die Stromversorgung angeschlossen, in den ländlichen Gebieten hat nur etwa ein Drittel der Menschen Zugang zu Elektrizität. Rund 70 Prozent seines Strombedarfs muss das Land importieren. Deutschland unterstützt Namibia deshalb dabei, die nationale Stromversorgung auf erneuerbare Energien umzustellen. Gefördert wird außerdem eine nachhaltige Entwicklung der stark wachsenden Städte.

Der fehlende Zugang zu Energie behindert die wirtschaftliche und soziale Entwicklung insbesondere in den ländlichen Regionen Namibias. Doch angesichts der Größe und der extrem dünnen Besiedelung des Landes ist der Ausbau der Strominfrastruktur eine komplizierte und teure Aufgabe. Die hohe Abhängigkeit von Stromimporten – vor allem von Kohlestrom aus Südafrika, das selbst unter einer Energiekrise leidet – stellt ein Versorgungsrisiko dar und führt zudem zu sehr hohen Strompreisen.

Die lokale Stromerzeugung erfolgt derzeit zu rund 90 Prozent aus Wasserkraft. Die starken Dürren, unter denen Namibia seit Jahren leidet, gefährden die Energieversorgung zusätzlich. Das Potenzial für die Nutzung von Sonnen- und Windenergie ist jedoch groß. Ziel der namibischen Regierung ist es, bis 2040 alle Haushalte an das Stromnetz anzuschließen. Bis 2028 will sie 80 Prozent des nationalen Strombedarfs mit selbst erzeugter Energie decken. Bis 2030 sollen 70 Prozent des erzeugten Stroms aus erneuerbaren Quellen stammen. Mittelfristig soll sich das Land zu einem Exporteur von Strom und grünem Wasserstoff entwickeln.


Deutsches Engagement

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Solaranlage in Namibia

Das Bundesentwicklungsministerium unterstützt die ehrgeizigen Pläne der Regierung und fördert unter anderem den Bau eines Solarparks im Süden Namibias sowie den Aufbau dezentraler Photovoltaiksysteme (sogenannter Mini-Grids), die ländliche Regionen unabhängig vom öffentlichen Netz mit Strom versorgen können.

Mit deutscher Unterstützung entsteht außerdem der erste Energiespeicher der Region: Das Batteriespeichersystem soll Netzschwankungen abfedern und den Bedarf an Stromimporten aus Nachbarländern senken. Auch bei der Umstellung auf nicht ständig verfügbare erneuerbare Energien wie Sonne und Wind spielen Batteriespeicher eine entscheidende Rolle.

Die Energiewende bietet jungen Menschen Perspektiven – es werden viele neue Fachkräfte benötigt. Die GIZ (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) berät daher die namibischen Partner beim Ausbau der beruflichen Bildung. Es werden Berufsprofile definiert, Lehrpläne modernisiert und bestehende Aus- und Weiterbildungsgänge angepasst und ausgeweitet.

Grüner Wasserstoff

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Symbolbild Wasserstoff (H2): verschieden große Kreise die jeweils die chemische Summenformel des Wasserstoffmoleküls (H2) enthalten

Namibia will künftig mit Hilfe von Solar- und Windenergie „grünen“ Wasserstoff und Ammoniak produzieren und exportieren. In der Bauphase sollen rund 15.000 Arbeitsplätze und für den Betrieb der ersten Pilotanlage rund 3.000 dauerhafte Arbeitsplätze in der Nähe der kleinen Küstenstadt Lüderitz entstehen.

Das BMZ begleitet die namibischen Partner bei der Energiewende und setzt dabei den Schwerpunkt auf entwicklungspolitische Ziele: Verbesserung des Zugangs zu Energie für die lokale Bevölkerung, Klimaschutz durch die Nutzung erneuerbarer Energien, klimafreundliche Industrialisierung sowie Teilhabe der lokalen Bevölkerung (Mitbestimmung, Wertschöpfung, Beschäftigung). Damit der starke Zuzug von Arbeitern und Dienstleistern nicht zu unkontrollierter Zersiedelung führt, unterstützt das BMZ die Stadt Lüderitz bei der klimaneutralen und partizipativen (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) Stadtplanung.

Stadtentwicklung

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Wohn­haus in Al­gier, Al­ge­ri­en

Namibia befindet sich in einer dynamischen Übergangsphase von einer ländlich zu einer städtisch geprägten Gesellschaft. Seit der Unabhängigkeit hat sich die Stadtbevölkerung mehr als verdreifacht. Setzt sich der Trend fort, werden im Jahr 2050 mehr als 70 Prozent der Namibierinnen und Namibier in Städten leben. Damit verlagern sich auch entwicklungspolitische Aufgaben wie die Armutsbekämpfung, Wasser- und Sanitär- sowie Bildungs- und Gesundheitsversorgung zunehmend in städtische Zusammenhänge.

Die Urbanisierung Namibias erfolgt bislang hauptsächlich durch die Verdichtung und Ausweitung informeller Siedlungen, in welchen die Bewohnerinnen und Bewohner ohne sichere Landrechte und unter äußerst schlechten Bedingungen leben. Aktuell wohnen laut Schätzungen bis zu eine Million Namibierinnen und Namibier in informellen Siedlungen.

Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit setzt sich für eine nachhaltige und inklusive Stadtentwicklung ein. Während die KfW Entwicklungsbank (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) den Bau und die Wiederherstellung von technischer und sozialer Infrastruktur fördert, widmet sich die GIZ der partizipativen Siedlungsplanung: Das Engagement von Bewohnerinnen und Bewohnern, Nachbarschaftsinitiativen, Fachleuten verschiedener Disziplinen und Gemeindeverwaltungen wird gebündelt, um aus informellen Siedlungen lebenswerte Stadtquartiere zu machen. Ziel ist, die Wohn- und Lebensverhältnisse einkommensschwacher Haushalte und den Zugang zu sicheren Landrechten spürbar zu verbessern. Um einen Erfahrungsaustausch zu ermöglichen, wird in Kooperation mit dem namibischen Städteverband ein Städtenetzwerk aufgebaut.

Stand: 29.08.2024