Zedern im Libanon

Libanon

Der Libanon spielt eine zentrale Rolle für die Stabilität im Nahen Osten: Als Nachbar von Syrien und Israel ist er stark von den umliegenden Konflikten betroffen. Beispielsweise beherbergt der Libanon eine hohe Zahl syrischer Flüchtlinge und erlitt massive Zerstörungen infolge des Krieges zwischen Hisbollah und Israel. Gleichzeitig steckt das Land in einer langjährigen internen politischen und wirtschaftlichen Krise. Das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) unterstützt die Menschen in der akuten Krise und trägt zugleich dazu bei, die Handlungsfähigkeit staatlicher Strukturen zu stärken, um die langfristige Stabilität des Landes und der Region sicherzustellen.

Lager für Geflüchtete in der Bekaa-Ebene, Libanon

Flüchtlingskrise Mehr als jeder fünfte Einwohner ein Geflüchteter Interner Link

Im Libanon waren im September 2024 knapp 770.000 syrische Flüchtlinge offiziell beim Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) registriert. Ihre Lebensbedingungen sind schlecht: Rund 90 Prozent der Flüchtlinge leben in Armut. Rund 60 Prozent der syrischen Flüchtlingskinder im schulpflichtigen Alter besuchen keine Schule. Kinderarbeit ist weit verbreitet.

Der Libanon wurde in den letzten Jahren von mehreren aufeinanderfolgenden Krisen getroffen. Seit Ausbruch des syrischen Bürgerkriegs in 2011 haben rund 1,5 Millionen Syrerinnen und Syrer im Libanon Zuflucht gesucht – bei einer libanesischen Gesamtbevölkerung von etwa 4,5 Millionen. Die Versorgung dieser Menschen hat seitdem hohen Druck auf staatliche und lokale Institutionen und die Infrastruktur verursacht. Bis heute weist das Land die weltweit höchste Zahl an Geflüchteten pro Kopf auf.

2019 durchlebte der Libanon zudem eine Wirtschafts- und Bankenkrise, bei der die Landeswährung mehr als 95 Prozent ihres Wertes verlor. Seitdem befindet sich das Land in einer sozioökonomischen Abwärtsspirale. Die Explosion im Hafen von Beirut im Jahr 2020 legte den Zusammenbruch staatlicher Strukturen offen. Im Jahr 2022 verschärfte sich die Lage durch eine Ernährungskrise infolge des Ukrainekriegs. Zwischen Oktober 2023 und November 2024 fand zudem eine bewaffnete Auseinandersetzung zwischen Israel und der Hisbollah statt, die die humanitäre Lage weiter zugespitzt und geschätzt mehr als eine Millionen Menschen intern vertrieben hat. Armut, Stromausfälle, steigende Lebensmittelpreise, und ein weitgehend überlastetes Gesundheitssystem machen den Alltag für große Teile der Bevölkerung zu einer täglichen Herausforderung.

Nach Jahren politischer Blockaden aufgrund der festgefahrenen konfessionellen Machtverteilung endete 2022 die Amtszeit des Präsidenten Michel Aoun ohne Nachfolger. Die Regierung blieb geschäftsführend im Amt. Erst im Januar 2025 wurde mit Joseph Aoun ein neuer Präsident gewählt. Dieser ernannte Nawaf Salam zum Regierungschef. Die neue Regierung ist sehr reformorientiert, jedoch steht sie vor einem schwierigen Balanceakt: Sie muss versuchen, das konfessionelle Gleichgewicht zu wahren und zugleich trotz anhaltender Krisen handlungsfähig zu bleiben.


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Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit mit dem Libanon

Im Jahr 2003 stieg der Libanon offiziell zum Land mit „höherem mittlerem Einkommen“ auf, was zur Beendigung der bilateralen Entwicklungszusammenarbeit mit Deutschland führte. Nach dem Krieg zwischen der Hisbollah und Israel im Sommer 2006 nahm Deutschland das Engagement aber vorübergehend wieder auf, um beim Wiederaufbau des Landes zu helfen.

Zu Beginn des syrischen Bürgerkriegs im Jahr 2011 weitete Deutschland die Entwicklungszusammenarbeit mit dem Libanon aus, um dem Land bei der Versorgung der Geflüchteten zu helfen und die Aufnahmegemeinden zu unterstützen. Seit 2020 zählt der Libanon wieder zu den offiziellen Partnerländern des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Die Zusammenarbeit erfolgt mit dem Ziel der Stabilisierung und Konfliktprävention, aber auch um langfristige Entwicklungsperspektiven zu schaffen. Im Gegenzug werden klare politische Reformen erwartet.

Die heutige deutsch-libanesische Entwicklungszusammenarbeit stützt sich auf zwei Säulen:

  1. Kurz- und mittelfristig geht es um die Bewältigung verschiedener Krisen. Dazu gehört die Versorgung der Flüchtlinge und vulnerabler Bewohner aus den häufig wirtschaftlich selbst stark unter Druck stehenden Aufnahmegemeinden sowie die Wiederherstellung von Basisdienstleistungen und -infrastruktur und die Schaffung wirtschaftlicher Perspektiven.

  2. Langfristig stehen Stabilisierung, wirtschaftlicher Wiederaufbau und institutionelle Reformen im Vordergrund. Vor allem Investitionen in Infrastruktur, Bildung, Wirtschaftsentwicklung und berufliche Bildung, eine Stärkung der sozialen Grundversorgung sowie die Unterstützung des Staats bei weitreichenden Reformen sollen dazu beitragen, die fragile Lage des Landes zu verbessern.

2024 hat das BMZ dem Libanon insgesamt 153,8 Millionen Euro für Entwicklungszusammenarbeit bereitgestellt.

Foto von Kinder, die aus einem Zelt schauen.

Kurz- und mittelfristig Unterstützung in der Krise Interner Link

Seit Beginn der Flüchtlingskrise unterstützt Deutschland den Libanon dabei, die Herausforderung zu bewältigen. Dabei richtet sich die Hilfe gezielt an Geflüchtete sowie besonders vulnerable Bevölkerungsgruppen. Projektbeispiele für das deutsche Engagement im Libanon beinhalten:

Foto von Frauen, die in einer Industrieküche Gemüse schneiden.

Langfristig Stabilisierung, wirtschaftlicher Wiederaufbau und Reformen Interner Link

Um wirtschaftliche und politische Stabilität und Handlungsfähigkeit des Landes zu verbessern, unterstützt die deutsche Entwicklungszusammenarbeit die reformorientierte libanesische Regierung dabei, staatliche Strukturen und Institutionen zu stärken und grundlegende Reformen durchzuführen. Dabei werden auch strukturelle Barrieren für die Gleichberechtigung von Frauen abgebaut und ihr politisches und wirtschaftliches Teilhabe gestärkt. Projektbeispiele beinhalten:

Entwicklungspolitische Kennzahlen

  • Libanon
  • Deutschland

Allgemeine Informationen

Hinweise für die Nutzung

Klicken Sie sich durch die oben angeordneten verschiedenen Rubriken und finden Sie aktuelle Zahlen aus dem Libanon sowie – zum Vergleich – aus Deutschland.

Weitere Informationen zu den einzelnen Daten und die Quellenangabe können Sie mithilfe des i-Zeichens abrufen.

Libanon Hauptstadt Beirut

Gesamtbevölkerung

in Millionen (2024)
5,81
83,51

Fläche

in Quadratkilometern
10.450
357.680

Rang im HDI

Index der menschlichen Entwicklung (HDI), 193 Länder (Ränge können mehrfach belegt sein)
100
JO
Flagge von Jordanien
102
LB
Flagge des Libanon
103
LC
Flagge von St. Lucia
4
DK
Flagge von Dänemark
5
DE
Flagge von Deutschland
5
SE
Flagge von Schweden

Stand: 18.10.2024