Arbeiterinnen der Textilfabrik Zaber und Zubair Fabrics Ltd. in Tongi, Bangladesch

Wirtschaftliche Situation Land im Aufschwung

Seit den 1990er Jahren wächst die Wirtschaft Bangladeschs. In den vergangenen zehn Jahren stieg die jährliche Wachstumsrate laut Angaben der Weltbank (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) auf über acht Prozent, nach einem Einbruch durch die Corona-Pandemie (2020/21: 3,8 Prozent) stieg die Wirtschaftsleistung wieder auf durchschnittlich fünf bis sechs Prozent.

Die hauptsächlich auf den Export von Textilgütern ausgerichtete Wirtschaft hat sich vom Einbruch während der Corona-Pandemie schnell wieder erholt und ein Wachstum von etwa sechs Prozent erreicht. Durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ist das Wachstum aber wieder etwas gesunken, die Weltbank prognostiziert für 2023 nur noch circa fünf bis sechs Prozent.

Mehr als die Hälfte des Bruttoinlandsprodukts (BIP) erwirtschaftet der Dienstleistungssektor, die Industrie trägt ein Drittel zum BIP bei (Zahlen von 2021). In Bangladesch entwickeln sich zurzeit neben der Textilindustrie neue exportorientierte Wirtschaftssektoren mit Wachstumspotenzial wie Schiffbau, Keramikproduktion, Pharmaindustrie, Fahrradherstellung und der IT-Sektor. Mit knapp 85 Prozent am Exportvolumen dominieren immer noch Textilerzeugnisse.

Neben den Erlösen aus dem Export sind die Transferleistungen von bangladeschischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, die im Ausland arbeiten (vor allem in den Golfstaaten), eine der wichtigsten Devisenquellen des Landes. 2023 erreichten die offiziellen Überweisungen umgerechnet rund 23 Milliarden US-Dollar.


Investitionshemmnisse

Eine wichtige Ursache für die Armut in Bangladesch ist Unterbeschäftigung. Die Regierung will durch die Förderung arbeitsintensiver produktiver Wirtschaftszweige mehr Arbeitsplätze schaffen und wirbt mit Steuer- und Zollerleichterungen (insbesondere in den Freihandelszonen) um ausländische Investoren. Den vergleichsweise günstigen formalen und rechtlichen Rahmenbedingungen stehen jedoch eine ineffiziente Bürokratie, mangelnde Transparenz und Korruption gegenüber.

Auch der schlechte Zustand der Infrastruktur schreckt potenzielle Investoren ab. Viele Straßen und Bahnstrecken sind überlastet und baufällig, außerdem behindern versandete Flussläufe und Häfen den Transport von Waren. Zudem hemmt die mangelhafte Stromversorgung die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Um Abhilfe zu schaffen, hat die Regierung bislang acht sogenannte Export Processing Zones eingerichtet, die mit besserer Infrastruktur und Versorgung Unternehmen anlocken sollen.

Textilindustrie

Siehe auch
Arbeiterinnen und Arbeiter in einer Textilfabrik in Bangladesch, in der besonders auf die Einhaltung der gesetzlichen Sozial- und Umweltstandards geachtet wird

Bangladesch ist nach China der zweitgrößte Textil- und Bekleidungsproduzent. Die Branche erwirtschaftet mehr als 85 Prozent der Exporterlöse des Landes und beschäftigt rund vier Millionen Frauen und Männer. Hauptabnehmer der Textilien sind die EU (hier Deutschland) und die USA. Bangladesch spielt damit eine zentrale Rolle in deutschen Initiativen wie dem Bündnis für nachhaltige Textilien, dem Grünen Knopf, aber auch beim Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz.

Wegen schlechter Sicherheitsbedingungen in den Textilfabriken kam es in Bangladesch immer wieder zu Unglücksfällen. Der schwerste Fabrikunfall in der Geschichte des Landes ereignete sich am 24. April 2013, als nahe der Hauptstadt Dhaka das Rana Plaza, ein neunstöckiges Geschäfts- und Fabrikgebäude, einstürzte. Mehr als 1.100 Menschen wurden getötet, mehr als 2.000 verletzt.

Auf internationalen Druck wurden inzwischen weitreichende Vereinbarungen zu Brandschutz und Gebäudesicherheit im Textilsektor auf den Weg gebracht. Die in Bangladesch angestoßenen Initiativen könnten auch über das Land hinaus richtungsweisend wirken, Bangladesch ist trotz noch vorhandener Mängel in einigen Bereichen bereits Vorreiter.

Als eines der am wenigsten entwickelten Länder (LDC (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) hat Bangladesch noch zollfreien Zugang zu den EU-Märkten. Diesen Status wird das Land 2026 verlieren, die Handelspräferenzen laufen dann aus. Bangladesch muss sich dadurch nicht nur einem verstärkten Preiswettbewerb stellen, sondern mit anderen Wettbewerbern (zum Beispiel Vietnam) konkurrieren. Um weiterhin zollvergünstigt in die EU exportieren zu können, muss das Land auch strengere Anforderungen in den Bereichen Menschenrechte, Arbeitsrechte, Umweltschutz und gute Regierungsführung erfüllen.

Stand: 15.01.2024