Straßenszene in Dhaka, Bangladesch

Soziale Situation Das Wachstum erreicht nicht alle

In Bangladesch leben fast 170 Millionen Menschen auf einer Fläche von nur knapp 148.000 Quadratkilometern (etwa 40 Prozent der Fläche Deutschlands). Damit ist Bangladesch der Flächenstaat mit der weltweit höchsten Bevölkerungsdichte. Das jährliche Bevölkerungswachstum liegt aktuell bei rund einem Prozent.

Armut

Der Anteil der Menschen, die unterhalb der nationalen Armutsgrenze leben, konnte in den Jahren zwischen 2000 und 2016 halbiert werden, von 48,9 Prozent auf 24,3 Prozent (2016). Diese Zahlen sanken weiter, 2022 lebten rund 12,5 Prozent der bangladeschischen Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze.

Trotz dieses Erfolges bleibt die Armutsbekämpfung weiterhin eine der wichtigsten Aufgaben für die Regierung. Auf dem aktuellen Index der menschlichen Entwicklung (HDI (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) steht Bangladesch auf Platz 129 von 193 Ländern. Den Rückschlag durch die Corona-Pandemie konnte Bangladesch sehr schnell wieder aufholen.

Grundversorgung

Bei der Grundversorgung der Bevölkerung sind noch große Defizite zu verzeichnen. So haben nur 59 Prozent der Menschen in Bangladesch Zugang zu einer sicher betriebenen Trinkwasserversorgung. Nur rund 75 Prozent der schwangeren Frauen werden medizinisch betreut, nur knapp 60 Prozent der Geburten werden von ausgebildetem medizinischem Personal betreut. Etwa 23 Prozent der Erwachsenen können nicht lesen und schreiben, etwa 40 Prozent der Bevölkerung nutzen das Internet.

Situation der Frauen

Frauen werden in Bangladesch weiterhin vielfältig diskriminiert. In Politik und Wirtschaft sind sie stark unterrepräsentiert, insbesondere in den ländlichen Gebieten. Häusliche Gewalt gegen Frauen ist verbreitet, im Erb-, Heirats-, Trennungs- und Scheidungsrecht sind sie benachteiligt. Bangladesch gehört außerdem zu den Ländern mit der höchsten Eheschließungsrate unter Minderjährigen. Zwei von drei Mädchen sind bei der Hochzeit jünger als 18 Jahre. Besonders durch die Lockdowns und Schulschließungen während der Corona-Pandemie in den Jahren 2020/21 hat sich diese Entwicklung verstärkt.

Ehrgeizige Entwicklungsziele

Die bangladeschische Regierung hat das in ihrer Strategie „Vision 2021“ gesetzte Ziel erreicht: Bangladesch wurde im Jahr des 50. Unabhängigkeitstags 2021 nach der dritten erfolgreichen Überprüfung durch die Vereinten Nationen der Aufstieg aus der Gruppe der am wenigsten entwickelten Länder (Least Development Countries, LDC (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) bestätigt. Nach einer Phase des Übergangs wird es 2026 die Gruppe verlassen.

Die Weltbank (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) stuft Bangladesch seit 2015 als Land mit niedrigem mittlerem Einkommen ein (Low Middle Income Country). Der achte Fünfjahresplan (2020 bis 2025) und der Deltaplan sehen bis 2031 einen Status als Land mit höherem mittlerem Einkommen vor (High Middle Income Country).

Um dieses Ziel zu erreichen, müssen noch viele grundlegende Entwicklungshemmnisse beseitigt werden. Auch im Bereich Klimaschutz sieht der im Oktober 2022 erlassene Nationale Anpassungsplan (National Adaptation Plan (Externer Link), NAP) 2023 bis 2050 hoch gesteckte Ziele vor, die vermutlich nur mit internationaler Hilfe realisierbar sein werden.

Stand: 15.01.2024