Deutsches Engagement Das Bündnis für nachhaltige Textilien
Als Multi-Stakeholder-Initiative bringt das Textilbündnis alle Akteure zusammen und bietet ihnen ein Netzwerk und Unterstützung.
Das Bündnis zählt rund 130 Mitglieder, darunter Unternehmen, Verbände, Gewerkschaften, zivilgesellschaftliche Akteure, Standardorganisationen und die Bundesregierung. Die Unternehmen im Textilbündnis stehen für knapp die Hälfte des Einzelhandelsumsatzes der deutschen Textil- und Modebranche.
Endkontrolle der Kleidungsstücke in einer Textilfabrik in Bangladesch
Orientierung an internationalen Standards und Prinzipien
Die Ziele, Themen und Prozesse im Textilbündnis orientieren sich an internationalen Standards wie den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte (Externer Link) und den ILO-Kernarbeitsnormen (Externer Link). Leitend sind die OECD-Empfehlungen für die Umsetzung unternehmerischer Sorgfaltspflichten in der in der Bekleidungs‑ und Schuhwarenindustrie (Externer Link).
Durch diese Ausrichtung können Mitgliedsunternehmen auch den Anforderungen des Nationalen Aktionsplans Wirtschaft und Menschenrechte (Externer Link) der deutschen Bundesregierung gerecht werden.
Wie arbeitet das Bündnis für nachhaltige Textilien?
Die Bündnismitglieder setzen sich gemeinsam für nachweisliche soziale und ökologische Verbesserungen in der gesamten Textil-Lieferkette ein; durch individuelle Verantwortung, gemeinsames Engagement und gegenseitige Unterstützung.
Individuelle Verantwortung
Damit die Mitgliedsunternehmen ihren Sorgfaltspflichten gerecht werden können, hat das Textilbündnis einen branchenspezifischen Umsetzungsrahmen und ein Berichtsformat – den Review-Prozess – entwickelt. Am Anfang steht eine individuelle Risikoanalyse: Unternehmen prüfen, wo in ihrer Lieferkette soziale, ökologische und Korruptions-Risiken auftreten (könnten).
Zu den elf Sektorrisiken gehören unter anderem Diskriminierung, Gesundheit und Sicherheit, Löhne und Sozialleistungen, Kinder- und Zwangsarbeit.
Für die besonders schwerwiegenden Risiken setzen sich die Unternehmen anschließend Ziele und definieren Maßnahmen, um diese Risiken zu mindern. Ein qualitatives Auswertungsgespräch dient der Verifizierung und Qualitätssicherung der Risikoanalyse und der daraus abgeleiteten Ziele und Maßnahmen. Nach zwei Jahren müssen sie im Fortschrittsbericht angeben, welche Ziele sie erreicht haben oder erklären, warum sie Ziele nicht erreichen konnten.
Die Mitglieder der übrigen Akteursgruppen – also Verbände, Nichtregierungsorganisationen, Standardorganisationen, Gewerkschaften und die Bundesregierung – kommen ebenfalls einer Berichterstattungspflicht nach. Sie beschreiben, wie sie sich eingebracht und welche Maßnahmen sie zur Erreichung der Bündnisziele umgesetzt haben.
Alle Ziele, Maßnahmen und Fortschritte werden auf der Textilbündnis-Website (Externer Link) veröffentlicht. Damit leistet das Bündnis einen wichtigen Beitrag zu mehr Transparenz und unterstützt seine Mitglieder auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit in ihren Wertschöpfungsketten.
Gemeinsames Engagement
Zusammen kann man mehr erreichen als allein. Auf dieser Überzeugung bauen die Bündnisinitiativen auf. Durch das gemeinsame Engagement der verschiedenen Stakeholder-Gruppen verbessern die Bündnismitglieder die sozialen und ökologischen Bedingungen in den Produktionsländern. Zurzeit gibt es vier Bündnisinitiativen, weitere sind in Planung:
Abwasser (Externer Link): Die Bündnisinitiative zielt auf ein nachhaltiges Abwassermanagement in Textilfabriken, unter anderem durch Capacity Building, die Harmonisierung von Abwasserstandards, eine verbesserte Daten- und Analysequalität, Austausch und Wissenstransfer.
Beschwerdemechanismen (Externer Link): Arbeiterinnen und Arbeiter in der Textilindustrie sollen Beschwerden melden können. Dazu braucht es effektive Beschwerde- und Abhilfemechanismen. Hier kooperiert das Textilbündnis mit der Fair Wear Foundation (Externer Link) (FWF) und dem niederländischen Agreement on Sustainable Garment and Textiles (Externer Link) (AGT).
Existenzsichernde Löhne (Externer Link): Zwar gelten in vielen Produktionsländern Mindestlöhne, oft reichen diese zum Leben jedoch nicht aus. Deshalb setzt sich das Textilbündnis für existenzsichernde Löhne ein. Die Mitglieder der Bündnisinitiative widmen sich vor allem fairen Einkaufspraktiken sowie Vereinigungsfreiheit und Kollektivverhandlungen in Produktionsländern.
Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Tamil Nadu (Externer Link): Die Bündnisinitiative hat das Ziel, die Arbeitsbedingungen in der Textil- und Bekleidungsindustrie im indischen Bundesstaat Tamil Nadu systemisch zu verbessern, insbesondere für Frauen und Mädchen in Spinnereien. Dazu sollen der Multi-Stakeholder-Dialog auf Staats- und Distriktebene gestärkt und Arbeiterinnen und Arbeiter und Fabrikmanagement in Trainings über ihre Rechte aufgeklärt werden und geschult werden.
Gegenseitige Unterstützung
Das Bündnis versteht sich auch als Plattform für Lernen und Dialog. Durch Webinare und Workshops, die Arbeit in Expertinnen-und Expertengruppen und Projektgruppen sowie Tools und Unterstützungsmaterial werden Informationen und Erfahrungen aufbereitet und mit allen Mitgliedern geteilt.
Das Textilbündnis verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz und deckt ein breites Themenspektrum ab – von Lieferkettentransparenz und Korruptionsprävention über Einkaufspraktiken und Beschwerdemechanismen bis hin zu Chemikaliensicherheit und nachhaltigen Naturfasern.
2020 sind zwei Expertinnen-und-Experten-Gruppen zu Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz hinzugekommen.
International vernetzt und anschlussfähig
Die Wertschöpfungsketten und Liefernetzwerke im Textilsektor erstrecken sich über die ganze Welt. Nicht zuletzt deswegen bedarf es international abgestimmter Vorgehensweisen, um Standards zu harmonisieren und Kräfte zu bündeln.
Schon bei der Gründung des Textilbündnisses wurde erkannt: Als nationale Initiative in einer global vernetzten Branche muss das Textilbündnis den Anschluss an andere europäische und internationale Initiativen herstellen.
Dazu hat es seit 2017 rund zehn strategische Kooperationen mit anderen Initiativen geschlossen, unter anderem mit der Fair Wear Foundation (Externer Link), der Sustainable Apparel Coalition (Externer Link) und Textile Exchange (Externer Link).
Durch das internationale Netzwerk erhalten Bündnismitglieder auch Zugang zu Expertise, Instrumenten und Kontakten anderer Brancheninitiativen.
Weitere Informationen
Aktuelle Informationen über das Textilbündnis finden Sie unter www.textilbuendnis.com (Externer Link).