Gesundheit IDPoor: Bedürftige zahlen mit ihrer Karte

Zugang zu kostenloser medizinischer Versorgung und sozialen Diensten: Das gewährt die Ausweiskarte „IDPoor“, die die kambodschanische Regierung eingeführt hat, um die Armut im Land zu verringern. Das Programm wird vom Bundesentwicklungsministerium unterstützt.

Medizinische Kontrolluntersuchung im Theay Health Centre in Prey Veng

Medizinische Kontrolluntersuchung im Theay Health Centre in Prey Veng

Medizinische Kontrolluntersuchung im Theay Health Centre in Prey Veng

In Dorfversammlungen wird zunächst ermittelt, welche Haushalte Hilfe benötigen. Diese erhalten dann eine IDPoor-Karte, die alle Haushaltsmitglieder berechtigt, bestimmte staatliche Leistungen in Anspruch zu nehmen. Dazu zählen eine landesweite kostenlose medizinische Versorgung, ein Trinkwasseranschluss, reduzierte Gebühren für Verwaltungsdienstleistungen, zinsvergünstigte Kredite, Geldleistungen nach der Geburt eines Kindes sowie Beihilfen für Menschen mit Behinderungen.

Hier einige Beispiele, die zeigen, wie die Karte die Lebensbedingungen der Menschen spürbar verbessert:

Grippebehandlung ermöglicht

Kung Him lebt in einer kleinen Wellblechhütte in einem Dorf in Zentralkambodscha. Die 82-Jährige hat keine Familie mehr: Ihr Mann starb Anfang der 1980er Jahre, ihr einziges Kind kam während des Regimes der Roten Khmer ums Leben. Früher sammelte Kung Him Palmblätter und nähte sie zusammen, um sie als Dachabdeckungen zu verkaufen. Heute ist sie auf Spenden angewiesen. So ermöglichten Nachbarn den Bau ihrer Hütte und ihren Reis erhält sie über das örtliche buddhistische Kloster.

Die IDPoor-Karte nutzt sie, um sich ärztlich versorgen zu lassen. So konnte sie zum Beispiel eine Grippe im Krankenhaus behandeln lassen. „Ohne diese Karte würde ich es nicht wagen, ins Krankenhaus zu gehen“, sagt Kung Him. „Ich bin sehr glücklich, sie zu haben.“

Ausweitung des Programms auf Stadtbewohner

Sam Kunthea lebt allein in der Hauptstadt Phnom Penh. Tag für Tag fährt sie mit dem Fahrrad durch die Straßen der Stadt und sammelt Aluminiumdosen und Kunststoffflaschen. An guten Tagen verdient die 38-Jährige mit diesen Wertstoffen umgerechnet 2,50 US-Dollar. Sie lebt mietfrei in einer winzigen Hütte – das Grundstück hat ihr der Besitzer aus Mitleid überlassen. Zu ihrem Schutz schläft sie jede Nacht mit einem großen Messer neben sich.

Bis vor einiger Zeit lebte Sam Kunthea mit ihrer Mutter zusammen. Aufgrund zunehmender psychischer Beeinträchtigungen musste diese zu Verwandten aufs Land ziehen. Um ihr den Umzug zu ermöglichen, lieh sich Kunthea umgerechnet 75 US-Dollar und nahm sich eine Auszeit. Diese Schulden muss sie nun zurückzahlen.

Sam Kunthea gehört zu den ersten Stadtbewohnern, die eine IDPoor-Karte erhalten haben. Der kostenlose Zugang zu sozialen Diensten ist für sie eine große Erleichterung.

Mutter und Kind gut versorgt, Familie schuldenfrei

Das erste Kind von Mak Cheah (24) und ihrem Mann Mao Teur (23) wurde im Provinzkrankenhaus von Kampong Chhnang geboren. Keine Selbstverständlichkeit für das Paar – sie hat einen Job in einer Schuhfabrik, er arbeitet als Tagelöhner auf dem Bau. Ihr Verdienst hätte nicht gereicht, um das Krankenhaus zu bezahlen: „Ohne IDPoor hätten wir uns Geld leihen und dann einen Weg finden müssen, es irgendwie zurückzuzahlen“, berichtet Cheah.

Die junge Frau hatte eine schwierige Schwangerschaft, konnte aber dank der IDPoor-Karte ihrer Familie ein nahegelegenes Gesundheitszentrum für pränatale Untersuchungen besuchen. Als der Geburtstermin näher rückte, beschloss das Paar, sicherheitshalber eine Woche früher ins Krankenhaus zu gehen. Die Kosten für die Schwangerschaftsvorsorge und die Geburtsbegleitung wurden ebenso vom Staat übernommen wie die Fahrtkosten, ein Teil der Verpflegungskosten und auch die Behandlung des Babys, das unter einer Atemwegsinfektion litt.

Mak und Mao mit ihrem gemeinsamen Kind

Mak und Mao mit ihrem gemeinsamen Kind

Mak und Mao mit ihrem gemeinsamen Kind