Zusammenarbeit konkret Libanon: Ziviler Friedensdienst

„Ich möchte zur Schule gehen“

Amal Murad hat eine gefährliche Reise hinter sich. Mit ihrer Familie ist die 14-Jährige zu Fuß bei klirrender Kälte über die Berge in den Libanon geflüchtet. Als die Kämpfe zwischen der syrischen Armee und den Aufständischen immer heftiger wurden, sind viele Bewohner aus ihrem kleinen Dorf im Qalamun-Gebirge geflohen. Mit ihren Eltern und fünf Geschwistern lebt Amal nun in Baalbek in einer Zweizimmerwohnung.

Amal Murad, 14 Jahre, kommt aus einem syrischen Dorf im Qalamun-Gebirge und ist im Winter 2013 mit ihrer Familie in den Libanon gefüchtet.

Amal Murad, 14 Jahre

Amal Murad, 14 Jahre

Amal vermisst ihre Heimat

Amal fühlt sich wohl in Baalbek, aber sie vermisst ihre Heimat und ihr altes Leben. „Ich kannte eine Menge Leute im Dorf. Wir hatten viele Verwandte. Und mein Vater hatte Arbeit.“

Mit anderen syrischen Mädchen besucht sie das „Zentrum für Schülerhilfe“ in Baalbek. Dort nimmt sie an einem Englischkurs teil. Das Zentrum organisiert Bildungsangebote für libanesische und syrische Schüler. Amal hofft, dass sie bald eine normale libanesische Schule besuchen kann, um in allen Fächern Unterricht zu bekommen.

Raid Hussein, 7

Raid Hussein ist mit seiner Familie im Herbst 2013 vor dem Bürgerkrieg in Syrien geflohen. Mit seinen Eltern Imad und Nour und seiner fünfjährigen Schwester Lujain lebt er in der libanesischen Stadt Baalbek. Die Familie teilt sich eine Einzimmerwohnung mit Raids Onkel.

Die syrische Familie Hussein ist im Herbst 2013 in die libanesische Stadt Baalbek geflohen (von links): Imad (33 Jahre), Lujain (5 Jahre), Raid (7 Jahre) und Nour (26 Jahre)

Die syrische Familie Hussein (von links): Imad (33 Jahre), Lujain (5 Jahre), Raid (7 Jahre) und Nour (26 Jahre)

Die syrische Familie Hussein (von links): Imad (33 Jahre), Lujain (5 Jahre), Raid (7 Jahre) und Nour (26 Jahre)

„Wir können nicht zurück“

Die Husseins stammen aus dem syrischen Zabadani, das in der Nähe der libanesischen Grenze liegt. Ihr Haus wurde zerstört. „Wir können nicht zurück. Wir konnten bei unserer Flucht nichts mitnehmen. Alles, was wir dort hatten, ist verbrannt“, erklärt Raids Vater Imad.

„Ich wünsche mir, dass meine Tochter behandelt werden kann“

„Als unsere Wohnung bombardiert wurde, hat sich meine Tochter furchtbar erschreckt. Danach hat sie lange kein Wort mehr gesprochen. Es wurde dann etwas besser. Aber bis jetzt hat sie Sprachstörungen. Und bei lauten Geräuschen zuckt sie zusammen und bekommt Angst“, erklärt Nour Hussein.

Hilfsbereite Bevölkerung

„Durch uns wird das Leben auch für die Libanesen schwieriger, vor allem wenn es um Arbeitsplätze geht“, sagt Imad Hussein. Trotzdem hat der 33-Jährige die örtliche Bevölkerung als sehr hilfsbereit erlebt: „Als meine Tochter schwer krank wurde, haben einige Libanesen für uns Geld gesammelt. Damit konnte ich in die Hauptstadt Beirut fahren und meine Tochter dort behandeln lassen.“

„Meine Kinder sollen eine Zukunft haben“

Wafa Al-Daif, 35, ist mit ihrem Mann und ihren sechs Kindern 2013 vor dem Bürgerkrieg in Syrien geflohen. Außer ihren Ausweisen und wenigen wichtigen Papieren konnten sie nichts mitnehmen. „Meine Kinder hatten große Angst. Unser Haus wurde bei den Kämpfen zerstört. Es ist völlig ausgebrannt. Es war so schön! Wir haben es neu gebaut, so viel Mühe und Geld hineingesteckt.“

Wafa Al-Daif, 35 Jahre, ist mit ihrer Familie aus der syrischen Stadt Holms in den Libanon geflohen.

Wafa Al-Daif mit ihren Kindern

Wafa Al-Daif mit ihren Kindern

Leben in Baalbek

Wie viele syrische Flüchtlinge lebt die Familie Al-Daif nun in der libanesischen Stadt Baalbek. „Mein Mann hat schon vor dem Ausbruch des Krieges hier gearbeitet. Als wir unser Dorf verlassen mussten, hat er für uns hier eine Bleibe gefunden“, so Wafa Al-Daif.

Die Familie ist beim Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) registriert und bekommt Lebensmittelcoupons. „Das reicht natürlich nicht zum Leben“, erzählt die syrische Mutter. Sie ist froh, dass ihr Mann ab und zu Arbeit findet.

„In Syrien haben alle meine Kinder die Schule besucht“

Sara, Ahmad und ihre Geschwister können im Libanon nicht zur Schule gehen. Ihre Eltern haben nicht genug Geld für die Anmeldegebühren, Hefte, Bücher und den Schulbus. „In Syrien haben alle meine Kinder die Schule besucht. Es hat auch etwas gekostet, aber nicht so viel wie hier“, erzählt ihre Mutter Wafa Al-Daif. Sie hofft, dass ihre sechs Kinder eines Tages eine Ausbildung machen und ohne Angst leben können. „Ich wünsche mir, dass wir an einem Ort leben können, wo meine Kinder eine Zukunft haben.“

Eine syrische Flüchtlingsfamilie vor ihrer Unterkunft in der libanesischen Stadt Baalbek

Eine syrische Flüchtlingsfamilie vor ihrer Unterkunft in der libanesischen Stadt Baalbek

Eine syrische Flüchtlingsfamilie vor ihrer Unterkunft in der libanesischen Stadt Baalbek

Wir schaffen Perspektiven für Flüchtlinge

Rund 6,5 Millionen Syrerinnen und Syrer sind vor dem Bürgerkrieg in ihrer Heimat ins Ausland geflohen. Viele von ihnen ins Nachbarland Libanon. Der Wohnungsmarkt, der Arbeitsmarkt, das Gesundheits- und das Bildungssystem der libanesischen Städte und Gemeinden sind dem starken Zustrom nicht gewachsen. Die knappen Ressourcen führen zu Konflikten zwischen der libanesischen Bevölkerung und den syrischen Flüchtlingen.

Ein grundlegendes Problem ist die fehlende Kommunikation zwischen Einheimischen und Flüchtlingen. Zusammen mit lokalen Partnerorganisationen hat das Forum Ziviler Friedensdienst (forumZFD) deshalb mit Unterstützung des BMZ Projekte ins Leben gerufen, bei denen sich Libanesen, Syrerinnen und Syrer besser kennenlernen, Vorurteile abbauen und gemeinsam in ihren Gemeinden entwickeln können. Möglichst viele Menschen werden einbezogen: Jugendliche, Frauengruppen, Lehrerkräfte und Flüchtlingsvertreterinnen und -vertreter. Außerdem werden Gemeindearbeiterinnen und -arbeiter ausgebildet. Sie reden mit Einheimischen und Flüchtlingen über Sorgen und Ängste, Lebens- und Arbeitsbedingungen. Gemeinsam mit allen Beteiligten versuchen sie dann, die Situation zu verbessern.