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Die Herausforderungen des steigenden Bevölkerungswachstums und des Klimawandels erfordern ein grundsätzliches Umdenken in Bezug auf unsere gegenwärtigen Ernährungssysteme. Schon 2008 konstatierte der Weltagrarbericht, dass weitermachen wie bisher keine Option sei.
Für die landwirtschaftliche Produktion bedeutet dies, dass zukünftig die natürlichen Ressourcen langfristig erhalten werden müssen, ohne die eine Landwirtschaft nicht möglich ist: Boden, Wasser und biologische Vielfalt. Um dies zu erreichen, muss die landwirtschaftliche Produktion einschließlich der Tierhaltung nachhaltiger gestaltet werden – sowohl in den Industrie- als auch in den Entwicklungsländern.
Eine Umgestaltung zu einer ressourcenschonenden, auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Landwirtschaft wird in den größtenteils durch kleinbäuerliche Landwirtschaft geprägten Entwicklungsländern anders vollzogen werden müssen als in den Industriestaaten. Nachhaltige Landwirtschaft ist als Teil einer nachhaltigen ländlichen Entwicklung zu sehen. Diese braucht zukunftsfähig gestaltete ländliche Räume, in denen die Bevölkerung ausreichend Nahrung, Wasser, Energie, Baumaterial und Einkommen erwirtschaften kann. Neben der Landwirtschaft spielt hier auch die nachhaltige Nutzung von Wäldern eine wichtige Rolle.
Nachhaltige Landwirtschaft muss dazu beitragen, auch den kleinbäuerlichen Familien eine ausgewogene Ernährung und ein Einkommen zu sichern und sie bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels unterstützen. Darum ist ein wichtiges Arbeitsfeld der deutschen Entwicklungszusammenarbeit, eine nachhaltigere Landwirtschaft und Ernährungssysteme zu fördern, die sowohl Produzentinnen und Produzenten als auch Konsumentinnen und Konsumenten einbeziehen.
Umdenken erforderlich
Die für die zukünftige Ernährungssicherung erforderliche Produktion in der Landwirtschaft kann nur durch ein grundsätzliches Umdenken und Umsteuern erreicht werden. Bereits heute sind die Herausforderungen, vor denen der Agrarsektor weltweit steht, klar zu erkennen:
Viele Böden sind geschädigt, Wasservorräte sind durch Düngemittel und Pestizide belastet und werden so stark genutzt, dass sie sich nicht mehr regenerieren können. Die landwirtschaftliche Artenvielfalt (Agrobiodiversität) nimmt immer weiter ab. Landwirtschaft und Wald konkurrieren um Flächen. Etwa drei Viertel der weltweiten Waldverluste werden durch die Landwirtschaft verursacht.
Nach Schätzungen der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) gehen jährlich bis zu 10 Millionen Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche verloren. Ein Drittel der Böden weltweit ist von schwerer oder mittlerer Bodendegradierung betroffen – durch Erosion, Nährstoffauszehrung, Versalzung, Versiegelung oder Vergiftung. In den Trockengebieten der Erde sind 70 Prozent der Flächen von Desertifikation bedroht. Besonders alarmierend ist die Lage in Afrika: Dort sind knapp zwei Drittel der Ackerböden degradiert, 45 Prozent der Landfläche drohen, sich in Wüsten zu verwandeln.
Deutschland fördert nachhaltigere Landwirtschaft
Wenn die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung dauerhaft gesichert werden soll, müssen Nahrungsmittelverluste und -verschwendung reduziert werden, Konsummuster sich verändern, und auch die Produktion von Nahrungsmitteln muss nachhaltig gestaltet werden. Landwirtschaftliche Flächen dürfen nicht übernutzt und auch nicht auf Kosten von Wäldern ausgeweitet werden.
Die Herausforderung besteht darin, Verluste und Verschwendung zu minimieren, bewusster und unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten zu konsumieren, sowie die Erträge auf den vorhandenen Flächen zu steigern, ohne dass diese auslaugen und ihre Fruchtbarkeit verlieren.
Ressourcen respektieren
Die deutsche Entwicklungspolitik fördert daher nachhaltige Landwirtschaft als wesentlichen Bestandteil eines nachhaltigen Ernährungssystems.
Nachhaltige Landwirtschaft bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Landwirtschaft die begrenzt verfügbaren natürlichen Ressourcen (Boden, Wasser, Nährstoffe) erhält, alle Formen von Leben (Pflanze, Tier, Mensch) und ökologisch wertvolle Gebiete (natürliche Wälder, Feuchtgebiete) respektiert und den Landwirten eine wirtschaftliche Existenz sichert.
Die Bäuerinnen und Bauern müssen an politischen Entscheidungsprozessen beteiligt werden, damit die Ressourcen sozialverträglich verteilt werden. Außerdem müssen die Menschen im ländlichen Raum in der Lage sein, sich in ihrer Lebens- und Wirtschaftsweise auf sich verändernde Bedingungen einzustellen – zum Beispiel auf die Folgen des Klimawandels. Dann trägt eine nachhaltigere Landwirtschaft auch zur Minderung von Treibhausgasemissionen bei und leistet so einen Beitrag zum globalen Klimaschutz.
Landzugang sichern
Fruchtbare Böden und Wasser sind die wichtigsten Grundlagen für nachhaltige Landwirtschaft und somit die Existenzgrundlage für Bäuerinnen und Bauern weltweit. Für eine nachhaltige Nutzung der vorhandenen Ressourcen sind sichere Zugangs- und Besitzverhältnisse für Land und Wasser essenziell. Sicherer Zugang zu und Besitz dieser Ressourcen vermeidet Konflikte zwischen den Nutzern und sind Bedingung für eine nachhaltige Bewirtschaftung. Gerade die ärmsten Kleinbäuerinnen und Kleinbauern müssen in ihren Landnutzungsrechten gestärkt werden, um sie vor Vertreibung zu schützen und Investitionen in ihr Land abzusichern. Zudem sollte die öffentliche Verwaltung von Land den unterschiedlichen Nutzungsansprüchen Rechnung tragen - durch gerechte und transparente Entscheidungsprozesse.
Sektorübergreifende, partizipative Landnutzungsplanung bildet eine wichtige Säule im nachhaltigen Landmanagement. Ein sicherer Zugang zu Land und nachhaltiges Landmanagement sind ein wichtiges Element für wirtschaftliche Entwicklung, ökologische Stabilität und soziale Inklusion. Mit einer Vielzahl von entwicklungspolitischen Vorhaben engagiert sich die Bundesregierung für die Sicherung von Landrechten und fördert eine gerechte Bodenpolitik.
Deutschland fördert ökologische Landwirtschaft
Der ökologische Landbau ist eine spezifische Form der nachhaltigen Landwirtschaft. Er versteht den landwirtschaftlichen Betrieb als Organismus mit den Bestandteilen Mensch, Tier, Pflanze und Boden und strebt einen möglichst geschlossenen Nährstoffkreislauf ohne die Nutzung synthetischer Betriebsmittel (zum Beispiel Mineraldünger, synthetische Pflanzenschutzmittel) an. Durch den weitgehenden Verzicht auf externe Beiträge ist die ökologische Landwirtschaft oftmals insbesondere für einkommensschwache Kleinbäuerinnen und Kleinbauern geeignet, um sowohl die familiäre Ernährungssituation als auch das Einkommen zu sichern und zu verbessern.
Auf internationaler Ebene steigt in den Industrie- aber auch in den Entwicklungs- und Schwellenländern die Nachfrage nach Lebensmitteln aus ökologischem Landbau. So hat sich der Markt für zertifizierte Bio-Produkte weltweit von 17,9 Millionen US-Dollar (2000) auf 89,7 Millionen US-Dollar (2016) vervielfacht. Für die Entwicklungsländer ergeben sich daraus bedeutende Handelspotenziale.
Bioanbau schafft Arbeitsplätze
Die deutsche und internationale Biobranche interessieren sich sehr für landwirtschaftliche und waldwirtschaftliche Rohstoffe und verarbeitete Produkte aus Entwicklungsländern. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit nutzt diese Chance und unterstützt kleinbäuerliche Betriebe in den Partnerländern durch den Auf- und Ausbau von Wertschöpfungsketten für Bioprodukte und die Förderung von agrarökologischen Prinzipien. So sorgt der ökologische Landbau nicht nur für eine nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen, sondern auch für mehr Beschäftigung im ländlichen Raum, steigende Einkommen durch eine verbesserte lokale Wertschöpfung und für eine höhere Lebensmittelqualität und Ernährungssicherheit.
17 Ziele für nachhaltige Entwicklung
Die entwicklungspolitische Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft trägt zur Erreichung gleich mehrerer globaler Nachhaltigkeitsziele (SDGs) der Agenda 2030 bei. Das betrifft vor allem Ziel 2 ("Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern"), Ziel 12 ("Für nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sorgen") und Ziel 15 ("Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern, Wälder nachhaltig bewirtschaften, Wüstenbildung bekämpfen, Bodenverschlechterung stoppen und umkehren und den Biodiversitätsverlust stoppen").
Unsere Arbeitsfelder
- Ökologischer Landbau
- Partnerländer
- develoPPP.de
- Überstaatliche Vorhaben
- Import Promotion Desk
- Öffentlichkeitsarbeit
Förderung des Ökolandbaus in enger Zusammenarbeit mit der Wirtschaft
Ökologischer Landbau ist eine besonders ressourcenschonende und umweltverträgliche Wirtschaftsform, die sich am Prinzip der Nachhaltigkeit orientiert.
Die Biobranche interessiert sich verstärkt für die nachhaltige Beschaffung von Rohstoffen und weiterverarbeiteten Produkten in den Partnerländern des BMZ. Gleichzeitig bergen die neuen Märkte in Europa große Potenziale für kleinbäuerliche Betriebe in Partnerländern: Die Förderung von Wertschöpfungsketten für Bioprodukte einschließlich des Handels dieser Produkte nach Europa kann einen wichtigen Beitrag zu Einkommenssteigerung, Beschäftigungsförderung, nachhaltigem Management natürlicher Ressourcen, verbesserter lokaler Wertschöpfung und höherer Lebensmittelsicherheit und -qualität leisten.
Daher fördert das BMZ im engen Austausch mit Unternehmen der deutschen Biobranche Programme und Projekte zum Ökolandbau, etwa in den Bereichen Qualitätsverbesserung, Zertifizierung und Marktzugang.
Zusammenarbeit mit Partnerländern
Im Rahmen der staatlichen (bilateralen) Entwicklungszusammenarbeit mit seinen Partnerländern unterstützt das BMZ zum Beispiel die Förderung nachhaltiger Produktionsmethoden, die Herstellung und Anwendung von Biodüngern, biologische Schädlingsbekämpfung sowie innovative Ansätze zur Emissionsminderung und zur Anpassung der Landwirtschaft an den Klimawandel.
Ein wichtiges Instrument sind dabei integrierte Entwicklungspartnerschaften mit der Wirtschaft. Durch sie wird die Wirksamkeit der Vorhaben erhöht und entwicklungspolitische Herausforderungen werden in unternehmerische Chancen verwandelt.
develoPPP.de
Auch über sein develoPPP.de-Programm unterstützt das BMZ nachhaltige Landwirtschaft. Das Themenspektrum ist weit gefächert: Gefördert werden sowohl der Anbau klassischer Exportprodukte wie Kaffee und Kakao als auch der Anbau von Spezialprodukten wie der Moringa-Pflanze, aus der Öl für die Kosmetikherstellung gewonnen wird.
Die öffentlich-privaten Entwicklungspartnerschaften eröffnen den beteiligten Firmen neue Lieferquellen für die benötigten Rohstoffe. Die kleinbäuerlichen Betriebe im Partnerland wiederum gewinnen verlässliche Handelspartner und erhalten Zugang zum deutschen Markt. Sie werden dabei unterstützt, auf ökologisch nachhaltige Anbaumethoden umzustellen und europäische Biostandards zu erfüllen.
Überstaatliche Vorhaben
Das BMZ fördert auch Vorhaben, die gleichzeitig in mehreren Ländern umgesetzt werden. Die Themen ähneln denen der oben beschriebenen zwischenstaatlichen Projekte. Hinzu kommen Aktivitäten mit regionaler Bedeutung, etwa die Schaffung regionaler Standards und Siegel oder das grenzüberschreitende Management natürlicher Ressourcen.
Ein Beispiel ist das Globalvorhaben "Grüne Innovationszentren in der Agrar- und Ernährungswirtschaft" (GIAE). Innerhalb dieses Vorhabens wurde im Mai 2016 eine länderübergreifende Arbeitsgruppe zum Thema ökologische Landwirtschaft gegründet. Sie soll den Wissens- und Erfahrungsaustausch zu ökologischen Ansätzen zwischen den GIAE-Ländern und ihren lokalen Partnerinstitutionen fördern.
Ab 2019 fördert das BMZ zudem den Aufbau eines Wissenszentrums Ökologischer Landbau in Afrika. Einheimische Organisationen in Ost-, West- und im südlichen Afrika werden traditionelles und modernes Wissen zu ökologischem Landbau sammeln, validieren und so aufbereiten, dass es im Rahmen von Beratung, Training, Internet-Plattformen und anderen Kommunikationsformaten verbreitet werden kann. Beteiligte aus Produktion, Verarbeitung und Vermarktung sowie Konsumentinnen und Konsumenten werden dabei unterstützt, sich zu vernetzen, um die Entwicklung lokaler, regionaler und internationaler Märkte für Bioprodukte aus Afrika zu fördern.
Import Promotion Desk
Kleinen und mittelständischen Produzenten im Bereich ökologischer Landbau wird der Zugang zum europäischen Markt auch durch das Import Promotion Desk (IPD) erleichtert. Im Auftrag des BMZ bringt das IPD Importeure in Deutschland und anderen europäischen Ländern mit Exporteuren aus ausgewählten Entwicklungs- und Schwellenländern zusammen. Ziel ist eine nachhaltige und strukturierte Importförderung – unter Einhaltung hoher Qualitäts-, Sozial- und Umweltstandards.
Aktuell ist das IPD in Ägypten, Äthiopien, Indonesien, Kirgisistan, Kolumbien, Nepal, Peru und Tunesien tätig. Projekte zur Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft werden häufig in enger Zusammenarbeit mit Projekten der GIZ umgesetzt.
Öffentlichkeitsarbeit
Der ökologische Landbau ist auch Thema der Öffentlichkeitsarbeit des BMZ in Deutschland. Unter anderem beteiligt sich das Ministerium regelmäßig an Messen und Fachveranstaltungen.
Im Februar 2018 nutzte das BMZ zum Beispiel die Messe Biofach in Nürnberg, um die Fachöffentlichkeit über sein Engagement für Wertschöpfungsketten im Biolandbau zu informieren und um Netzwerke auszubauen. 15 Unternehmen aus Togo, Südafrika, Brasilien, Sri Lanka, Indonesien und Nepal stellten ihr Angebot an Bioprodukten am Gemeinschaftsstand von GIZ und Import Promotion Desk (IPD) vor, knüpften neue Kontakte und bereiteten Geschäftsabschlüsse vor. Insgesamt nahmen mehr als 50.000 Besucherinnen und Besucher aus 134 Ländern an der Messe teil.
Zudem lädt das BMZ im Rahmen eines "Runden Tisches zum ökologischen Landbau in der Entwicklungszusammenarbeit" mehrmals jährlich Vertreterinnen und Vertreter aus Bundesressorts, Zivilgesellschaft, Privatwirtschaft und Anbauverbänden zu gemeinsamen Diskussionsrunden ein.