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Hintergrund Biodiversität – Grundlage für nachhaltige Entwicklung
Intakte und funktionsfähige Ökosysteme sind Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen und bilden die natürliche Existenzgrundlage der Menschheit. Ökosysteme liefern Nahrungsmittel, Baumaterialien, Energiequellen, Wirkstoffe für Arzneimittel und vieles mehr. Sie regulieren das Klima, führen zur Bildung von Humus in den Böden und sind wichtig für Nährstoffkreisläufe und sauberes Trinkwasser. Der Erhalt der Biodiversität ist daher für die Ernährung und die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung heutiger und künftiger Generationen.
Biodiversität schwindet rapide
In der Erdgeschichte gab es immer wieder Phasen, in denen es zu einem massiven Artensterben kam, etwa nach Naturkatastrophen. Doch seit dem 17. Jahrhundert ist der Rückgang der biologischen Vielfalt in erster Linie auf menschliches Handeln zurückzuführen. Wesentliche Ursachen für den anhaltenden Verlust der Biodiversität sind die übermäßige Nutzung der natürlichen Ressourcen, die Umweltverschmutzung, die Ausweitung landwirtschaftlicher Flächen und die Industrialisierung der Landwirtschaft (zum Beispiel durch den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln), die Verdrängung angestammter Tier- und Pflanzenarten durch eingewanderte („invasive“) Arten sowie der Klimawandel.
In den vergangenen Jahrzehnten hat sich der Verlust von Arten und Lebensräumen dramatisch beschleunigt. Laut Weltbiodiversitätsrat (Externer Link) (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services, IPBES) sind etwa eine Million Tier- und Pflanzenarten akut vom Aussterben bedroht. Auf 75 Prozent der Landoberfläche und 66 Prozent der Ozeanfläche sind bereits Auswirkungen menschlicher Eingriffe feststellbar.
Durch diese Eingriffe gehen genetische Ressourcen und Nutzungsmöglichkeiten unwiderruflich verloren, darunter auch solche, die der Mensch noch gar nicht erforscht hat, und solche, die kaum wahrgenommen werden, wie zum Beispiel die Vielfalt der Kleinstlebewesen in den Böden. Bewährte Kulturpflanzen, Nutztiere und Heilpflanzen verschwinden, weil sie – scheinbar – nicht mehr benötigt werden. Gemeinsam mit ihnen geht traditionelles Wissen verloren – und auch der Teil der Kultur, der von den verschwundenen Arten geprägt wurde.
Besonders betroffen sind davon indigene Bevölkerungsgruppen, die ihre Lebensweise über Jahrtausende hinweg an ihre natürliche Umgebung angepasst haben und deren Existenzgrundlagen durch den Rückgang biologischer Vielfalt bedroht sind.
Deutsches Engagement
Deutschland ist einer der größten Geber von finanziellen Mitteln für den Erhalt der Biodiversität. Seit 2013 stellt die Bundesregierung jährlich mehr als 500 Millionen Euro für den Schutz und die nachhaltige Nutzung von Wäldern und anderen Ökosystemen weltweit bereit, davon mehr als 400 Millionen Euro aus dem BMZ-Haushalt.
2021 will das BMZ seine Investitionen in den Erhalt der biologischen Vielfalt auf 600 Millionen Euro erhöhen.
Im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit werden die Partnerländer bei der Entwicklung und Umsetzung angepasster und nachhaltiger Nutzungskonzepte unterstützt. So soll gewährleistet werden, dass die lokale Bevölkerung Verantwortung für den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen übernimmt und dann von den Leistungen intakter Ökosysteme profitieren kann – zum Beispiel durch Ökotourismus, die Vermarktung von Heilpflanzen oder eine schonende Nutzung der Wildtierbestände.
Darüber hinaus gestaltet die deutsche Entwicklungspolitik auch Prozesse auf internationaler Ebene mit. Im Herbst 2020 hat sich Deutschland gemeinsam mit mehr als 80 weiteren Ländern im Leaders' Pledge for Nature (Externer Link) dazu bekannt, eine Trendwende einzuleiten und einen ehrgeizigen Globalen Rahmen für Biodiversität anzunehmen und umzusetzen.
Im Januar 2021 kündigte die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel den Beitritt Deutschlands zur High Ambition Coalition for Nature and People (Externer Link) an. Damit unterstützt Deutschland das Ziel, 30 Prozent der Oberfläche des Planeten unter Schutz zu stellen.
Stand: 02.11.2022