Soziale Situation Unzureichende Versorgungslage führt zu Landflucht

Die senegalesische Regierung steht vor großen innen- und sozialpolitischen Herausforderungen: Nach Schätzungen leben etwa 40 Prozent der Bevölkerung in Armut, besonders betroffen sind die Menschen im vorwiegend trockenen Osten und Norden des Landes.

Eine junge Frau im Senegal mit einem Mobiltelefon

Eine junge Frau im Senegal

Eine junge Frau im Senegal

Die Ernährungssituation hat sich in den vergangenen 20 Jahren zwar verbessert, doch nach Angaben der UN-Ernährungsorganisation (FAO (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) war 2020 noch etwa die Hälfte der senegalesischen Bevölkerung von Ernährungsunsicherheit betroffen. Etwa acht Prozent der Bevölkerung gelten als chronisch unterernährt. Es besteht ein erhebliches Entwicklungsgefälle zwischen der Hauptstadt Dakar und den ländlichen Regionen.

Verschärft hat sich die Situation durch die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg. Bislang hat Senegal rund 60 Prozent seines Weizens und fast 50 Prozent seiner Düngemittel aus Russland eingeführt. Unterbrochene Lieferketten, steigende Weltmarktpreise und höhere Transportkosten für Ersatzimportprodukte lassen die Lebenshaltungskosten steigen. Um die negativen Auswirkungen auf die Bevölkerung abzufedern und soziale Unruhen zu vermeiden, hat die Regierung die Preise für Mehl und Brot staatlich festgeschrieben. Außerdem will sie die Landwirtschaft künftig stärker fördern, um die Abhängigkeit von Importen zu verringern.


Bildung und Gesundheit

Defizite sind auch in der Bildungs- und Gesundheitsversorgung zu verzeichnen. Die Analphabetenrate liegt bei fast 50 Prozent. Nur etwa drei Viertel der Kinder im schulpflichtigen Alter besuchen eine Grundschule, nur etwa 60 Prozent schließen sie ab.

Vor allem in den ländlichen Gebieten ist die medizinische Versorgung völlig unzureichend. Die meisten Ärztinnen und Ärzte praktizieren in der Hauptstadt Dakar, auf dem Land sind kaum Krankenhausbetten vorhanden. Die Müttersterblichkeit in Zusammenhang mit Geburten ist hoch, ebenso die Sterblichkeit von Kindern unter fünf Jahren.

Im Bereich HIV/Aids hat sich die frühzeitige Aufklärungspolitik der Regierung bewährt: Offiziell lag die Infektionsrate 2021 in Senegal bei 0,3 Prozent und damit deutlich unter dem Durchschnitt Subsahara-Afrikas (3,2 Prozent).

Situation der Frauen

Die Gleichberechtigung der Geschlechter ist verfassungsrechtlich garantiert. Vor allem in den ländlichen Regionen Senegals ist die Situation der Frauen jedoch noch durch ein traditionelles Rollenverständnis bestimmt. Weibliche Genitalverstümmelung (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) ist bei einigen Ethnien weiterhin verbreitet und wird – trotz eindeutiger rechtlicher Vorschriften – in der Praxis nur unzureichend strafrechtlich verfolgt.

Bei den Parlamentswahlen wird ein Gesetz zur Geschlechtergerechtigkeit angewendet. Aktuell sind 44 Prozent der Abgeordneten Frauen. Mit dieser Quote belegt Senegal weltweit einen Spitzenplatz.

Zwei Frauen an der Küste bei Dakar

Zwei Frauen an der Küste bei Dakar

Zwei Frauen an der Küste bei Dakar

Landflucht und Migration

Auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen verlassen viele Menschen die ländlichen Regionen. Inzwischen lebt knapp die Hälfte der rund 17 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner Senegals in Städten, etwa ein Viertel der Bevölkerung wohnt im Großraum Dakar.

In den Städten sorgt die Zuwanderung für Probleme, besonders bei der Trinkwasserversorgung und der Abwasser- und Abfallentsorgung. Auch die sozialen Konflikte verschärfen sich, da die städtischen Arbeitsmärkte den Bevölkerungszustrom nicht aufnehmen können. Vor allem für junge Menschen ist die Lage schwierig. Für sie gibt es zu wenige Ausbildungsplätze und Jobs. Das hohe Bevölkerungswachstum (2021: 2,7 Prozent) verschärft diese Situation.

Jedes Jahr entscheiden sich zahlreiche Senegalesinnen und Senegalesen auszuwandern, weil sie sich in anderen Ländern bessere Perspektiven erhoffen. Die meisten bleiben in der Region Westafrika, doch auch Europa übt eine große Anziehungskraft aus. Die Rücküberweisungen der Migrantinnen und Migranten machen etwa zehn Prozent des senegalesischen Bruttoinlandsprodukts aus und sind damit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.

Stand: 22.06.2023