Straßenverkehr in Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso
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Die Sahel-Allianz
Der Sahel verfügt über reichhaltige natürliche Ressourcen, unausgeschöpfte Produktionsmöglichkeiten in der Landwirtschaft, eine junge Bevölkerung und ein riesiges Potenzial an erneuerbaren Energien. Zugleich ist er von multiplen Krisen betroffen – von Dürren infolge des Klimawandels, grenzüberschreitendem Terrorismus, fragiler Staatlichkeit, Fluchtbewegungen in der Region und Ernährungsunsicherheit.
Um diese Herausforderungen zu bewältigen und um sich in Fragen zur Sicherheit und zur Entwicklung enger miteinander abzustimmen, haben sich Burkina Faso, Mali, Mauretanien, Niger und Tschad im Jahr 2014 zum Regionalbündnis G5 Sahel (Externer Link) zusammengeschlossen.
Deutschland, Frankreich und die Europäische Union riefen im Juli 2017 die Sahel-Allianz ins Leben, um die G5-Länder zu unterstützen. Weitere Staaten und Organisationen schlossen sich bald darauf an.
Ministerin Svenja Schulze hat am 10. Juli 2023 die Präsidentschaft der Sahel-Allianz übernommen. Den Fokus möchte sie dabei auf Veränderungen legen, die die Situation der Menschen im Sahel nachhaltig und spürbar verbessern.
Die Mitglieder der Sahel-Allianz
Die Sahel-Allianz wurde im Juli 2017 von Deutschland, Frankreich und der Europäischen Union gegründet und hat mittlerweile 18 Mitglieder und neun Beobachter, die ihr Engagement in der Region eng miteinander abstimmen:
- Afrikanische Entwicklungsbank
- Dänemark
- Deutschland
- Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen
- Europäische Investitionsbank
- Europäische Union
- Frankreich
- Großbritannien
- Italien
- Kanada
- Luxemburg
- Niederlande
- Norwegen
- Schweden
- Spanien
- Vereinigten Staaten von Amerika
- Weltbank
- Westafrikanische Entwicklungsbank
Wirkungen der Sahel-Allianz
Die Zusammenarbeit konzentriert sich auf fünf Kernbereiche:
- Bildung und Jugendbeschäftigung
- Landwirtschaft, ländliche Entwicklung und Ernährungssicherheit
- Energie und Wasser
- Gute Regierungsführung
- Dezentralisierung und Grundversorgung
Mit Unterstützung durch Projekte der Sahel-Allianz werden fast 1,5 Millionen Hektar Land im Sahel nachhaltig bewirtschaftet. Diese Fläche ist mehr als fünfmal so groß wie das Saarland. Fast drei Millionen Menschen erhielten seit Gründung der Sahel-Allianz Nahrungsmittelhilfen und über 500.000 Menschen haben Beratungen in Anbautechniken oder Unternehmensführung in Anspruch genommen.
Über die Projektarbeit hinaus hat die Sahel-Allianz einen integrativen Ansatz (Approche Territoriale Intégrée) entwickelt, um die Zusammenarbeit von Akteuren aus den Bereichen Sicherheit, humanitärer Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit zu verbessern. Dieser Ansatz wird in den G5-Ländern in ausgewählten Regionen und in enger Zusammenarbeit mit den jeweiligen lokalen Autoritäten umgesetzt.
Ausbildung zum Klempner im Berufsbildungszentrum der nationalen Wasserbehörde in Burkina Faso
Der deutsche Beitrag
Über 180 bilaterale Vorhaben der deutschen Entwicklungszusammenarbeit mit einem finanziellen Volumen von 2,26 Milliarden Euro zählen zum Portfolio der Sahel-Allianz. Damit stellt Deutschland 9,5 Prozent des Gesamtengagements in der Sahel-Allianz und ist der viertgrößte Geber nach der Weltbank (47,2 Prozent), Frankreich (11,3 Prozent) und der EU (10,2 Prozent).
Bis Juni 2022 hatte das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) den Vorsitz im Steuerungsgremium der Sahel-Allianz inne. In dieser Zeit konnten zahlreiche Impulse gesetzt werden. Zum Beispiel gründete das BMZ einen Multi-Geber-Fonds, um schneller in fragilen Zonen aktiv werden zu können. Eine der Besonderheiten des Fonds: Vertreterinnen und Vertreter der G5 sind in das Management des Fonds eingebunden.
Deutschland leitet zudem die Arbeitsgruppe „Dezentralisierung und Basisdienstleistungen“ und möchte dieses Thema weiterhin stärker in den Fokus rücken. In den großen Flächenstaaten des Sahel ist Dezentralisierung eine Voraussetzung dafür, dass Menschen in allen Regionen Zugang zu Basisdiensten wie eine Wasser- und Gesundheitsversorgung erhalten.
Deutsche Präsidentschaft der Sahel-Allianz
In ihrer Präsidentschaft wird sich die Ministerin dafür einsetzen, dass die Sahel-Allianz noch stärker an direkten Verbesserungen für die Bevölkerung in der Region arbeitet („Deliver better“). Dafür sollen Initiativen und Programme zur Unterstützung der Region besser ineinandergreifen („Coordinate stronger“). Der Sahel wird immer mehr zum Interessensgebiet unterschiedlicher internationaler Akteure und von Extremisten. Dem will und kann die Sahel-Allianz gemeinschaftlich mehr entgegensetzen und für eine stärkere Sichtbarkeit in den Partnerländern sorgen („Communicate jointly“). Die Prioritäten des Präsidentschaftsprogramms werden eng mit den G5-Partnern abgestimmt.
Im Rahmen der Präsidentschaft wirbt Entwicklungsministerin Svenja Schulze für folgende Prioritäten:
- Durch mehr Bildung, Ausbildung und Beschäftigung Wege aus der Krise schaffen: Bildung und Jobs machen Menschen unabhängig von Angeboten extremistischer Gruppen. Denn die meisten jungen Menschen im Sahel lassen sich nicht aus Überzeugung von Terrorgruppen anwerben, häufig brauchen sie einfach nur ein Einkommen und gesellschaftliche Teilhabe.
- Gesellschaften durch soziale Sicherung und Ernährungssicherung widerstandsfähig machen: Unter dem Schirm der Sahel-Allianz werden nationale Systeme der sozialen Basisabsicherung ausgebaut, damit die Menschen Krisen und klimabedingte Schocks besser abfedern können. Gleichzeitig werden langfristige Lösungen zur Ernährungssicherung vorangetrieben.
- Staatsfreie Räume verhindern und eine Grundversorgung der Menschen bereitstellen: Starke kommunale Strukturen bauen Vertrauen und sozialen Zusammenhalt auf. Sie stellen Basisdienstleistungen zur Verfügung, wie etwa Wasser, Gesundheitsversorgung und Schulbildung, aber auch Marktplätze. Dies ermöglicht den Menschen im Sahel, sich eine Lebens- und Einkommensgrundlage aufzubauen und entzieht so Extremismus den Nährboden.
Die Förderung von Beschäftigung mit besonderem Fokus auf die Bedürfnisse von Frauen ist bereits ein wichtiges Themenfeld der Sahel-Allianz. In der Region Tillaberi in Niger konnte beispielsweise das von der GIZ unterstützte Vorhaben ProEmploi (Externer Link) beeindruckende Ergebnisse erzielen. Die Stärkung von Mädchen und Frauen rückt im Rahmen der deutschen Präsidentschaft künftig noch stärker in den Fokus.
Stand: 10.07.2023