Wirtschaftliche Situation Erholung von Pandemiefolgen

Der mehr als zehnjährige Bürgerkrieg (1996 bis 2006) hat Nepal in seiner wirtschaftlichen Entwicklung extrem zurückgeworfen. Ein weiterer Rückschlag erfolgte 2015, als ein schweres Erdbeben mit mehreren Nachbeben weite Teile des Landes zerstörte. 2020 sorgte die Corona-Pandemie für einen weiteren wirtschaftlichen Einbruch – der Tourismus kam zum Erliegen, Arbeitsplätze gingen verloren. Der russische Angriff auf die Ukraine wirkt sich insbesondere in Form steigender Rohstoffpreise und einer hohen Inflation aus.

Markt in Nepal
Markt in Nepal

Zwischen 2009 und 2019 wuchs die nepalesische Wirtschaft im Schnitt um 4,9 Prozent jährlich. Nach dem pandemiebedingten Einbruch 2020 (minus 2,4 Prozent) wurde 2021 wieder ein Plus von 4,2 Prozent verzeichnet. Für 2022 erwartete die Weltbank (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) einen deutlichen Aufschwung (plus 5,8 Prozent), für die folgenden Jahre geht sie von Wachstumswerten um die fünf Prozent und einer leicht sinkenden Inflation aus.

Alle Regierungen der vergangenen Jahre bemühten sich um eine Liberalisierung der Wirtschaft, ein armutsorientiertes und beschäftigungsförderndes Wachstum, die Abmilderung des starken Stadt-Land-Gefälles sowie den Wiederaufbau zerstörter Infrastruktur. Doch die politische Situation mit häufig wechselnden Regierungskoalitionen, eine schwerfällige Bürokratie, die schwankende Qualität der Energieversorgung, ein unzureichendes Bildungssystem und der Mangel an Fachkräften behindern die Entwicklung Nepals.


Arbeitskräfte im Ausland unterstützen ihre Familien

Eine wichtige Säule der nepalesischen Wirtschaft bilden die Rücküberweisungen der zahlreichen Nepalesinnen und Nepalesen, die im Ausland arbeiten – vor allem in Indien, Saudi-Arabien, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die Finanztransfers der Arbeitsmigrantinnen und -migranten machen etwa ein Viertel des nepalesischen Bruttoinlandsprodukts aus. Sie haben in den vergangenen Jahren erheblich zur Armutsminderung im Land beigetragen. Seit 2005 hat Nepal mehr Devisen durch Rücküberweisungen eingenommen als durch Exporte und ausländische Direktinvestitionen zusammen.

Nepal ist ein Agrarstaat, in dem die Selbstversorgung im Vordergrund steht. Obwohl sich nur ein geringer Teil des Landes für die landwirtschaftliche Nutzung eignet und eine große Abhängigkeit vom Monsun besteht, arbeiten fast zwei Drittel aller Erwerbstätigen in diesem Wirtschaftszweig. Durch die zunehmende landwirtschaftliche Nutzung auch ungeeigneter Böden kommt es vielerorts zu Erosionsschäden, die das Risiko von Erdrutschen und Flutkatastrophen erhöhen.

Verschärft wird die Situation durch den globalen Klimawandel. Durch die Erderwärmung schmelzen die Gletscher im Himalaya-Gebirge. Die Folge sind Überschwemmungen. Gleichzeitig ändern sich die Niederschlagsmuster, was negativ auf die Landwirtschaft wirkt, zum Beispiel in Form von häufigeren Unwettern und Dürren.

Stand: 10.02.2023