Wirtschaftliche Situation Starke Konzentration auf Rohstoffe

Den Übergang zur Marktwirtschaft hat die Mongolei gut gemeistert. Heute werden rund 80 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von Privatunternehmen erwirtschaftet. Der Anteil der Landwirtschaft am BIP ist von rund 30 Prozent (2000) auf 13 Prozent (2021) gesunken, der Anteil der Industrie liegt mittlerweile bei 37 Prozent.

Boroo-Goldmine in der Mongolei

Boroo-Goldmine in der Mongolei

Boroo-Goldmine in der Mongolei

Anfällig für äußere Einflüsse

Der Rohstoffreichtum bildet das Rückgrat der Wirtschaft, die Mongolei exportiert unter anderem Kohle, Kupfer und Eisenerz. Im Jahr 2020 machten Rohstoffe mehr als 90 Prozent der Exporte aus. Diese starke Konzentration auf einen Wirtschaftszweig macht das Land anfällig für Einflüsse von außen: Sinkende Weltmarktpreise für Rohstoffe wirken sich unmittelbar auf die Exporterlöse und die Staatseinnahmen aus.

Besonders groß ist die Anhängigkeit vom Nachbarland China, das rund 90 Prozent der Exporte abnimmt. Die Folgen zeigten sich im Zuge der Corona-Pandemie: Chinas strenge Eindämmungspolitik ließ nicht nur die Nachfrage nach mongolischen Rohstoffen sinken. Sie beeinträchtigte auch den Warenverkehr an der gemeinsamen Grenze und führte zu zeitweiligen Betriebsschließungen in der Mongolei.

Wirtschaftliche Entwicklung

Ab 2003 entwickelte sich die mongolische Wirtschaft äußerst dynamisch und verzeichnete im Jahr 2011 ein Spitzenwachstum von 17,3 Prozent. In den Folgejahren schwächte sich dieser Höhenflug jedoch ab, unter anderem aufgrund fallender Rohstoffpreise und eines mangelhaften Finanzmanagements. 2020 ließ die Corona-Pandemie die mongolische Wirtschaft massiv einbrechen (minus 4,6 Prozent). Die Erholung 2021 fiel mit einem Plus von 1,4 Prozent eher verhalten aus und auch für 2022 rechnen Experten nur mit einem Wachstum von etwa zwei Prozent. Für die kommenden Jahre geht der Internationale Währungsfonds (IWF (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) von Wachstumsraten zwischen sechs und sieben Prozent aus.

Nach dem Wegfall vieler Corona-Beschränkungen haben die ausländischen Investitionen wieder deutlich zugenommen. Und auch die mongolische Regierung versucht, Impulse zu setzen: Ein Ende 2021 verabschiedeter Aktionsplan sieht Investitionen von umgerechnet rund 30 Milliarden US-Dollar über zehn Jahre vor, mit denen wichtige Wirtschaftsbereiche wie Energie sowie Transport und Logistik angekurbelt werden sollen.

Armut und Umweltschäden führen zu Landflucht

Seit 1991 hat sich das statistische Pro-Kopf-Einkommen mehr als vervierfacht. Doch die Kluft zwischen Arm und Reich hat sich vertieft. Noch immer leben fast 30 Prozent der mongolischen Bevölkerung unterhalb der nationalen Armutsgrenze. Die Arbeitslosenquote lag 2021 offiziell bei rund sieben Prozent. Experten gehen aber davon aus, dass sie tatsächlich wesentlich höher liegt.

Etwa 25 Prozent der Beschäftigten sind in der Landwirtschaft tätig. Doch die Bedingungen sind schwierig: In der Mongolei herrschen extreme klimatische Verhältnisse mit geringen Niederschlägen und großen Temperaturschwankungen.

Die Folgen des Klimawandels verschärfen die von Menschen verursachten Umweltschäden. Die steigende Nachfrage nach Kaschmirwolle und Fleisch hat zu einer unkontrollierten Vergrößerung der Viehherden und damit zu einer starken Überweidung geführt. Nach amtlichen Angaben sind etwa drei Viertel der Landesfläche in unterschiedlichem Maß von Bodendegradierung (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) und Wüstenbildung betroffen.

Viele Landbewohner ziehen auf der Suche nach Einkommensmöglichkeiten in die Hauptstadt Ulan Bator, in der heute bereits fast die Hälfte aller Einwohnerinnen und Einwohner der Mongolei lebt. Der dortige Arbeitsmarkt kann die Zuwanderer jedoch kaum mehr aufnehmen. Ulan Bator ist zwar Verwaltungs-, Handels- und Dienstleistungszentrum, es gibt jedoch praktisch keine verarbeitende Industrie. Die Migrantinnen und Migranten finden – wenn überhaupt – nur eine Beschäftigung im informellen Sektor (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen).

Stand: 21.07.2023