Wirtschaftliche Situation Schwieriges Umfeld für Investitionen

Während des Krieges wurden in Bosnien und Herzegowina viele Industrieanlagen und Betriebe zerstört. Die Wirtschaft des Landes kam fast zum Erliegen. Bis heute gehört die bosnisch-herzegowinische Wirtschaft zu den schwächsten Volkswirtschaften Europas. Viele gut ausgebildete, junge Leute verlassen das Land.

Bank in der Kleinstadt Sanski Most

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Zu den Problemen von Bosnien und Herzegowina zählt nach wie vor die hohe Arbeitslosigkeit. Sie liegt bei etwa 16 Prozent, bei den Jugendlichen deutlich höher. Die Erwerbstätigenquote ist mit rund 40 Prozent der 15- bis 64-Jährigen sehr niedrig (Deutschland: 75 Prozent).

Bislang ist es nicht gelungen, einen einheitlichen, alle Landesteile von Bosnien und Herzegowina umfassenden Wirtschaftsraum zu bilden. Die stark zersplitterten staatlichen Strukturen und das komplexe Verwaltungssystem sind für ausländische Investoren nur schwer zu durchschauen. Die ausländischen Direktinvestitionen sind jedoch – nach einem Einbruch aufgrund der Corona-Pandemie 2020 – zuletzt wieder gestiegen. Unsicher ist, wie sich die aktuelle politische Krise auf das Geschäftsklima und die Investitionsbereitschaft auswirkt.

Gebremst wird die wirtschaftliche Entwicklung durch mangelnde Rechtssicherheit und Korruption auf allen Ebenen und in allen Bereichen. Der Korruptionsindex (Externer Link) von Transparency International listet Bosnien und Herzegowina im Jahr 2021 auf Platz 110 von 180 Ländern.


Erholung zu verzeichnen

Die Wachstumsraten der bosnisch-herzegowinischen Wirtschaft lagen in den vergangenen Jahren zwischen 2,8 und 3,7 Prozent. 2020 ging die Wirtschaftsleistung infolge der Corona-Pandemie um 3,2 Prozent zurück. Seit Aufhebung der Lockdown-Maßnahmen im Sommer 2021 erholt sich die Wirtschaft, angetrieben vom Privatkonsum und vom Exportgeschäft in die EU. Für 2022 und die Folgejahre rechnet der Internationale Währungsfonds (IWF) mit Wachstumsraten von etwa drei Prozent. Die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf die Wirtschaft in Bosnien und Herzegowina sind noch nicht absehbar.

Ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor sind die Rücküberweisungen der rund zwei Millionen Bosnier und Herzegowiner, die im Ausland leben und von dort ihre Familien unterstützen. Sie überweisen jährlich etwa zwei Milliarden US-Dollar ins Land – rund zehn Prozent des Bruttoinlandprodukts.

Entwicklungspotenziale

Trotz der vielen Herausforderungen, vor denen das Land steht, hat Bosnien und Herzegowina großes Entwicklungspotenzial: Die feste Bindung der Landeswährung an den Euro hat zu einer stabilen Preisentwicklung und einer niedrigen Inflationsrate geführt. Durch seine zentrale Lage bietet sich Bosnien und Herzegowina als günstiger Standort für Unternehmen an, die die Märkte Südosteuropas bedienen oder ihre Lieferketten regionaler gestalten wollen. Besonders viele Möglichkeiten bieten sich im Bereich der Energiewirtschaft, die ein großes Exportpotenzial besitzt (siehe auch: Kernthema Klima und Energie, Just Transition).

Stand: 07.06.2022