Wirtschaftliche Situation Ambitionierter Reformkurs der beninischen Regierung

Im Rahmen seines ambitionierten Reformkurses hat die Regierung Talon Projekte initiiert, um den Hafen, den Flughafen, Straßen, den Energiesektor und Investitionsbedingungen zu verbessern und an internationalen Standards auszurichten. Wesentliches Ziel der Regierung ist die Weiterverarbeitung landwirtschaftlicher Produkte im eigenen Land.

Ein Mitarbeiter einer Baumwoll-Entkörnungsfabrik in Benin

Ein Mitarbeiter einer Baumwoll-Entkörnungsfabrik in Benin

Ein Mitarbeiter einer Baumwoll-Entkörnungsfabrik in Benin

Benin hat sich in den vergangenen Jahren zu Afrikas führendem Baumwollproduzenten entwickelt. Bisher wird noch ein Großteil der Baumwolle sowie anderer landwirtschaftlicher Produkte unverarbeitet exportiert. Dies soll sich nach Willen der Regierung ändern: In der neuen Sonderwirtschaftszone Glo-Djigbe wird seit 2022 Baumwolle verarbeitet. Auch die Weiterverarbeitung des größten Teils der produzierten Cashewkerne wird angestrebt, bislang erfolgt sie noch in Indien. Die Regierung will dadurch die bisher große Abhängigkeit von Ernteerträgen und Weltmarktpreisen mindern.

Wirtschaftlich ist Benin stark vom Nachbarland Nigeria abhängig. Der Großteil aller im Hafen von Cotonou ankommenden Waren (etwa Gebrauchtwagen und Reis) ist für den nigerianischen Markt bestimmt. Auch für die benachbarten Binnenländer Niger, Burkina Faso und Mali ist Benin ein wichtiges Transitland. Doch die Grenze zu Niger ist seit dem dortigen Putsch im Sommer 2023 aufgrund der Sanktionen der Regionalorganisation ECOWAS geschlossen. Auch wenn der Hafen mittlerweile grundsätzlich wieder für Waren aus Niger geöffnet ist, verzeichnet er weiterhin erhebliche Einnahmeverluste.


Wirtschaft wächst trotz zunehmender Herausforderungen

Die makroökonomische Situation in Benin ist seit einigen Jahren relativ stabil, steht aber zunehmenden Herausforderungen gegenüber. Die Weltbank (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) stuft Benin inzwischen als Land mit mittlerem Pro-Kopf-Einkommen ein.

Während andere Länder im Laufe der Coronapandemie in eine Rezession gerieten, wuchs die beninische Wirtschaft 2020 um immerhin noch 3,8 Prozent. Schon 2021 stieg das Bruttoinlandsprodukt um 7,2 Prozent, 2022 lag das Wachstum bei 6,3 Prozent. Unter anderem durch die Grenzschließung zu Niger infolge des dortigen Putsches im Sommer 2023 wurde das Wachstum gedämpft. Besonders der ohnehin wirtschaftlich schwache Norden Benins hängt von dem Transitgeschäft nach Niger ab. Für 2024 geht der Internationale Währungsfonds (IWF) (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) von einer Wachstumsrate von 6,3 Prozent aus. Auch die Erhöhung der Benzinpreise im benachbarten Nigeria wirken sich negativ aus, denn große Teile der informellen Wirtschaft Benins basierten bisher auf geschmuggeltem Billig-Benzin aus Nigeria.

Angesichts der starken Bevölkerungszunahme reicht das Wirtschaftswachstum nicht aus, um die Armut im Land wirksam und dauerhaft zu verringern. Mehr als 80 Prozent der Beschäftigten sind im informellen Sektor (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) tätig. Ein sehr großer Teil der Bevölkerung hängt von der Landwirtschaft ab. Dort wird rund ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet. Durch Ressourcenübernutzung und die Auswirkungen des Klimawandels steht die Landwirtschaft vor großen Herausforderungen, so wurde die letzte Baumwollernte durch Fluten und extreme Hitze beeinträchtigt.

Die Regierung Benins unternimmt große Anstrengungen, die Rahmenbedingungen für privatwirtschaftliches Engagement zu verbessern und mehr private Investitionen anzuziehen. Unter anderem investiert sie in staatliche Infrastruktur und ermöglicht vereinfachte Unternehmensgründungen per Online-Portal. Die Regierung arbeitet außerdem an der Beseitigung bestehender Investitionshemmnisse wie den Ineffizienzen in der Verwaltung, dem unzureichenden Zugang zu Krediten und der Korruption, die trotz der erreichten Verbesserungen noch Probleme bereitet.

Stand: 08.02.2024