Stadtansicht von Addis Abeba, der Hauptstadt von Äthiopien

Äthiopien Land mit großen Herausforderungen

Äthiopien ist eines der am wenigsten entwickelten Länder der Erde. Der große ostafrikanische Binnenstaat war auf einem guten Weg, die Lebensverhältnisse seiner Bevölkerung nachhaltig zu verbessern. Das über Jahre hinweg konstant hohe Wirtschaftswachstum verringerte sich jedoch deutlich aufgrund der Covid-19-Pandemie und durch den gewaltsamen Konflikt im Land. Dazu kommen als weitere Probleme die steigenden Weltmarktpreise für Nahrungsmittel, landwirtschaftliche Produktionsmittel und Energie infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine.

Auch wiederkehrende Dürren und Überschwemmungen in einzelnen Landesteilen, eine mangelnde Infrastruktur sowie eine sehr hohe Inflationsrate stellen das Land vor enorme politische und wirtschaftliche Herausforderungen.

Die Entwicklungszusammenarbeit mit Äthiopien ist seit November 2020 vom Konflikt zwischen der äthiopischen Regierung und der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) überschattet. Ein im November 2022 geschlossenes Abkommen über eine dauerhafte Waffenruhe weckt Hoffnungen auf Stabilisierung und eine dauerhafte politische Lösung des Konflikts. Im Februar 2023 legte die Regierung einen umfangreichen Wiederaufbauplan für die kommenden fünf Jahre vor.

Der Konflikt in der nordäthiopischen Region Tigray wirkt sich gravierend auf den Staatshaushalt und die gesamtwirtschaftliche Lage aus. Die humanitäre Lage hat sich massiv verschlechtert. Nach UN-Schätzungen sind mehr als 28 Millionen Menschen in Äthiopien auf humanitäre Hilfe angewiesen. Zwar sind rund 2,6 Millionen Binnenvertriebene laut UNHCR (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) inzwischen wieder in ihre Heimatorte zurückgekehrt. Doch mehr als 2,7 Millionen Menschen sind weiterhin innerhalb des Landes auf der Flucht. Darüber hinaus sind in Äthiopien fast 900.000 Geflüchtete aus anderen Ländern registriert, vor allem aus Südsudan, Somalia und Eritrea. Die Ernährungslage ist in einigen Landesteilen dramatisch schlecht.

Auf dem aktuellen Index der menschlichen Entwicklung (HDI (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) nimmt Äthiopien Rang 175 der 191 gelisteten Staaten ein.


Deutsche Entwicklungszusammenarbeit mit Äthiopien

Um die Reformen im Land effektiv unterstützen zu können, hat Deutschland im November 2019 eine Reformpartnerschaft mit Äthiopien vereinbart, die aufgrund des Konflikts in der Region Tigray allerdings derzeit ruht. Die Auszahlung der dafür zugesagten Mittel wurde gestoppt und an politische Forderungen gebunden. Dazu zählen Schritte zur politischen Lösung des Konfliktes und die Aufklärung begangener Menschenrechtsverletzungen.

Aktuell sind aufgrund des Konflikts alle entwicklungspolitischen Vorhaben in Tigray unterbrochen sowie Aktivitäten in den angrenzenden Regionen Afar und Amhara verzögert.

In den anderen Landesteilen wird die Entwicklungszusammenarbeit angesichts der akuten Herausforderungen fortgeführt. Dabei stimmt sich das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) im Einklang mit der EU eng mit anderen Gebern ab. Es werden vor allem Maßnahmen zur Ernährungssicherung, zur Steigerung der Resilienz (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) und zur sozialen Sicherung ausgebaut, die der Bevölkerung direkt zugutekommen. Ein weiterer Schwerpunkt bleibt die Verbesserung der Lebensbedingungen und wirtschaftlichen Perspektiven für Flüchtlinge und aufnehmende Gemeinden (Ernährungssicherung, Gesundheit, Wasser- und Sanitärversorgung, Berufsbildung).

Die deutsch-äthiopische Zusammenarbeit konzentriert sich auf folgende Kernthemen:

  • Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, Ausbildung und Beschäftigung
  • Leben ohne Hunger – Transformation der Ernährungssysteme
  • Frieden und gesellschaftlicher Zusammenhalt

Weitere Arbeitsbereiche

Über die Kernthemen hinaus engagiert sich Deutschland in Äthiopien für die Bewahrung der Umwelt und die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen.

Zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie unterstützt das BMZ die äthiopische Regierung bei der Umsetzung ihres Corona-Reaktionsplans und fördert Maßnahmen in Kooperation mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)). Ziel ist unter anderem, die Pandemiefolgen für die Wirtschaft zu lindern, zum Beispiel durch Unterstützung des Textilsektors.

Stand: 19.04.2023