Deutsches Engagement Aufnahmeregionen stabilisieren

Etwa 70 Prozent der Flüchtlinge suchen in der Nachbarschaft ihrer Herkunftsländer Zuflucht. Dabei handelt es sich sehr häufig um Entwicklungsländer. In den Aufnahmeländern leben die meisten von ihnen gemeinsam mit der einheimischen Bevölkerung in Städten und Gemeinden, nicht in Camps.

An einem Haus in der Stadt Mafraq in Jordanien werden neue Trinkwasserleitungen verlegt.

An einem Haus in der Stadt Mafraq in Jordanien werden neue Trinkwasserleitungen verlegt.

An einem Haus in der Stadt Mafraq in Jordanien werden neue Trinkwasserleitungen verlegt.

Zu den Ländern, die besonders viele Menschen beherbergen, gehören die Türkei, Iran, Kolumbien und Pakistan. Deutschland stand Ende 2022 an vierter Stelle der Hauptaufnahmeländer.

In den Aufnahmeländern ist es für Flüchtlinge oft schwierig, Arbeit zu finden. In den wenigsten Ländern erhalten sie eine Arbeitserlaubnis und damit die Chance, ihren Lebensunterhalt durch reguläre Arbeit selbst zu verdienen. Auch zu Bildungsangeboten und medizinischer Versorgung haben sie häufig keinen ausreichenden Zugang. Das Gefühl, keine Perspektiven mehr zu haben und sozial ausgegrenzt zu sein, kann zu gravierenden psychischen Problemen führen. Viele Menschen auf der Flucht sind traumatisiert und brauchen gezielte Unterstützung, um wieder selbstbestimmt leben zu können.

In vielen Aufnahmeländern führt der kurzfristige Zuzug von sehr vielen Menschen zu massiven Herausforderungen: Unterkünfte und Arbeitsmöglichkeiten, Lehrkräfte und Schulen, Wasser und Nahrungsmittel fehlen oder werden knapp. Auch Gesundheitszentren und Krankenhäuser sind häufig völlig überlastet. Insbesondere über den Zugang zu Wasser und fruchtbarem Ackerboden können Konflikte zwischen Flüchtlingen und der lokalen Bevölkerung entstehen.
Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit hat sich deshalb zum Ziel gesetzt,

  • für Flüchtlinge und Binnenvertriebene im Aufnahmeland Perspektiven zu schaffen und
  • Aufnahmeregionen und -gemeinden bei ihren Bemühungen zu unterstützen, die enormen Herausforderungen zu bewältigen.

Entwicklungsprojekte im Arbeits- und Bildungsbereich oder in der Gesundheitsversorgung, von denen sowohl die Flüchtlinge als auch die Menschen in aufnehmenden Gemeinden profitieren, fördern die Integration der Flüchtlinge in ihrer neuen Umgebung und mindern soziale Spannungen.

Um die Situation in den Aufnahmegemeinden zu stabilisieren, investiert die Bundesrepublik auch in die Infrastruktur vor Ort – zum Beispiel in die Wasserversorgung – sowie in einkommensfördernde Maßnahmen. Außerdem werden staatliche Einrichtungen und Nichtregierungsorganisationen dabei unterstützt, ihre Angebote für Flüchtlinge und aufnehmende Gemeinden aufrechtzuerhalten und auszuweiten.

Auf der Flucht verlieren Menschen meist nicht nur ihr Hab und Gut – viele erleben auch Gewalt, Erniedrigung und Ausbeutung. Deutschland macht sich für die Rechte von Menschen auf der Flucht stark und finanziert Maßnahmen, die die Folgen von traumatischen Erlebnissen während der Flucht lindern.

Außerdem wird der Dialog zwischen Neuankömmlingen und der ansässigen Bevölkerung gefördert. Ziel ist, die Menschen auf der Flucht gesellschaftlich zu integrieren, Konflikte zu vermeiden und die Lebensgrundlagen für alle zu sichern.

Beispiel Syrien

Etwa 6,5 Millionen Syrerinnen und Syrer waren bis Ende 2022 vor dem Bürgerkrieg ins Ausland geflüchtet, vor allem in die Türkei, den Libanon und nach Jordanien. Allein im Libanon leben mehr als 800.000 syrische Flüchtlinge.

Eine baldige Heimkehr der geflohenen Syrerinnen und Syrer ist unwahrscheinlich. Auch ein Ende der Fluchtbewegungen aus Syrien und dem Irak ist aktuell nicht in Sicht.

Auf der zehnten Syrienkonferenz am 10. Mai 2022 hat die internationale Gemeinschaft Zusagen über 6,4 Milliarden Euro gemacht. Deutschland sagte 2022 insgesamt mehr als 1,8 Milliarden Euro für humanitäre Hilfe und Entwicklungsleistungen in der Region zu (davon über eine Milliarde Euro über das BMZ). Damit gehörte Deutschland mit der Europäischen Kommission und den USA erneut zu den drei wichtigsten Gebern der Region.

Flucht ist ein Langzeitproblem

67 Prozent aller Flüchtlinge unter UNHCR-Mandat leben bereits über fünf Jahre im Aufnahmeland. Da sich weltweit immer wieder neue Krisen entwickeln, stoßen internationale Organisationen, aufnehmende Staaten sowie Geberländer bei ihrer jahrelangen Unterstützung und der Leistung humanitärer Hilfe mittlerweile an ihre Grenzen.


Stand: 14.06.2023