Minister Müller zum Start des Weltbiodiversitätsgipfels „Wir brauchen einen weltweiten Durchbruch beim Artenschutz. Deutschland sollte seinen Beitrag verdoppeln“

Pressemitteilung vom 10. Oktober 2021 | Berlin – Im chinesischen Kunming beginnt heute die 15. Weltbiodiversitätskonferenz (Externer Link). Der erste Teil findet diese Woche größtenteils virtuell statt. Der zweite Teil ist für April/Mai 2022 geplant. Dort soll ein neues Abkommen für den Schutz der natürlichen Vielfalt unseres Planeten vereinbart werden mit Zielen für die Jahre bis 2030.

Titelblatt: Biologische Vielfalt – Unsere Gemeinsame Verantwortung

Biologische Vielfalt – Unsere Gemeinsame Verantwortung

Dateityp PDF | Sachstandsdatum 10/2021 | Dateigröße 2 MB, Seiten 4 Seiten | Zugänglichkeit barrierefrei
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Zwei Hände halten ein Stück einer Honigwabe, auf der Bienen zu sehen sind.
Schwarze Letschwe - eine Antilopenart - im Bangweulu Wetlands National Park, Sambia

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller: „Die Weltbiodiversitätskonferenz stellt die Weichen für die nächsten 10 Jahre. In den kommenden Monaten muss ein Durchbruch beim Artenschutz gelingen wie beim Pariser Klimaabkommen für den Klimaschutz. Denn wir haben keine Zeit zu verlieren. Jeden Tag sterben 150 Arten aus. Die Weltgemeinschaft muss endlich an einem Strang ziehen. Ich erwarte hier von China als Gastgeber eine Führungsrolle.

Das liegt in unserem eigenen Interesse: Je mehr natürliche Lebensräume vernichtet werden, umso größer wird auch die Gefahr, dass weitere Viren vom Tier auf den Menschen überspringen und schwere Krankheiten auslösen. Covid-19, Ebola oder Aids müssen uns Warnung sein, den Schutz der Artenvielfalt weltweit zur Chefsache zu machen.“

„Nötig ist erstens, 30 Prozent der Land- und der Meeresflächen unter Schutz zu stellen“, so Müller weiter. „Davon sind wir aber meilenweit entfernt: Bislang sind erst acht Prozent der Meeres- und 17 Prozent aller Landflächen geschützt.

Zweitens sollten die Industrieländer ihre Mittel zum Erhalt der Biodiversität in Entwicklungs- und Schwellenländern verdoppeln. Deutschland sollte in der kommenden Legislaturperiode seinen Beitrag daher auf eine Milliarde Euro jährlich erhöhen. Dreiviertel der artenreichsten Gebiete sind in ärmeren Ländern, die sich Schutzgebiete kaum leisten können. Doch dort entscheidet sich aber, ob wir den Kampf gegen Arten- und Waldverlust und damit auch gegen den Klimawandel gewinnen.

Auch die Privatwirtschaft sollte sich an der Finanzierung beteiligen, denn sie trägt eine Mitverantwortung am weltweiten Artensterben. Gemeinsam mit der WTO müssen zudem Mindeststandards für entwaldungsfreie Lieferketten verankert werden. In Rotterdam oder Hamburg darf kein Schiff mehr anlegen, das Palmöl- und Sojaprodukte aus nicht zertifizierter Produktion zu uns bringt. Naturzerstörung darf nicht länger profitabel sein.“

Weltweit sind 420 Millionen Hektar Wald in den letzten 30 Jahren verloren gegangen – das entspricht fast der Fläche der EU. Aktuell verschwinden jährlich rund zehn Millionen Hektar Wald von der Erde – vor allem für riesige Soja- und Palmölplantagen. Der Amazonasregenwald stößt durch die Brandrodung bereits mehr CO2 aus, als er absorbiert.

Die Regenwälder speichern weltweit etwa 20 Prozent des Kohlenstoffs an Land. 75 Prozent der Tier- und Pflanzenarten leben dort.

Deutschland ist Vorreiter beim weltweiten Artenschutz:

  • 2021 investiert das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) 600 Millionen Euro in den Schutz, die nachhaltige Nutzung und die Wiederherstellung von Ökosystemen. Damit unterstützt das BMZ über 660 Schutzgebiete weltweit mit einer Gesamtfläche sechsmal so groß wie Deutschland.
  • Das Entwicklungsministerium hat im Mai 2021 den Weltnaturerbe-Fonds gegründet. Bis 2030 soll ein Kapitalstock von 1 Milliarde Dollar aufgebaut werden, um die Grundfinanzierung von 30 herausragenden Artenschutzgebieten in Afrika, Asien und Lateinamerika zu sichern. Der Fonds wird dann die weltgrößte Naturschutzstiftung sein. Deutschland hat eine Anschubfinanzierung von 140 Millionen Dollar bereitgestellt. Mehr als 40 Millionen US-Dollar kamen bereits von privaten Stiftungen und Philanthropen.
  • Das BMZ hat zum Schutz von über 130 Millionen Hektar Wald beigetragen – einer Fläche viermal so groß wie Deutschland. Im September 2021 haben sich beispielsweise alle zehn Anrainerstaaten des Kongo-Regenwaldes auf der Berliner Tropenwaldkonferenz verpflichtet, den Waldschutz und die nachhaltige Forstwirtschaft zu verstärken. Das BMZ unterstützt diesen Prozess über die zentralafrikanische Waldinitiative CAFI.
  • Das BMZ engagiert sich weltweit für entwaldungsfreie Lieferketten. Dazu werden – in Zusammenarbeit mit Unternehmen – Nachhaltigkeitsstandards, Transparenz- und Rückverfolgbarkeitssysteme sowie die Entwicklung eines OECD-FAO Leitfadens zu Sorgfaltspflichten für entwaldungsfreie Lieferketten mit aufgebaut.