Kräfte bündeln – mehr bewirken Religiöse Akteure als Partner der deutschen Entwicklungszusammenarbeit
Religiöse Werte und Überzeugungen beeinflussen das Denken und Handeln von Milliarden Menschen: Für vier von fünf Menschen weltweit ist Religion wichtig. Religionsgemeinschaften und ihre geistlichen Führerinnen und Führer genießen das Vertrauen der Menschen und geben ihren Gemeinschaften Orientierung.
In vielen Partnerländern der deutschen Entwicklungszusammenarbeit werden Gesundheitsversorgung, Bildungsangebote und andere soziale Dienste zu großen Teilen von Religionsgemeinschaften getragen – in Kenia und Uganda beispielsweise zu über 40 Prozent. Das Engagement der Religionsgemeinschaften ist langfristig, lokal und zuverlässig. Sie sind auch in weit abgelegenen Gebieten präsent, in Not- und Konfliktsituationen und überall dort, wo die staatlichen Institutionen zu schwach sind, um eine Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten.
Religion kann allerdings auch zur Ausgrenzung von Bevölkerungsgruppen missbraucht werden. Sie trägt dann zu Intoleranz und Radikalisierung und zur Verschärfung von Konflikten bei.
Doch wo Religion Teil des Problems ist, kann und muss sie auch Teil der Lösung sein. Deutschland stärkt daher Vertreterinnen und Vertreter von Religionsgemeinschaften, die sich dem Missbrauch von Religion entgegenstellen und sich für eine internationale und religionsübergreifende Zusammenarbeit zur Erreichung der Ziele der Agenda 2030 einsetzen.
Deutsches Engagement
Deutschland hat das große entwicklungspolitische Potenzial der Religionsgemeinschaften in der Vergangenheit zu wenig genutzt. Doch seit 2015 arbeitet das BMZ auf Basis seiner Strategie "Religionen als Partner in der Entwicklungszusammenarbeit" verstärkt mit religiösen Akteuren zusammen.
Das Ministerium tritt dabei ausdrücklich nicht in Konkurrenz zur kirchlichen Entwicklungszusammenarbeit. Ziel ist, auch die religiösen Akteure zu erreichen, die nicht Partner der evangelischen oder katholischen Kirche sind. Unter anderem arbeitet das BMZ mit Muslimen, Buddhisten, Hindus, Bahai und Sikhs zusammen.
Das BMZ hat ein Thementeam Religion ins Leben gerufen, um sich regelmäßig mit der Zivilgesellschaft (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) auszutauschen. Darin sind unterschiedliche Religionsgemeinschaften, Nichtregierungsorganisationen (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen), glaubensbasierte Organisationen, Durchführungsorganisationen (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) der Entwicklungszusammenarbeit und die Wissenschaft vertreten. Das Thementeam gibt wechselseitig Impulse für die konzeptionelle und strategische Arbeit der Mitglieder und trägt die Debatte um Religion und Entwicklung in die Politik und Gesellschaft.
In seinen Partnerländern fördert das BMZ Pilotvorhaben, um gemeinsam mit den Religionsgemeinschaften vor Ort auf die Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals, SDGs) der Agenda 2030 (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) hinzuwirken. Mit diesem Ansatz nimmt das BMZ global eine Vorreiterrolle ein: Für die meisten Geber ist die Zusammenarbeit mit religiösen Akteuren entwicklungspolitisches Neuland.