Vielfalt im BMZ Interview mit Norzin Grigoleit-Dagyab

Stellvertretende Leiterin des Referats für Geschlechtergerechtigkeit

Frage: Was bedeutet Geschlechtergerechtigkeit?

Norzin Grigoleit-Dagyab,  Stellvertretende Leiterin des Referats für Geschlechtergerechtigkeit im BMZ

Norzin Grigoleit-Dagyab, Stellvertretende Leiterin des Referats für Geschlechtergerechtigkeit im BMZ

Norzin Grigoleit-Dagyab,  Stellvertretende Leiterin des Referats für Geschlechtergerechtigkeit im BMZ

Geschlechtergerechtigkeit bedeutet, dass alle Menschen – unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer Geschlechtsidentität oder sexuellen Orientierung – die gleichen Rechte genießen und gleichberechtigt am Leben teilhaben können. Bei dem Streben nach Geschlechtergerechtigkeit geht es also um nichts weniger als die Erfüllung von Menschenrechten. Weltweit stehen Frauen nur etwa drei Viertel der gleichen Rechte zu wie Männern. Jede dritte Frau weltweit erlebt mindestens ein Mal in ihrem Leben körperliche oder sexualisierte Gewalt. Weltweit sind keine 14 Prozent der Landbesitzenden Frauen, obwohl sie den Großteil der Beschäftigten in der Landwirtschaft ausmachen. Das alles sind krasse Ungerechtigkeiten. Wir wollen, dass alle Menschen die gleichen Rechte genießen, gleichberechtigten Zugang zu Ressourcen haben und in Entscheidungsprozessen gleichberechtigt repräsentiert sind und Einfluss nehmen können, ganz im Sinne einer feministischen Entwicklungspolitik.

Wie setzt sich das BMZ in den Partnerländern für eine feministische Entwicklungspolitik ein?

Gemeinsam mit unseren Partner*innen aus dem Globalen Süden arbeiten wir schon heute in vielen Programmen zusammen, die zu mehr Geschlechtergerechtigkeit beitragen: Diese Programme stärken beispielsweise Frauen in ihrer politischen oder wirtschaftlichen Teilhabe oder dabei, selbstbestimmt über ihren Körper entscheiden zu dürfen. Mit der feministischen Entwicklungspolitik rücken wir die geschlechtergerechte Perspektive ins Zentrum und erkennen Geschlechtergerechtigkeit als Katalysator für nachhaltige Entwicklung. Wir betrachten dabei Geschlechterungleichheit nicht isoliert, sondern im Kontext der vielfältigen Ungleichheiten, die weltweit existieren.

Wie wirkt sich das auf unsere Partnerländer aus?

Mehr Geschlechtergerechtigkeit wirkt sich erwiesenermaßen positiv auf Gesellschaften und Volkswirtschaften aus. Von der Regierungsführung über die Wirtschaftsleistung eines Landes bis hin zur Ernährungssicherheit – all diese Bereiche leiden umso stärker, je geschlechterungerechter eine Gesellschaft ist. Es geht also nicht um eine ideologische Debatte, sondern um konkrete positive Wirkungen für die individuellen Personen und die Gesellschaften, in denen sie leben.



Stand: 10.05.2023