Schriftzug "The World Bank Group" am Hauptgebäude der Weltbank in Washington

Reform der Weltbankgruppe

Globale Krisen wie der menschengemachte Klimawandel, fortschreitendes Artensterben, Pandemien und zunehmende Konflikte bedrohen die menschliche Entwicklung weltweit. Diese Krisen wirken über Landesgrenzen hinweg und bedrohen nationale Entwicklungserfolge und globale öffentliche Güter. Ziel der Reform der Weltbankgruppe ist es, die Weltbank zu einer Transformationsbank umzubauen, die besser auf diese Herausforderungen reagieren kann.

Kein Land kann die globalen Herausforderungen der heutigen Zeit alleine bewältigen. Für die Weltbank erwächst daraus eine besondere Verantwortung – und ein Handlungsauftrag. Als größter Entwicklungsfinanzier weltweit ist sie ein Motor für nachhaltige Entwicklung und kann Länder auch bei der dringend benötigten Mobilisierung heimischer Ressourcen und des Privatsektors effektiv unterstützen. Die Herausforderungen sind jedoch andere als vor 30 oder 40 Jahren. Daher muss sich auch die Weltbank stetig weiterentwickeln.

Aus diesem Grund hat Deutschland zusammen mit weiteren Anteilseignern die Weltbank zu ambitionierten Reformen aufgefordert.

Ziel dieser Reform ist es, die Weltbank zur Stütze einer gerechten, sozialen und ökologischen Transformation und zur Vorreiterin bei der Bekämpfung von Hunger, Armut und Ungleichheit auf einem lebenswerten Planeten zu machen. Um dafür die Grundlage zu schaffen, muss sie globale Herausforderungen wie Klimawandel, Biodiversitätsverlust, Pandemien und gewalttätige Konflikte effektiv angehen. Dies sind wesentliche Voraussetzungen für nachhaltige Entwicklung.

Die Weltbankgruppe hat in einer „Evolution Roadmap“ ihre Vision für eine Veränderung der Institution vorgelegt. Seither haben Anteilseigner und Management der Weltbankgruppe intensiv an der Reform und Weiterentwicklung der Weltbank gearbeitet:

  1. Neues Leitbild: Mit einer neuen Vision und Mission definiert die Weltbank ihr Mandat ambitionierter und transformativer („a world free of poverty on a livable planet“). Sie unterstreicht damit die Bedeutung einer nachhaltigen, resilienten und inklusiven Entwicklung für erfolgreiche Armutsbekämpfung.
  2. Bessere Zusammenarbeit: Die verschiedenen Institutionen der Weltbankgruppe sollen durch gezielte Zusammenarbeit, Koordination und den Einsatz des kollektiven Wissens und Instrumente der Institutionen im Sinne einer „One World Bank Group“ besser verzahnt werden.
  3. Anreize für Investitionen in grenzüberschreitende Herausforderungen: Mit einem neuen Anreizsystem sollen Investitionen in globale öffentliche Güter gefördert werden.
  4. Neues operatives Zielsystem: Mit ihrem „Framework for Financial Incentives“ hat die Weltbank einen neuen Finanzierungsmechanismus geschaffen, um Investitionen in globale öffentliche Güter zu fördern. Anreize dieses Rahmenwerks umfassen Zinsvergünstigungen, längere Laufzeiten oder mehr Kreditvolumen.
  5. Partnerschaften: Die Zusammenarbeit mit anderen multilateralen Organisationen, unter anderem mit regionalen Entwicklungsbanken oder Organisationen der Vereinten Nationen soll intensiviert werden.
  6. Privatsektor: Die Zusammenarbeit mit dem Privatsektor soll ausgebaut werden, mit dem Ziel, zusätzliche Investitionen für eine nachhaltige Entwicklung freizumachen. Das BMZ setzt sich für einen ganzheitlichen Ansatz ein, der auch auf eine Verbesserung des Investitionsumfeldes in den Partnerländern setzt. Die Weltbank hat dafür ein „Private Sector Investment Lab“ ins Leben gerufen, das Empfehlungen für eine stärkere Privatsektormobilisierung erarbeitet hat. Eine neue einheitliche Garantieplattform der Weltbankgruppe wurde bereits gelauncht. Sie fasst alle Garantieinstrumente der Weltbankgruppe unter einem Dach zusammen und hebt Synergien.



Eckpfeiler der Reformen bei Jahrestagung in Marrakesch beschlossen

Logo: Jahrestagungen 2023 der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds in Marrakesch

Mit den Beschlüssen in Marrakesch vom 12. Oktober 2023 haben die Gouverneurinnen und Gouverneure der Bank auf die Reformforderungen reagiert und eine gemeinsame Grundlage für eine wegweisende Reform der Weltbankgruppe geschaffen. Die Reform setzt in allen Bereichen der Bank und ihres Geschäftsmodells an – angefangen von einer Neudefinition des Leitbildes. Diese „Vision“ und „Mission“ der Weltbank wurden um die Bedeutung eines „lebenswerten Planeten“ erweitert.

Darauf aufbauend orientiert ein neues Zielsystem das operative Geschäft der Weltbank und wird in allen Bereichen der Arbeit als Grundlage verankert werden. Die sogenannte „Scorecard“ wird komplett überarbeitet und auf das neue Leitbild hin ausgerichtet. Es soll für alle Teilbereiche der Weltbankgruppe gelten. Bei der Überarbeitung setzte sich Deutschland dafür ein, dass Aspekte wie ein nachhaltiges Wachstum innerhalb planetarer Grenzen, der Schutz von Klima und Biodiversität und die Bekämpfung von Ungleichheit angemessen verankert werden.

Weiterhin wird sich die Bank zukünftig mit ihren internen Verfahren sowie bei der Beratung ihrer Kunden besser aufstellen: Analysen, Strategien und Instrumente sollen grenzüberschreitende Wirkungen stärker und struktureller berücksichtigen.

Außerdem wird der Schutz globaler öffentlicher Güter gezielter mit finanziellen wie nicht-finanziellen Anreizen gefördert. Über neue Ansätze und Finanzierungsinstrumente werden solche Investitionen mit besonderen Anreizen unterstützt, die neben dem nationalen Entwicklungsinteresse auch dem globalen Gemeinwohl dienen.

Auch die zentrale Rolle des Privatsektors und die Mobilisierung inländischer Ressourcen für Transformation und Entwicklung sind in der Reform zentral abgebildet. Zur Aktivierung des privatwirtschaftlichen Engagements setzt sich Deutschland für einen ganzheitlichen Ansatz ein, der regulatorische Ansätze, die Stärkung der lokalen Finanzmärkte und flankierende öffentliche Infrastruktur in den Blick nimmt.

Finanzierung

Die Weltbank muss für diese Aufgaben auch finanziell gerüstet sein. Als erstes Land hat Deutschland zugesagt, insgesamt 305 Millionen Euro Hybridkapital für eine reformierte Weltbank bereitzustellen und die Verträge dafür 2024 unterzeichnet. Über die nächsten zehn Jahre können so rund 2,6 Milliarden US-Dollar zusätzlich mobilisiert werden, um Anreize für Länder für Investitionen in grenzüberschreitende Herausforderungen setzen zu können.

Um die enormen globalen Herausforderungen effektiv angehen zu können, sind jedoch Reformen über die Weltbank hinaus erforderlich. Das BMZ setzt sich dafür ein, dass alle multilateralen Entwicklungsbanken zukünftig als System besser zusammenarbeiten und ihre Arbeit besser mit- und aufeinander abstimmen.

Stand: 13.10.2025