Straßenstand in Ruanda, an dem Karotten verkauft werden

Soziale Situation Corona-Pandemie bremst erfolgreiche Entwicklung

Ruanda konnte in den vergangenen Jahren bemerkenswerte Entwicklungserfolge vorweisen. Das Bruttonationaleinkommen pro Kopf ist zwar gering, hat sich aber in den vergangenen 20 Jahren verdreifacht.

Der Anteil der armen Bevölkerung sank nach Angaben der ruandischen Regierung von fast 77 Prozent im Jahr 2001 auf 55 Prozent im Jahr 2017. Der Anteil der extrem Armen ging ebenfalls deutlich zurück. Die Dynamik hat allerdings nachgelassen – seit 2013 haben sich die Werte kaum noch verbessert.

Mehr als ein Drittel der Bevölkerung ist chronisch unterernährt, besonders betroffen sind Kinder im ländlichen Raum.

Die Corona-Pandemie hat die soziale Entwicklung Ruandas deutlich zurückgeworfen. Zwar konnten frühzeitig ergriffene Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie bislang einen Zusammenbruch des Gesundheitssystems verhindern. Doch die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen sind dramatisch: Nach Schätzungen der Weltbank (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) sind mehr als 550.000 Menschen aufgrund der Pandemie in die Armut zurückgefallen.

Arme und besonders verwundbare Bevölkerungsgruppen litten am stärksten unter den Maßnahmen. Unter anderem wurde ihre soziale Teilhabe deutlich erschwert. So hatten viele Kinder keine Möglichkeit, am Online-Unterricht teilzunehmen. Zahlreiche Kleinstunternehmerinnen und -unternehmer verloren im Lockdown ihre Geschäftsgrundlage.

Seit der Lockerung der Corona-Maßnahmen kehren viele Menschen auf den Arbeitsmarkt zurück: Nach amtlichen Angaben sank die Arbeitslosenrate von 23,8 Prozent im November 2021 auf 16,5 Prozent im Februar 2022. Den Anteil der Unterbeschäftigten beziffert die Regierung allerdings weiterhin auf 53 Prozent der Beschäftigten.

Der starke Anstieg der Preise für Nahrungsmittel und Treibstoff infolge des Kriegs in der Ukraine stellt die ruandische Bevölkerung derzeit vor neue existenzielle Herausforderungen.


Bildung und Gesundheit

Im Bildungsbereich wurden in den vergangenen Jahren beachtliche Fortschritte erzielt. So ließ die Einführung einer kostenlosen Schulbildung die Einschulungsrate deutlich steigen – inzwischen besuchen 95 Prozent aller schulpflichtigen Kinder eine Grundschule. Auch die Dauer des Schulbesuchs hat sich deutlich verlängert, 97 Prozent der Kinder schlossen 2019 nach Angaben der Weltbank die Grundschule ab (2000: 25 Prozent). Allerdings weist die Qualität der Schulbildung noch erhebliche Mängel auf.

Die Sterblichkeitsrate bei Kindern unter fünf Jahren sank im Zeitraum von 2000 bis 2020 von 185 auf 41 Todesfälle pro 1.000 Kinder. Auch die Müttersterblichkeit konnte erheblich gesenkt werden: Im Jahr 2000 starben in Ruanda noch mehr als 1.100 Frauen je 100.000 Lebendgeburten, bis 2017 hatte sich diese Zahl auf 248 reduziert.

Die Lebenserwartung ist von 49 Jahren (2000) auf 69 Jahre (2020) gestiegen.

Stand: 05.01.2023