Duale Studiengänge an der Al-Quds-Universität in Ost-Jerusalem: Diplomverleihung und -feier der ersten Absolventinnen und Absolventen, die im Februar 2020 Ihr Studium in den Fächern Elektrotechnik und Informationstechnologie abgeschlossen haben

Kernthema „Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, Ausbildung und Beschäftigungsförderung Perspektiven ermöglichen

Stand: 30.05.2023

Ausbildung und Qualifizierung sowie die Entwicklung eines leistungsfähigen privatwirtschaftlichen Sektors sind Grundvoraussetzung für Wirtschaftswachstum und die Schaffung von sozialen und wirtschaftlichen Perspektiven durch Arbeitsplätze.

In den Palästinensischen Gebieten sind rund 65 Prozent der Menschen unter 30 Jahre alt. Jedes Jahr treten mehr als 50.000 Absolventinnen und Absolventen neu in den Arbeitsmarkt ein. Gleichzeitig ist die Arbeitslosigkeit insbesondere unter jungen Menschen, Frauen, Graduierten, Menschen mit Behinderung sowie in einigen Teilen der Palästinensischen Gebiete (C-Gebiete, Gazastreifen) hoch.

Die Eskalation des Nahostkonfliktes im Zuge des 7. Oktobers hat die palästinensische Volkswirtschaft hart getroffen. Im Jahr 2024 schrumpfte sie um 27%, während die Arbeitslosenquote in Gaza und dem Westjordanland im gleichen Jahr jeweils auf 80% und 29% stieg. Viele der Palästinenser und Palästinenserinnen, welche durch Arbeit in Israel ihr Einkommen erzielten, verloren nach dem 7. Oktober 2023 ihre Arbeitserlaubnis. Aufgrund der schwierigen Erwerbssituation spielen außerdem Palästinenserinnen und Palästinenser aus der Diaspora, die regelmäßig Geld in ihre Heimatregion überweisen, eine wichtige wirtschaftliche und gesellschaftliche Rolle.

Ausbau der Berufsausbildung angestrebt

Die Bedeutung von Bildung und Ausbildung und des gleichberechtigten Bildungszugangs von Jungen und Mädchen wird gesellschaftlich sehr stark betont. Das Bildungsniveau ist im regionalen Vergleich überdurchschnittlich hoch. Die Palästinensische Behörde strebt an, dass neben den stark nachgefragten akademischen Abschlüssen auch die Berufsausbildung gesellschaftlich stärker akzeptiert und nachgefragt wird. Denn der palästinensische Privatsektor ist in erster Linie durch Familienbetriebe und Kleinfirmen mit geringer Mitarbeiterzahl gekennzeichnet, die qualifizierte Fachkräfte benötigen.

Neben der Ausbildung besteht in weiteren Bereichen Handlungsbedarf, etwa bei der Finanzierung, der Wettbewerbsfähigkeit und der Wertschöpfung. Diese Handlungsfelder müssen von der Politik gezielt adressiert werden, damit die Kleinbetriebe zu mehr Beschäftigung beitragen können.

Zudem fehlen palästinensische Produkte, die die Nachfrage auf dem eigenen Markt befriedigen können. Im Westjordanland dominieren israelische, im Gaza-Streifen ägyptische und türkische Produkte.

Deutsches Engagement

Das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) engagiert sich auf vielfältige Weise:

  • Unterstützung der sozial-ökologischen Transformation des palästinensischen Wirtschaftssystems hin zu einer grünen, klimagerechten Wirtschaft;
  • Unterstützung von Ausbildung und Qualifikation – insbesondere von jungen Menschen und Frauen – als Basis für jegliche künftige Beschäftigung und ein wirtschaftlich erfolgreiches Erwachsenenleben;
  • Förderung temporärer Beschäftigung durch den arbeitsintensiven Aufbau von Infrastruktur;
  • Aufbau eines Systems der Berufsbildung, das die Bedürfnisse privater Unternehmen bei der Berufsausbildung künftiger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer berücksichtigt;
  • Einführung berufsbildender Ansätze in akademische Studiengänge;
  • Arbeitsvermittlung und Lohnkostensubventionen;
  • Stärkung der Fähigkeit zur Gründung eigener Betriebe;
  • Stärkung aussichtsreicher Nischen privatwirtschaftlichen Handeln, zum Beispiel IT-Dienstleistungen und Verarbeitung von Nahrungsmitteln;
  • Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen durch den Aufbau einer Einlagensicherung und eines Kreditgarantiefonds, um beispielsweise Kreditvergaben zur Unternehmensgründung abzusichern;
  • Verbesserung der finanziellen Bildung der Bevölkerung und Unterstützung der Behörden bei Kreditvergaben.

Beispiel 10 Jahre Duale Studiengänge in den Palästinensischen Gebieten

Duale Studiengänge an der Al-Quds-Universität in Ost-Jerusalem: Gruppenfoto der ersten Absolventinnen und Absolventen vom Februar 2020

Duale Studiengänge an der Al-Quds-Universität in Ost-Jerusalem: Gruppenfoto der ersten Absolventinnen und Absolventen im Februar 2020

Duale Studiengänge an der Al-Quds-Universität in Ost-Jerusalem: Gruppenfoto der ersten Absolventinnen und Absolventen im Februar 2020

Duale Studiengänge verbinden akademische Bildung mit praktischer Erfahrung und gelten als Erfolgsmodell für die Fachkräftesicherung. Seit 2015 unterstützt Deutschland die Einführung dieses Modells in den Palästinensischen Gebieten. Die Al-Quds Universität in Ost-Jerusalem (seit 2015) und die Palestine Polytechnic University in Hebron (seit 2022) bieten mittlerweile zehn akkreditierte Bachelor-Studiengänge in Wirtschaft, IT und Ingenieurwissenschaften in Kooperation mit rund 380 Unternehmen an.

Derzeit sind 700 Studierende eingeschrieben, davon circa 55 Prozent Frauen. Die praxisnahen Studiengänge ermöglichen 70 Prozent der Absolventinnen und Absolventen einen fließenden Übergang in den Arbeitsmarkt. Außerdem werden Innovationen in Unternehmen angestoßen.

Die Al-Quds Universität setzt das Programm inzwischen eigenständig um. Das Leuchtturmvorhaben der deutsch-palästinensischen Zusammenarbeit dient weiteren Hochschulen der Region als Vorbild für beschäftigungsorientierte Studienmodelle.