Der Nachtmarkt auf dem Platz Djemaa el-Fna in Marrakesch, Marokko

Wirtschaftliche Situation Geschäftsklima verbessert, Arbeitsplätze fehlen

Marokko durchläuft einen tiefgreifenden Wandlungsprozess vom Agrar- zum Industrie- und Dienstleistungsland. Die ökonomischen Rahmenbedingungen und das Geschäftsklima haben sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Zum wirtschaftlichen Wandel trugen vor allem die Auto- und Luftfahrtindustrie sowie die Phosphatproduktion bei.

Die wirtschaftliche Entwicklung unterliegt jedoch großen Schwankungen, unter anderem aufgrund der Abhängigkeit der Landwirtschaft vom Niederschlag. In den Jahren 2016 bis 2019 lagen die Wachstumsraten zwischen 0,5 und 5,1 Prozent. Nach einem coronabedingten Einbruch 2020 (minus 7,2 Prozent) erlebte das Land 2021 einen deutlichen Aufschwung (plus 7,9 Prozent), der allerdings stark auf die guten Niederschläge im betreffenden Zeitraum zurückzuführen war.

2022 litt Marokko unter dürrebedingt schlechten Ernteergebnissen, steigenden Rohstoffpreisen und logistischen Engpässen infolge des Ukraine-Kriegs – das Wachstum blieb unter einem Prozent. Für die Jahre 2023 und 2024 rechnet der Internationale Währungsfonds (IWF (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) mit einem Wachstum von etwa drei Prozent. Die Entwicklung wird vor allem davon abhängen, ob sich die Dürre des Jahres 2022 fortsetzt und wie schnell sich der Tourismus von den Folgen der Corona-Pandemie erholt.

Mangel an Beschäftigungsperspektiven

Zu den großen Herausforderungen des Landes zählen die hohe Arbeitslosigkeit, die weit verbreitete Unterbeschäftigung und fehlende Perspektiven für die junge Bevölkerung. Schon offiziell liegt die Arbeitslosenrate bei knapp zwölf Prozent, unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen sogar bei über 27 Prozent.

Mehr als 30 Prozent aller marokkanischen Beschäftigten sind in der Landwirtschaft tätig. Generell gilt, dass über 95 Prozent der Unternehmen in der Privatwirtschaft kleinste, kleine und mittlere Unternehmen (KKMU) sind, die rund 40 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erwirtschaften. Mehr als drei Viertel der Beschäftigten arbeiten im informellen Sektor (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen). Im Rahmen ihrer nationalen Entwicklungsstrategie will die Regierung KKMU gezielt fördern und den Anteil der formellen Beschäftigung auf 80 Prozent steigern.

Attraktivität für Investoren steigern

Die Entwicklung der privaten Wirtschaft wird unter anderem durch aufwendige bürokratische Prozesse, den Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften, fehlende Rechtssicherheit und Korruption gehemmt.

Um das Geschäftsklima weiter zu verbessern und private Geldgeber anzulocken, hat die Regierung im Herbst 2022 eine Investitions-Charta verabschiedet. Das Gesetz zielt darauf ab, dauerhafte und qualitativ hochwertige Arbeitsplätze zu schaffen, die Unterschiede zwischen den Provinzen zu verringern, Importe zunehmend durch lokale Produkte zu ersetzen und Marokkos Position als regionales und internationales Zentrum für ausländische Direktinvestitionen zu festigen.


Stand: 10.03.2023