Kran und Schiff im Containerhafen von Beirut, die Aufnahme entstand vor der Explosionskatastrophe am 4. August 2020

Wirtschaftliche Situation Wichtige Einnahmequellen sind ausgefallen

Bis zum Bürgerkrieg (1975 bis 1990) gehörte der Libanon zu den wichtigsten Handels- und Finanzzentren im Nahen Osten. Die Bankenmetropole Beirut diente als Bindeglied zwischen Europa und den Staaten am Persischen Golf.

Diese Stellung konnte das Land nach dem Krieg nicht mehr zurückgewinnen. Der Wiederaufbau wurde über Kredite finanziert – die Staatsverschuldung Libanons zählt heute zu den höchsten der Welt. Die libanesische Wirtschaft befindet sich in einer Rezession, die als eine der schwerwiegendsten weltweit seit den 1850er Jahren gilt, da das Bruttoinlandsprodukt von 2018 bis 2021 um etwa 40 Prozent gesunken ist. Die Landeswährung, das libanesische Pfund, hat mehr als 95 Prozent seines Wertes verloren. Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat weitreichende Auswirkungen: Etwa die Hälfte der Arbeitskräfte sind arbeitslos und rund 80 Prozent der Bevölkerung leben in Armut.

Die Explosionskatastrophe im August 2020, die Covid-19-Pandemie und der Krieg in Syrien belasten die libanesische Wirtschaft schwer. Der Tourismus, eine der wichtigsten Einnahmequellen des Landes, ist ebenso eingebrochen wie der Export in die Golfstaaten, der größtenteils über Syrien abgewickelt wurde. Syrien war außerdem ein wichtiger Absatzmarkt für libanesische Produkte.

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine mit seinen Auswirkungen auf die internationalen Nahrungsmittel- und Energiemärkte trifft mit dem Libanon ein Land, das bereits wirtschaftlich stark angeschlagen ist. Aktuell sind 46 Prozent der Bevölkerung von Ernährungsunsicherheit betroffen.