Blick auf Jaounde, die Hauptstadt von Kamerun

Hintergrund Schweres Erbe der Kolonialzeit

Von 1884 bis zum Ersten Weltkrieg war Kamerun eine ein sogenanntes deutsches Protektorat. Danach wurde das Land in zwei Mandatsgebiete aufgeteilt und fiel an Frankreich und Großbritannien.

Siehe auch
Wandbild am Bahnhof von Kinshasa, der Hauptstadt der DR Kongo.
Symbolbild: Mehrer Bände einer Lexikonausgabe aus den 1970er Jahren (Bildausschnitt)

Lexikon der Entwicklungspolitik Stichwort: Kolonialismus Interner Link

Das frankophone Kamerun wurde 1960 unabhängig, die Menschen in Britisch-Kamerun mussten sich 1961 zwischen Kamerun und Nigeria entscheiden. Der nördliche Teil wählte die Angliederung an Nigeria, der südliche Teil schloss sich mit dem frankophonen Kamerun zu einem Föderalstaat zusammen.

Kamerun gehört sowohl der Internationalen Organisation der Frankophonie als auch dem Commonwealth an; Französisch und Englisch sind die offiziellen Amtssprachen des Landes. 1972 wurde die föderalistische Staatsstruktur abgeschafft und ein zentral regierter Einheitsstaat geschaffen. Die englischsprachigen Regionen North-West und South-West behielten jedoch ein britisch geprägtes Verwaltungs-, Finanz-, Rechts- und Bildungssystem.

Etwa 20 Prozent der Kamerunerinnen und Kameruner leben in diesen beiden Regionen. Viele von ihnen empfinden sich in Politik, Verwaltung, Justiz, Wirtschaft, Kultur und Bildung als stark benachteiligt. Als 2016 vermehrt französischsprachige Richterinnen und Richter sowie Lehrkräfte in den englischsprachigen Teil des Landes entsandt wurden, riefen die entsprechenden Berufsverbände zu Demonstrationen auf. Die Zentralregierung ließ die Proteste gewaltsam niederschlagen – daraufhin eskalierte der Konflikt und mündete in schwere gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen separatistischen Gruppierungen und staatlichen Sicherheitskräften.

Inzwischen werden die separatistischen Bestrebungen teils deutlich von kriminellen Aktivitäten überlagert. Dabei wird versucht, die Unterstützung der Bevölkerung mit großer Brutalität zu erzwingen. Von den Konfliktparteien werden massive Menschenrechtsverletzungen begangen (zum Beispiel Folter sowie willkürliche Verhaftungen und Tötungen).


Stand: 27.02.2024