Wirtschaftliche Situation Große Abhängigkeit vom Erdöl
Warnschild in einem Ölfördergebiet in Ecuador
Ökonomisches Leitbild der ecuadorianischen Regierung ist das Konzept der „solidarischen Wirtschaft“, die im Dienst der Gesellschaft steht. Angestrebt wird außerdem eine ökologisch nachhaltige Wirtschaftsentwicklung. Ecuadors Wirtschaft ist stark von Exporten abhängig. Die mit Abstand wichtigsten Exportgüter sind Agrarprodukte (circa 47 Prozent der Gesamtausfuhr 2019, vor allem Bananen, Kakao, Kaffee, Fisch und Garnelen) und Erdöl (circa 36 Prozent der Gesamtausfuhr). Daneben spielen auch der Industriesektor und Bergbau eine wichtige Rolle in der ecuadorianischen Wirtschaft.
Ölpreis beeinflusst Wirtschaftslage
Aufgrund der Abhängigkeit vom Erdöl unterliegen die staatlichen Einnahmen direkt den Preisschwankungen auf dem Weltmarkt. Mehrere Jahre lang sorgte ein hoher Ölpreis für kontinuierliche Wachstumsraten der ecuadorianischen Wirtschaft. Die Regierung konnte die staatlichen Ausgaben für Soziales und Infrastruktur deutlich erhöhen. Mit dem Einbruch des Ölpreises ab Ende 2014 stagnierte auch das nationale Wirtschaftswachstum bei gleichzeitig steigender Verschuldung. Die Regierung Moreno musste umfassende Sparprogramme einleiten und schloss 2019 ein Abkommen mit dem IWF, um stabilisierende Finanzierungshilfen zu erhalten. Im Zuge der Corona-Pandemie ist das Bruttoinlandsprodukt 2020 um 7,5 Prozent geschrumpft. Für 2021 prognostiziert der Internationale Währungsfonds (IWF (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) jedoch ein Wachstum von 2,5 Prozent.
Politischer Hintergrund
In Reaktion auf den anhaltend niedrigen Erdölpreis, das Haushaltsdefizit und die wachsende Verschuldung ist die Regierung von Lenín Moreno (2017–2021) seit 2018 auf einen im Kern wirtschaftsliberalen Kurs eingeschwenkt. Damit distanzierte sie sich offen von der Politik der linksgerichteten Vorgängerregierung unter Rafael Correa (2006–2017) und schlug einen gemäßigten, auf internationale Partnerschaften ausgerichteten Weg ein. Damit demonstrierte man Reformwillen und die Bereitschaft zu Dialog und Zusammenarbeit mit der Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Seit Abschluss eines IWF-Abkommens im Februar 2019 bemüht sich die Regierung um Sparmaßnahmen, die sich bisher insbesondere in einer Reduktion des öffentlichen Sektors und zurückgehenden öffentlichen Investitionen niederschlagen. Das Sozialbudget, das unter Vorgänger Correa massiv gesteigert wurde, blieb von den Kürzungen jedoch weitgehend verschont.
Reform soll Investoren anlocken
Im regionalen Vergleich engagieren sich ausländische Investoren in Ecuador bislang nur wenig. Zu den Gründen für die Zurückhaltung zählten in den vergangenen Jahren die mangelnde Rechtssicherheit, umfangreiche staatliche Reglementierungen, eine hohe Devisenausfuhrsteuer, eine ineffiziente Verwaltung und fehlendes Vertrauen in die Verlässlichkeit der Wirtschaftspolitik. Im August 2018 hat die Regierung ein Wirtschaftsreformgesetz verabschiedet, durch das sie die Auslandsinvestitionen, etwa in der Tourismusbranche, deutlich steigern will.