Wirtschaftliche Situation Ambitionierte Agenda der Regierung, aber weiterhin großer Reformbedarf

Die wirtschaftliche Lage in Ägypten ist seit Jahren prekär. Eine drohende Zahlungsunfähigkeit des Landes konnte wiederholt abgewendet werden – auch durch Unterstützungsmaßnahmen aus dem Ausland. Dazu zählen mehrere Programme des Internationalen Währungsfonds seit 2016 zur Stärkung der wirtschaftlichen Stabilisierung und Schuldentragfähigkeit des Landes sowie großzügige Finanzhilfen aus den Golfstaaten.

Baustellenfahrzeuge vor einer Windkraftanlage in Ägypten

Baustellenfahrzeuge vor einer Windkraftanlage in Ägypten

Baustellenfahrzeuge vor einer Windkraftanlage in Ägypten

Mit der „Vision 2030 (Externer Link)“ hat die amtierende Regierung 2016 ein ehrgeiziges Programm für die nachhaltige (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) Entwicklung des Landes und eine staatlich gesteuerte Modernisierung der Wirtschaft auf den Weg gebracht. So sollen wettbewerbsverzerrende Subventionen abgebaut und Steuerreformen angestoßen werden. Angestrebt wird außerdem die Sanierung des Staatshaushalts und eine Verbesserung des Investitionsklimas.

Die Wirkung vieler Maßnahmen wird allerdings dadurch beeinträchtigt, dass beschlossene Ziele nicht oder unzureichend umgesetzt werden. Fortschritte sind daher bislang nur in Teilen erkennbar. Zudem setzt die ägyptische Regierung in erster Linie auf groß angelegte Infrastrukturprojekte mit hoher Sichtbarkeit, die hohe Schulden verursachen. Um langfristig ausreichend Arbeitsplätze und einträgliche Einkommen für alle Bevölkerungsgruppen zu schaffen, sind mehr Bemühungen zur Belebung der privaten Wirtschaft nötig.


Mangelnde Perspektiven für die Jugend

Eine große Herausforderung für Ägypten bleibt die Schaffung von guten Beschäftigungsmöglichkeiten, insbesondere für junge Erwachsene. Die offizielle Arbeitslosenquote ist zwar in den vergangenen Jahren gesunken und betrug Ende 2024 circa 6,4 Prozent (2014: 13 Prozent). Junge Menschen zwischen 15 und 29 Jahren machen allerdings etwa zwei Drittel der Arbeitslosen aus.

Zudem liegt die Beschäftigungsquote, also der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten an der erwerbstätigen Bevölkerung, bei nur etwa 40 Prozent. Da geschätzt 60 Prozent der wirtschaftlichen Tätigkeiten im Land informell (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) stattfinden, ist mit einer weit höheren informellen Arbeitslosigkeit und einer hohen Unterbeschäftigung zu rechnen.

Stand: 18.07.2025