Nomadin in Kenia

Hintergrund Wer darf das Land nutzen?

Etwa 1,75 Milliarden Menschen im ländlichen Raum leben von der Landwirtschaft, ohne Zugang zu staatlich anerkannten Landregistrierungssystemen zu haben. Viele Kleinbauernfamilien haben keine Besitzurkunde für ihr Land. Auch wenn sie den Boden schon seit vielen Generationen bewirtschaften, wurde ihr Landrecht nie schriftlich festgehalten. In vielen Dörfern existiert zwar ein traditionelles, mündliches Nutzungsrecht – doch das wird im Streitfall vor Gericht nicht akzeptiert.

Fehlende oder unklare Landrechte können die Existenz von Bauernfamilien gefährden. Sei es, dass ein Investor große Agrarflächen erwerben möchte, sei es, dass korrupte Mitarbeiter der Verwaltung sich durch Landverkäufe bereichern wollen – ohne ein rechtlich geregeltes und schriftlich beglaubigtes Landrecht droht Kleinbauern die Vertreibung von ihrem Boden. Besonders betroffen sind davon indigene Gemeinschaften, die häufig über keine politische Interessenvertretung verfügen.

Vor allem in Ländern mit schlechter Regierungsführung und schwachen Verwaltungsstrukturen können Vertreibungen oder Umsiedlungen und schließlich gewaltsame Konflikte, Armut und Hunger die Folge sein. Auch der Wald- und Klimaschutz leidet unter ungesicherten Landrechten.

Nachfrage nach Boden steigt

Das Problem droht sich zuzuspitzen, da durch die wachsende Weltbevölkerung und wiederholte Preiskrisen bei Lebensmitteln die Nachfrage nach fruchtbarem Boden steigt. Einheimische oder ausländische Investoren kaufen oder pachten riesige Flächen, um darauf Nahrungs- und Futtermittel anzubauen. Auch für die Produktion von Bio-Treibstoffen und anderen organischen Rohstoffen wie Baumwolle werden große Agrarflächen benötigt.

Nach Angaben von Land Matrix (Externer Link), einer vom Bundesentwicklungsministerium (BMZ) geförderten Initiative zur Transparenzförderung bei Landverkäufen, wurden seit dem Jahr 2000 weltweit rund 50 Millionen Hektar Land erworben.

Frauen sind besonders benachteiligt

Den schlechtesten Zugang zu sicheren Landrechten haben Frauen. Weltweit sind 90 Prozent der Anbauflächen im Besitz von Männern – obwohl der größte Teil der landwirtschaftlichen Arbeit von Frauen verrichtet wird. Sie produzieren in vielen Entwicklungsländern 60 bis 80 Prozent der Nahrungsmittel. Traditionelle Regeln zu Erbschaft und Landbesitz begünstigen jedoch nach wie vor die Männer.

Die deutsche Entwicklungspolitik fordert und fördert einen besseren Zugang zu Landrechten für Frauen. Denn die wirtschaftliche Gleichstellung von Frauen wirkt sich nicht nur positiv auf ihre eigene Situation aus. Sie ist eine grundlegende Voraussetzung für nachhaltige Entwicklung und Ernährungssicherung.