Informeller Sektor

Der informelle Sektor ist der Teil einer Volkswirtschaft, dessen wirtschaftliche Tätigkeit nicht staatlich erfasst, reguliert und kontrolliert wird. Nach Schätzungen der OECD (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) und der ILO (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) arbeiten mehr als 60 Prozent der Beschäftigten weltweit im informellen Sektor. In Entwicklungs- und Schwellenländern beträgt der Anteil 70 Prozent. Formelle Arbeitsplätze sind dort häufig nur im öffentlichen Dienst, in der gering ausgebauten Industrie und in internationalen Großunternehmen zu finden.

Beispiele für Tätigkeiten im informellen Sektor sind der Direktverkauf von Produkten aus eigener Herstellung, Transportdienstleistungen, kleine Handwerksarbeiten, Tagelöhnerjobs und Kinderarbeit. In der Landwirtschaft sind mehr als 90 Prozent der Beschäftigten informell tätig.

Kennzeichen des informellen Sektors

  • kleine Betriebsgrößen (meist Einzel- oder Familienunternehmen)
  • keine rechtliche Absicherung (Arbeitsvertrag, Arbeitsschutz, Kündigungsschutz, Mindestlohn, Urlaubsanspruch, Mutterschutz, Recht auf Fort- und Weiterbildung)
  • keine soziale Absicherung (Kranken-, Renten-, Arbeitslosen-, Unfallversicherung)
  • arbeitsintensive Produktion, Verwendung einheimischer Ressourcen und einfacher Techniken
  • schlechte Bezahlung, oft menschenunwürdige Arbeitsbedingungen
  • geringe Qualifikation
  • kaum gewerkschaftlich organisiert

Da die Beschäftigten im informellen Sektor weder direkte Steuern noch Sozialabgaben zahlen, entgehen dem Staat wichtige Einnahmen. Andererseits bringt der informelle Sektor viel unternehmerische Initiative und Kreativität hervor. Informelle Kleinbetriebe bilden mehr Arbeitskräfte aus als das formale Bildungssystem und produzieren Güter und Dienstleistungen für Haushalte mit niedrigem Einkommen.