7. Oktober 2025 Rede der Bundesentwicklungsministerin Reem Alabali Radovan anlässlich der Veranstaltung „Starke Partnerschaften für eine erfolgreiche Wirtschaft weltweit“ am 7.10.2025

Bundesentwicklungsministerin Reem Alabali Radovan hält eine Rede im Rahmen der BMZ-Veranstaltung „Starke Partnerschaften für eine erfolgreiche Wirtschaft weltweit“.

Bundesentwicklungsministerin Reem Alabali Radovan hält eine Rede im Rahmen der BMZ-Veranstaltung „Starke Partnerschaften für eine erfolgreiche Wirtschaft weltweit“.

Bundesentwicklungsministerin Reem Alabali Radovan hält eine Rede im Rahmen der BMZ-Veranstaltung „Starke Partnerschaften für eine erfolgreiche Wirtschaft weltweit“.

Es gilt das gesprochene Wort!

Heute ist der 7. Oktober, zwei Jahre nach dem entsetzlichen Terroranschlag auf Israel: Hunderte unschuldiger Menschen wurden getötet oder schwer verletzt. 250 Menschen wurden verschleppt, viele davon sind noch immer in Geiselhaft, darunter auch deutsche Staatsbürger. Unser Mitgefühl gilt ihnen, den Opfern und ihren Angehörigen. Diese zwei Jahre Krieg haben auch unvorstellbares Leid über die palästinensische Bevölkerung im Gazastreifen gebracht. Die Menschen dort brauchen endlich Hoffnung. Perspektiven für einen dauerhaften Waffenstillstand, einen Wiederaufbau. Das BMZ steht bereit, den Wiederaufbau zu unterstützen, sobald es die Lage erlaubt.


(Pause) Nun. Es kann keinen passenden Übergang von diesem schrecklichen Jahrestag, der sich heute ereignet, zu unserem Konferenzthema geben. Daher mache ich das jetzt sehr abrupt:


Sehr geehrte Vertreter*innen der deutschen Wirtschaft und der Gewerkschaften,
lieber Lars Klingbeil,
liebe Serap Güler [tbc],
lieber Stefan Rouenhoff,
liebe Bärbel Kofler,
lieber Jochen Saathoff,
liebe Mitglieder des Bundestages,
liebe Gäste,


Herzlich Willkommen zu unserer Veranstaltung zu Starken Partnerschaften für eine erfolgreiche Wirtschaft weltweit. Schön, dass Sie alle hier sind!


Ich möchte Ihnen gleich am Anfang eine Frage stellen: Woran denken Ihre Nachbarn, Ihre Cousine oder Ihr Onkel, wenn sie von Entwicklungszusammenarbeit hören? Ganz wahrscheinlich denken sie ans Brunnen bauen? Oder an Lebensmittelhilfen für hungernde Kinder? Sehr wahrscheinlich denken sie nicht an Impfstoffe aus dem Senegal. An Wasserstoffanlagen in Marokko. Oder an die Rohstoffe, die in all unseren Handys verbaut sind. Doch genau um diese Dinge geht es in vielen unserer Partnerländer. Der Globale Süden ist ein Motor für Wirtschaftswachstum und Zukunftstechnologien. In den letzten zehn Jahren haben die Länder Afrikas, Asiens und Südamerikas für mehr als zwei Drittel des globalen Wirtschaftswachstums gesorgt.


Letztes Jahr hatten 15 afrikanische Länder ein Wirtschaftswachstum von über 5 Prozent. Darunter Senegal, Äthiopien und Ghana.
Gleichzeitig gibt es in vielen Ländern des Globalen Südens eine junge und wachsende Bevölkerung. Allein in Afrika wird sich die Zahl der Menschen bis 2050 auf zweieinhalb Milliarden verdoppeln. Das bedeutet: Riesige Märkte, viele junge Arbeitskräfte und ein enormes Potenzial.Und wir wissen auch, dass viele Länder des Globalen Südens über wichtige Rohstoffe verfügen. Gerade bei Kobalt und Kupfer führt kein Weg am Globalen Süden vorbei. Ohne diese Rohstoffe gibt es keine Digitalisierung. Und auch keine Energiewende.


Deshalb ist klar: Deutschland braucht Partner im Globalen Süden. Das macht unsere Wirtschaft stark für die Zukunft.
Das gilt besonders in der aktuellen Weltlage. Wenn Partner wie die USA unsicherer werden, müssen wir uns breiter aufstellen.
Und das müssen wir JETZT tun. Damit setzen wir auch ein klares Zeichen in Regionen, in denen Russland und China ihren Einfluss immer weiter ausdehnen.

Und – das ist mir besonders wichtig – auch umgekehrt gilt: Der Globale Süden sucht Partnerschaften mit uns.
Indien, Südafrika oder Indonesien sagen klar: Wir wollen mehr wirtschaftliche Zusammenarbeit. Sie erwarten, dass wir faire Bedingungen schaffen. Dass beide Seiten profitieren. Mit Wohlstand und Arbeitsplätzen hier und dort. Und vor allem: Dass wir uns auf Augenhöhe begegnen. Und sie haben recht damit. Deshalb stärken wir die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit den Ländern des Globalen Südens auch in der deutschen Entwicklungspolitik. Dabei ziehen wir in der Bundesregierung an einem Strang. Ich freue mich, dass Lars Klingbeil, Stefan Rouenhoff und Serap Güler heutehier sind. Die Bundesregierung will zusammen mit der deutschen Wirtschaft an einem Strang ziehen. Gemeinsam die Zusammenarbeit mit dem Globalen Süden ausbauen.Und wir wollen die Chancen nutzen, die sich dort für uns eröffnen.


Was bedeutet das aber jetzt konkret? Mein Aktionsplan „Wirtschaft und Entwicklung“ setzt auf drei Punkte:


Erstens, das BMZ stärkt den Dialog mit der deutschen Wirtschaft – mit Unternehmen, Verbänden, Kammern und Gewerkschaften.
Es klingt abstrakt, aber wir alle wissen: hier werden die Weichen gestellt: im offenen, vertrauensvollen Austausch miteinander. Ich möchte wissen: Was brauchen Sie, um sich im Globalen Süden stärker zu engagieren? Was läuft in unserer Zusammenarbeit gut – und was eben auch noch nicht so gut? Und wie kann die Entwicklungspolitik Sie besser unterstützen? Die heutige Veranstaltung ist genau dafür ein guter Start. Außerdem bindet das BMZ die Wirtschaft zukünftig früher ein. Das heißt vor wichtigen Verhandlungen mit Partnerländern sprechen wir mit Ihnen. So können Sie uns Ihre Anliegen rechtzeitig mitgeben. Den Anfang machen wir noch dieses Jahr – bei den Gesprächen mit Ghana.


Zweitens: wir wollen es der deutschen Wirtschaft leichter machen. Ihr Engagement im Globalen Süden darf nicht an strukturellen Hürden scheitern. Darum bauen wir Hindernisse ab – hier in Deutschland und auch in den Partnerländern. Zum Beispiel: wir wollen die Chancen deutscher und europäischer Unternehmen bei Vergaben erhöhen. Bisher kommen sie bei Aufträgen der Entwicklungszusammenarbeit nicht so häufig zum Zuge. Auch weil der Wettbewerb mit den Konkurrenten aus China oft ungleich ist. Wir überprüfen deshalb gemeinsam mit der GIZ und mit der KfW und im engen Schulterschluss mit dem Wirtschaftsministerium die Vergabekriterien. Wir setzen uns bei den internationalen Ausschreibungen etwa von Entwicklungsbanken für höhere Qualitätskriterien ein. Dafür steht eben die deutsche Wirtschaft. „Made in Germany“ ist weltweit ein Markenzeichen. Und natürlich bleiben wir bei unserem Kernmandat der wirtschaftlichen Zusammenarbeit: Den Investitionsbedingungen in unseren Partnerländern. Wir unterstützen unsere Partnerländer dabei, Rechtsstaatlichkeit und Transparenz zu stärken. Eine gute Infrastruktur aufzubauen.


Genau darum geht es im BMZ. Dass die lokale Wirtschaft vor Ort auch wächst. Dass gute Arbeit vor Ort entsteht. Dass mehr Wertschöpfung auch im Land bleibt. Und wenn dabei auch die deutsche Wirtschaft zum Zuge kommt, liegt das in unser aller Interesse.
Der Compact with Africa setzt sich genau dafür ein. Wir machen ihn noch stärker als bisher zum Motor für Reformen und private Investitionen – gemeinsam mit dem Finanzministerium. Dafür setze ich mich mit Lars Klingbeil nächste Woche in Washington bei der Jahrestagung von Weltbank und IWF ein.


Drittens: Wir, die Bundesregierung, unterstützen Sie bei ihrem Engagement im Globalen Süden.
Gerade in den Bereichen, die für die deutsche Wirtschaft entscheidend sind. Zum Beispiel bei der Versorgung mit Energie oder kritischen Rohstoffen. Oder bei der Frage, wie wir mehr internationale Fachkräfte für Deutschland gewinnen können. Das Entwicklungsministerium und das Wirtschaftsministerium bringen den „Förderlotsen Wachstumsmärkte“ auf den Weg. Er führt Unternehmen zu genau den Förderangeboten und Ansprechpartnern, die zu ihren Anliegen passen. Das BMZ baut die Fördermöglichkeiten aus, besonders für den Mittelstand. Auch das ist mir wichtig. Mit „TradeConnect“ starten wir ein neues Garantieinstrument. Damit können Unternehmen im Ausland Technologien vom deutschen Mittelstand einkaufen oder Zulieferungen finanzieren.


Meine Damen und Herren,
mit dem Aktionsplan „Wirtschaft und Entwicklung“ starten wir den Dialog. Gemeinsam wollen wir Wege ebnen und es Ihnen leichter machen, sich zu engagieren. Dabei ist klar: Der Aktionsplan ist natürlich erst der Anfang. Erst der Startschuss für den Ausbau der wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Sie soll schnell an Tempo gewinnen. Daran arbeiten wir gemeinsam in der Bundesregierung mit Ihnen als Vertretern der deutschen Wirtschaft. Wenn wir an einem Strang ziehen, dann können wir starke Partnerschaften mit dem Globalen Süden voranbringen. Und das ist dringend nötig in einer Welt, die von Unsicherheit und geopolitischen Umbrüchen geprägt ist. Alte, scheinbar verlässliche Partnerschaften brechen weg. Doch darin liegt auch eine Chance.


Jetzt ist die Zeit, mutig zu sein. Jetzt ist die Zeit, Brücken zu bauen, wo andere sie einreißen und Mauern errichten wollen.
Jetzt ist die Zeit, gemeinsam mit unseren Partnern im Globalen Süden eine Zukunft zu gestalten. Die auf Zusammenarbeit, Respekt und gemeinsamen Interessen basiert. Denn nur so können wir Stabilität und Wohlstand sichern. Lassen Sie uns also diese Chance gemeinsam ergreifen. Lassen Sie uns zeigen, dass Deutschland eben nicht nur ein verlässlicher Partner ist, sondern dass wir auch mutiger Vorreiter für eine gerechte und stabilere Welt sein können.
Herzlichen Dank.