16. Februar 2022 „Spotlight on Gender

Rede von Dr. Bärbel Kofler, Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, beim 2. Global Disability SummitPromoting Equality: Lasting change for persons with disabilities through joint action
Oslo / Accra / virtuell

Deutsche Fassung – diese Rede wurde auf Englisch gehalten, die englische Version finden Sie hier.
Es gilt das gesprochene Wort!

Exzellenzen,
sehr geehrte Damen und Herren,

Menschen mit Behinderung erfahren viel Leid: durch Ignoranz, Intoleranz und Diskriminierung, durch einen Mangel an Hilfestellung, Barrierefreiheit und Inklusion.

Frauen und Mädchen mit Behinderung sind oft doppelt benachteiligt: weil sie weiblich sind – und weil sie mit einer Behinderung leben. In Ländern mit niedrigem Einkommen sind drei Viertel aller Menschen mit Behinderung weiblich. Hier lebt fast jede vierte Frau (22 Prozent) mit einer oder mehreren Behinderungen.

Die Folgen sind katastrophal:

  • Frauen und Mädchen mit Behinderung erfahren drei bis zehn Mal häufiger Gewalt als ohne.
  • Nur 33 Prozent aller Mädchen mit Behinderung beenden die Schule.
  • Und Schätzungen zufolge haben weltweit nur 20 Prozent aller Frauen mit Behinderung einen bezahlten Job.

So bleiben sie und ihre Familien oft gefangen in einem Teufelskreis von Abhängigkeit und Armut.

Die Pandemie hat die Benachteiligung von Frauen und Mädchen verstärkt: ein harter Rückschlag für Gleichstellung und Inklusion!

Deshalb gilt heute mehr denn je das Leitprinzip der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung: Wir dürfen niemanden zurücklassen! Alle Menschen haben ein Recht auf eine faire Chance – auf ein selbstbestimmtes Leben in Würde!

  • egal, wo sie geboren wurden
  • egal, ob als Junge oder Mädchen
  • egal, ob sie mit oder ohne Behinderung leben!

Die Gleichberechtigung der Geschlechter und die Inklusion von Menschen mit Behinderung ist ein Kernanliegen der deutschen Bundesregierung. Dies gilt für unsere Entwicklungszusammenarbeit und für unsere humanitäre Hilfe. Denn wir sind überzeugt: Gerechte, diverse und inklusive Gesellschaften sind stärker und widerstandsfähiger!

Nachhaltige Entwicklung erfordert eine intersektionale Perspektive – verschiedene Formen der Benachteiligung gleichzeitig zu betrachten. Unser Ziel ist deshalb eine feministische Außen- und Entwicklungspolitik: eine Politik, die diskriminierende Strukturen und Mehrfach-Benachteiligung gezielt abbaut.

Dafür macht sich Deutschland in seiner G7-Präsidentschaft und darüber hinaus stark.

Frauen und Mädchen mit Behinderung müssen eine Stimme bekommen. Erst dann können sie am gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Leben teilhaben.

Unser Handeln sollten wir ausrichten an dem Motto der berühmten Helen Keller, die einst sagte: „Although the world is full of suffering, it is also full of overcoming it.“

In diesem Sinne danke ich im Namen der deutschen Bundesregierung der Regierung Norwegens, Ghanas und der International Disability Alliance für die Ausrichtung dieses zweiten Global Disability Summits.

Ich hoffe, er kann dazu beitragen, Mehrfach-Diskriminierungen zu überwinden und Mädchen und Frauen mit Behinderung weltweit zu empowern.