5. Mai 2022 Virtueller Impuls „Globale Nachhaltigkeit braucht alle Kommunen“

Rede von Dr. Bärbel Kofler, Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, im World Conference Center Bonn (per Video)

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin Dörner,
sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter der Kommunen,
sehr geehrte Damen und Herren,

ich freue mich, – wenigstens virtuell – heute bei Ihnen sein zu dürfen. Denn kommunale Entwicklungspolitik ist mir ein besonderes Anliegen – Kommunen sind zentral für die Umsetzung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung.

Immer mehr Menschen leben in Städten. Die Vereinten Nationen erwarten, dass der Anteil der städtischen Weltbevölkerung 2030 bei 60 Prozent liegen wird. Diese Dynamik wird unter anderem dazu führen, dass sich in urbanen Räumen mehr Wirtschaft ansiedelt, das Verkehrsaufkommen wächst und mehr gebaut wird. Es wird davon ausgegangen, dass schon jetzt 70 Prozent der Treibhausgase und des Abfalls weltweit in Städten produziert werden.

Damit liegen zwei Schlussfolgerungen auf der Hand:

Erstens: Mit ihrem lokalen Handeln bestimmen Städte und Gemeinden maßgeblich, ob globale Entwicklung nachhaltig verläuft.

  • Denn kommunale Aufgaben lassen sich nur dann wirksam im Sinne der Agenda 2030 und des Pariser Klimaabkommens umsetzen, wenn die globale Perspektive immer lokal mitgedacht wird. Kommunalpolitische Entscheidungen stellen die Weichen für Nachhaltigkeit. Sei es bei der Stadtplanung, Beschaffung durch faire Lieferketten oder Müllabfuhr.
  • Daher wollen Kommunen die globalen Wirkungen ihres Handelns im Alltag noch stärker berücksichtigen. Der Bonn-Pakt kommunal, zu dem sich die Kommunen vorheriges Jahr verpflichtet haben, zeigt, wie lokale Nachhaltigkeit und internationale Verantwortung zusammen gedacht und konkret umgesetzt werden können.

Zweitens ist offensichtlich: Eine global nachhaltige Entwicklung braucht alle Kommunen.

Um Ihr großes Potenzial zu vervielfachen, unterstützt das BMZ seit vielen Jahren Städte, Gemeinde und Landkreise.

Über die Servicestelle für Kommunen in der Einen Welt bei Engagement Global hat das BMZ bisher 1.172 Kommunen beraten und gefördert – finanziell, personell, mit Angeboten zu Vernetzung und Erfahrungsaustausch wie mit der Dialogveranstaltung heute.

Die Ergebnisse dieses Beratungs- und Förderungsangebots können sich sehen lassen:

  • 468 Kommunen haben die 17 Nachhaltigkeitsziele als Leitbild ihres Handelns verankert.
  • 146 Kommunen haben die Entwicklungspolitik als Handlungsfeld verbindlich in ihre Nachhaltigkeitsstrategie integriert.
  • 511 Kommunen entwickeln gemeinsam mit Partnerkommunen im globalen Süden konkrete Lösungen für nachhaltige Entwicklung wie Strukturen für eine bürgernahe Verwaltung oder Ansätze für nachhaltige Daseinsvorsorge.
  • Darunter sind 73 deutsch-ukrainische Partnerschaften. Gerade jetzt unterstützen sie Partnergemeinden insbesondere dabei, die Auswirkungen des Krieges auf die Menschen zu mildern – ganz konkret und schnell: Sie stellen Hilfsgüter bereit, organisieren ihren Transport und nehmen Geflüchtete aus den Partnerkommunen auf. Viele der Leistungen erbringen die Kommunen aus eigener Kraft und mobilisieren erfolgreich weitere Mittel. Es ist ermutigend zu sehen, dass gerade in dieser schweren Lage weitere Städte neue Partnerschaften mit der Ukraine eingehen möchten, aktuell liegen uns 25 Anfragen vor.

Weltweit ist das Interesse an kommunalen Partnerschaften enorm. Mehr als 140 kommunale Partnerschaften allein in Afrika tragen dazu bei, zentrale Zukunftsfragen nachhaltig zu bewältigen. Beispielhaft möchte ich die Partnerschaft zwischen Freetown und Mannheim nennen. Gemeinsam arbeiten beide Städte daran, Strukturen in der Verwaltung und kommunale Dienstleistungen wie das Abfallmanagement zu verbessern. Frau Oberbürgermeisterin Aki-Sawyer, ich begrüße Sie herzlich und freue mich auf unser anschließendes Gespräch!

Sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter der Kommunen,

für all Ihre Anstrengungen und Ihr Engagement, die Agenda 2030 auf kommunaler Ebene umzusetzen, gebührt Ihnen großer Dank und Anerkennung!

Mein Dank geht auch an Sie, verehrte ehrenamtliche Botschafterinnen und Botschafter für kommunale Entwicklungspolitik! Sie sind mit Ihren reichhaltigen Erfahrungen wichtige Multiplikatoren für unsere Programme.

Sehr geehrte Damen und Herren,

für eine nachhaltige Entwicklung brauchen wir breit verankerte und wirksame Partnerschaften auf Augenhöhe. Dabei bauen wir auch künftig auf Ihren Einsatz, Ihre Erfahrungen und unsere Unterstützung für Ihr freiwilliges Engagement.

Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dass lokales Handeln in globaler Verantwortung zum Leitmotiv aller Kommunen wird! Für ein menschenwürdiges Leben für alle auf einem gesunden Planeten.

Ich bin mir sicher, dass die Plenumsdiskussionen, Workshops und Gespräche heute und morgen dafür wichtige Impulse setzen werden. Ich wünsche Ihnen eine inspirierende Veranstaltung und bin gespannt auf die Ergebnisse!