8. März 2024 Die Gleichstellung von Frauen und Männern macht Gesellschaften erfolgreicher

Frauen werden weltweit strukturell benachteiligt. Die Ungerechtigkeit zwischen den Geschlechtern lässt sich nur auflösen, wenn alle gemeinsam für mehr Gleichstellung arbeiten, meint Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze im Gastkommentar für das Handelsblatt (Externer Link). Dies betreffe auch den Zugang zu Geld.

Frauen arbeiten mehr und haben weniger Geld. In der Regel sind sie es, die Kinder betreuen, Angehörige pflegen, Lebensmittel einkaufen, Essen zubereiten, den Haushalt organisieren – und das, ohne dafür bezahlt zu werden. Viele arbeiten darüber hinaus, damit das Einkommen für die Familie reicht, meistens für einen geringeren Stundenlohn als Männer. Klar ist: Frauen werden strukturell benachteiligt. Und zwar weltweit. In keinem Land der Welt sind Geschlechter gleichgestellt.

Wer Gleichstellung erreichen will, muss auch am Geld ansetzen, am Zugang von Frauen zu Finanzierungsinstrumenten. Es braucht mehr finanzielle Bildung für Frauen, es braucht Finanzprodukte, die sich speziell an Frauen richten, und es braucht mehr Kapital für Unternehmerinnen.

Frauen weltweit brauchen endlich einen besseren Zugang zum Finanzmarkt

Weltweit haben über 700 Millionen Frauen keinen Zugang zu Finanzdienstleistungen wie Konten oder Kredite. Gerade in ländlichen Gebieten gibt es viele Hindernisse: kein Internet, lange Wege zur Bank, fehlende Dokumente und Angst vor Betrug.

Wer Geld zum Investieren hat, kann sein Leben zum Besseren entwickeln. Diese Möglichkeit haben aber in der Regel vor allem Männer. Frauen sind weltweit im Vergleich zu Männern finanziell benachteiligt. In Wissenstests über Geldfragen schneiden Männer in fast allen Ländern besser ab. In Indien besitzt nur etwa jede dritte Frau ein Bankkonto und lediglich ein Fünftel der gesamten Einlagen gehören Frauen. Weltweit fehlen Kleinunternehmerinnen circa 1,5 Billionen Dollar, um ihre Betriebe zu führen und zu entwickeln. Und das, obwohl Frauen verlässlichere Kreditnehmerinnen sind. Sie zahlen Schulden wesentlich häufiger zurück, der Anteil der nicht-zurückgezahlten Kredite ist bei Frauen um 53 Prozent niedriger als bei Männern.

Dass Frauen in der Finanzwelt unterrepräsentiert sind, ist ungerecht. Und es ist unvernünftig, denn Gesellschaften verzichten so auf Wohlstand. Laut der Weltbank könnte sich die globale Wachstumsrate in den kommenden zehn Jahren verdoppeln, wenn Frauen in Beschäftigung und Unternehmertum gleichgestellt wären. Und dazu gehört eben auch der Zugang zu Finanzen.

Diskriminierende und patriarchalische Strukturen müssen abgebaut werden

Was also tun? Das Bundesentwicklungsministerium setzt an der Wurzel des Problems an. Die feministische Entwicklungspolitik zielt darauf ab, diskriminierende und patriarchale Strukturen für Frauen abzubauen. Auch am wirtschaftlichen Leben müssen Frauen dafür gleichberechtigt teilhaben können. Sie müssen dafür genügend Rechte und Ressourcen haben, müssen in allen gesellschaftlichen Bereichen gleichermaßen vertreten sein wie Männer. Das ist unser Ziel.

Dazu gehört für uns auch, die strukturellen Ungerechtigkeiten des Finanzmarkts zu bekämpfen. Zum Beispiel, indem wir Frauen dabei unterstützen, eigene Konten zu eröffnen und sich Finanzwissen anzueignen. Indem wir Finanzunternehmen fördern, die sich speziell an Frauen richten - damit die Frauen selbst ihr Geld verwalten können. Oder indem wir Frauen untereinander vernetzen und ihnen Möglichkeiten zur Zusammenarbeit eröffnen, die ihnen vorher verwehrt wurden.

Wir unterstützen damit zum Beispiel Kleinunternehmerinnen wie Mara. Sie arbeitet als Bäuerin in einem Dorf in Mali. Früher fehlte ihr oft das Geld, um genügend Saatgut zu kaufen. Einen Kredit bekam sie ohne Sicherheiten nicht. Auch ein normales Sparkonto kam nicht infrage, da sie dafür offizielle Ausweisdokumente bräuchte und weit zur nächsten Bank fahren müsste. Deshalb nutzt Mara seit einer Weile das Handy-Bezahlsystem Mobile Layaway von MyAgro, das vom Entwicklungsministerium gefördert wird.

Mit dem digital gesparten Geld erhält sie über die App die benötigte Saatgutmenge zum gewünschten Zeitpunkt. Dadurch konnte Mara ihr Einkommen mehr als verdoppeln. Dieses Geld kann sie reinvestieren und weitere Frauen einstellen. So verbessert es nicht nur ihr eigenen Leben, sondern auch das ihres Umfelds.

Die Ungerechtigkeit zwischen den Geschlechtern lässt sich nur auflösen, wenn alle gemeinsam für mehr Gleichstellung arbeiten. Dies gilt auch für den Zugang zu Geld. Und es lohnt sich. Denn wir wissen längst: Gesellschaften, in denen Frauen und Männer gleichermaßen teilhaben können, sind stabiler, friedlicher, widerstandsfähiger und wirtschaftlich erfolgreicher. Das betrifft Deutschland genauso wie Mali.

Lesen Sie den Gastbeitrag hier (Externer Link).