26. November 2025 Rede der Bundesentwicklungsministerin Reem Alabali Radovan im Bundestag zum Haushalt 2026
Es gilt das gesprochene Wort
Sehr geehrte Frau Präsidentin,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
vor wenigen Tagen ist im brasilianischen Belém die
Weltklimakonferenz zu Ende gegangen.
Ich habe mich dort gemeinsam mit Kollege Carsten Schneider für
ambitionierten Klimaschutz eingesetzt. Wir kämpfen dafür, dass die
Weltgemeinschaft beim Kampf gegen den Klimawandel solidarisch
zusammensteht.
In Belém konnte ich auch mit vielen Menschen sprechen, für die der
Klimawandel schon jetzt die harte Realität ist. Ernten fallen jedes Jahr
schlechter aus. Nahrungsmittel werden knapper. Immer mehr
Menschen hungern oder sind mangelernährt. Extremwetterereignisse
nehmen immer weiter zu und treffen die Ärmsten am härtesten.
Deutschland hat sich deshalb bei der Weltklimakonferenz für mehr
Tempo im Kampf gegen den Klimawandel eingesetzt. Aber ja: Bei der
Anpassung an die Folgen der Klimakrise blieben die Ergebnisse der
COP 30 hinter dem zurück, was wir uns erhofft und wofür wir gekämpft
haben.
Doch trotz aller globalen Spannungen ist es uns gelungen, Schrittevoranzubringen. Ein echter Durchbruch ist der neue Regenwald-Fonds, getragen von Ländern des Nordens und des Südens.
Deutschland beteiligt sich an dem internationalen Zukunftsfonds TFFF
– um Waldschutz, lokale Entwicklung und Klimaschutz eng
miteinander zu verbinden. Regenwälder sind die grüne Lunge unserer
Erde, das wissen auch schon unsere Kinder. Sie speichern CO2 und
wirken so der Erderwärmung entgegen.
Und machen wir uns nichts vor: Wenn die Regenwälder abgeholzt
werden, hat das verheerende Folgen – für uns alle.
Auch wir in Deutschland spüren doch, dass sich das Klima verändert.
Jeden Sommer erleben wir Hitzewellen, Waldbrände und
ausgetrocknete Flussbetten. Wir erleben Überschwemmungen und
Hochwasser.
Der Klimawandel macht nicht an Grenzen halt. Er betrifft uns alle. Und
deshalb müssen wir mit vereinten Kräften den Klimawandel stoppen.
Wir müssen den Klimawandel stoppen, auch um Armut und Hunger
auf der Welt zu bekämpfen. Beides gehört untrennbar zusammen.
Denn die Folgen des Klimawandels treffen die ärmsten Menschen am
härtesten. Klimaschutz ist deshalb auch Armutsbekämpfung.
Und beides ist unsere Verpflichtung als Weltgemeinschaft. Denn
genau wie für den Klimawandel gilt auch für den Hunger auf der Welt:
Er ist menschengemacht. Er ist ein Problem, das wir lösen können.
Wir müssen die strukturellen Ursachen von Hunger und Armut
angehen. Und wir müssen die Kriege und Konflikte eindämmen,
die zu so viel Leid führen. In Gaza. In der Ukraine.
Und im Sudan, wo gerade jeder zweite Mensch hungert.
Kein Mensch, kein Kind auf dieser Welt darf an Hunger sterben.
Das ist und bleibt unser klarer Anspruch. Jeder Mensch hat das Recht
auf ein Leben in Würde. Das ist nicht nur ein deutsches Grundrecht.
Sondern das gilt für alle Menschen auf der Welt. Und deshalb bleibt
der Kampf gegen Hunger, gegen Armut und Ungleichheit das Herz der
deutschen Entwicklungspolitik.
Ein konkretes Beispiel sind – wir wollen ja auch über Erfolge sprechen
– ein konkretes Beispiel sind die Schulernährungsprogramme, die wir
in Malawi und im Jemen unterstützen. Mit diesem Programm erhalten
Kinder gesunde und ausreichende Mahlzeiten in der Schule. Und sie
bekommen Perspektiven für eine bessere Zukunft.
Genau darum geht es auch beim 1.000-Tage-Programm im Sudan.
Die ersten 1.000 Tage im Leben eines Kindes stellen die Weichen für
seine Zukunft. Und deshalb unterstützen wir gemeinsam mit UNICEF
im Sudan schwangere Frauen und junge Mütter dabei, ihre Kinder von
Anfang an gesund zu ernähren. Sie erhalten zum Beispiel regelmäßig
finanzielle Unterstützung, Medikamente und Impfungen.
Und so hat sich die Ernährung von den Frauen und Kindern im Sudan,
die an dem Programm teilnehmen, nachweisbar verbessert. Trotz des
grausamen Krieges.
Von dieser Art Entwicklungspolitik brauchen wir noch viel mehr. Wir
müssen unserer internationalen Verantwortung gerecht werden. Und
angesichts der Krisen in der Welt bräuchte es eigentlich mehr Mittel für
die internationale Zusammenarbeit.
Und deshalb danke ich den Kolleginnen und Kollegen aus den
Koalitionsfraktionen, dass wir im finalen Haushaltsentwurf für 2026
wichtige Verbesserungen erreicht haben. Gemeinsam ist es gelungen,
zusätzlich Mittel für den Kampf gegen Hunger und Armut
bereitzustellen. Zum Beispiel für das Welternährungsprogramm. Für
UNICEF. Und auch – Felix Döring hat es gesagt – für die deutsche
Zivilgesellschaft.
Die zivilgesellschaftlichen Organisationen leisten jeden Tag
unverzichtbare Arbeit in unseren Partnerländern. Sie erreichen
diejenigen Menschen, die am dringendsten Unterstützung brauchen.
Sie sind das Sprachrohr für alle, die benachteiligt sind. Herzlichen
Dank für Ihren unverzichtbaren Einsatz!
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
mit dem Haushalt 2026 zeigen wir trotz aller Herausforderungen, dass
Deutschland ein verlässlicher Partner bleibt. Auch jetzt, wenn sich
andere Länder zurückziehen.
Und gerade jetzt müssen wir diese Partnerschaften ausbauen. Unsere
Beziehungen zu den Ländern des Globalen Südens werden zukünftig
viel stärker über Deutschlands Rolle in der Welt entscheiden.
Und dafür braucht es einen stabilen Haushalt für das BMZ.
Herzlichen Dank.