14. Februar 2020 Waldschutz im Kongobecken

Rede von Entwicklungsminister Gerd Müller zum Launch des deutschen Vorsitzes der Kongobeckenwaldpartnerschaft (PFBC) in Berlin

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Damen und Herren,

lieber Christian Ruck,

vor 135 Jahren wurde einen Steinwurf von hier die sogenannte „Kongo-Akte“ unterzeichnet. Die 14 Teilnehmerstaaten der Westafrika-Konferenz brachten sich in Position: für den Wettlauf um Afrika und seine Naturschätze. Auf der Strecke blieben Millionen Menschen. Sie wurden Opfer von Zwangsarbeit, Warlords, Rohstoffkriegen. Auf der Strecke blieben auch große Teile von Afrikas Naturerbe. Die Akte war Startschuss für die massive Plünderung des Kontinents. – Eine Dynamik, die sich bis heute fortsetzt.

Tropische Wälder sind in Gefahr! Verheerende Brände gibt es nicht nur in Südamerika und Australien, sondern auch im Kongobecken. Abgeholzt für Bergbau oder Monokulturen – Wälder schwinden in rasendem Tempo, nicht zuletzt für unseren schnellen Konsum in Europa, Amerika und Asien.

So können wir nicht weitermachen! Das Kongobecken allein ist ein 240 Millionen Hektar großer Kohlenstoffspeicher. Sein Erhalt ist auch globales Interesse. Wir Menschen sind Teil des Ökosystems Erde. Zerreißt dieses Netz des Lebens, gibt es auch für uns keine Zukunft.

Wir werden mit unserer Entwicklungszusammenarbeit daher weiter Nationalparks unterstützen, unter anderem sechs Schutzgebiete im Kongo und fünf Schutzgebiete in Kamerun.

Aber Waldschutz braucht Kooperation. Der Kongowald erstreckt sich über zehn Staaten, mit teilweise sehr schwachen staatlichen Strukturen. Aber Wilderei oder Nutztierhaltung brauchen grenzüberschreitende Lösungen.

Und die große Welle an Entwaldung im Kongobecken steht erst noch bevor, wenn die Bevölkerungsprognosen der Vereinten Nationen eintreffen – allein im Kongo wird die Bevölkerungszahl dieses Jahr 100 Millionen Menschen übersteigen – wenn Land nicht effizienter genutzt wird, wenn Regierungen, Zivilgesellschaft, Wirtschaft nicht zusammenarbeiten. Deshalb müssen wir jetzt handeln.

Wir können Lösungen beschleunigen. Wir im BMZ tun das mit unserem Engagement für Waldschutz, unter anderem in der Kongobecken-Waldpartnerschaft und der Waldinitiative CAFI (Central African Forest Initiative). Deutschland hat dieses und nächstes Jahr in beiden Initiativen den Vorsitz – das gibt uns Gestaltungsspielraum.

Wir wollen noch intensiver mit der lokalen Bevölkerung zusammenarbeiten. Für sie ist der tropische Wald seit Tausenden von Jahren Heimat und Lebensgrundlage. Wir werben für Schutz durch Nutzen, das heißt: Der Ausgleich zwischen Naturschutz und traditionellen Nutzungsrechten der Indigenen muss gelingen. Die Bundesregierung hat null Toleranz gegenüber Menschenrechtsverletzungen, und wir tun alles uns Mögliche, um zur Wahrung dieser Rechte beizutragen.

Meine Damen und Herren, wir müssen die Spirale der Zerstörung, den „Krieg gegen die Natur“ beenden, wie es der Generalsekretär der Vereinten Nationen Guterres sagt. Fast 150 Jahre nach der „Kongo-Akte“ brauchen wir endlich eine positive Dynamik.

Daher bin ich froh, dass Christian Ruck den Vorsitz der Kongobeckenwaldpartnerschaft übernehmen wird. Die Herausforderungen sind enorm. Es braucht Sachkenntnis, Herzblut und unermüdliche Netzwerkarbeit, um diese Aufgabe zu stemmen. Sie, lieber Herr Ruck, verfügen über diese Eigenschaften, ich wünsche Ihnen im Namen des BMZ sowie persönlich viel Erfolg und freue mich auf die Zusammenarbeit!