23. September 2019 Innovationen für die Finanzierung von nachhaltiger Entwicklung und Klimaschutz

Rede von Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller im Rahmen des UN-Klimagipfels in New York

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Damen und Herren!

der Klimaschutz ist die Überlebensfrage der Menschheit! In den letzten Jahren haben bereits Millionen von Menschen, gerade in Afrika, ihre Lebensgrundlagen durch Dürre, Hitze und Naturkatastrophen verloren. Ich habe die dramatischen Auswirkungen vor kurzem in der Tschad-Region und in Namibia gesehen. Wenn wir nichts unternehmen, könnten bis 2030 bereits mehr als 100 Millionen Menschen ihre Lebensgrundlage verlieren und von extremer Armut betroffen sein.

Hauptverantwortliche für den Klimawandel sind die Industrieländer. Hauptleidtragende sind die Menschen in den Entwicklungsländern.

Wir tragen Verantwortung! Das Pariser Klimaabkommen muss wirksam umgesetzt werden. Aber nur sieben Länder erfüllen derzeit ihre eigenen Vorgaben. Das weltweite Emissionsniveau erreicht einen neuen Höchststand!

Deutschland hat ein ehrgeiziges Klimaschutzgesetz auf den Weg gebracht. Deutschland gehört aber auch zu den drei größten Gebern im Bereich der internationalen Klimafinanzierung. Wir werden unser Engagement in 2020 auf vier Milliarden Euro ausbauen.

Warum wir keine Zeit zu verlieren haben: Die Bevölkerung wächst auf zehn Milliarden bis 2050, allein Afrikas Bevölkerung wird sich bis dahin verdoppelt haben. Dies bedeutet: Wir brauchen 50 Prozent mehr Nahrungsmittel – dabei schwinden unsere Ressourcen an Wasser und Boden. Noch ist eine Milliarde Menschen ohne Strom! Sollte jeder Haushalt allein in Afrika und in Indien Zugang zu elektrischem Strom auf der Basis von Kohle erhalten, wären das 1.000 neue Kohlekraftwerke. Dann ist die Erderwärmung nicht mehr zu stoppen.

Wir müssen Emissionen vermeiden und senken, mit dem Ziel eines klimaneutralen Wachstums in den Industrieländern. Wir müssen Emissionen vermeiden in Entwicklungs- und Schwellenländern. Afrika kann zum grünen Kontinent der erneuerbaren Energien, der Nutzung von Sonne, Wasser, Wind- und Bioenergie werden.

Dazu müssen wir investieren – in gewaltigem Ausmaß – in eine globale Energiewende, in Technologietransfer, Markteinführung und Stärkung erneuerbarer Energien, in die Entwicklung einer Methanol-Ökonomie und in die Produktion von synthetischen Kraftstoffen. Methanol-Produktionsstätten in den Sonnenwüsten können den entscheidenden Impuls zur Lösung des weltweiten Energie- und Klimaproblems geben und gleichzeitig Wertschöpfung und Arbeitsplätze für Afrikas Jugend schaffen.

Wachstum muss vom CO2-Ausstoß und zunehmenden Ressourcenverbrauch entkoppelt werden. Wir müssen den internationalen Waldschutz verstärken. Acht Millionen Hektar Regenwald werden pro Jahr abgeholzt, vor allem für Sojaplantagen, Tierfutter und Palmöl. Ich treffe mich mit dem brasilianischen Umweltminister, um unsere Zusammenarbeit zum Schutz des Amazonas-Regenwaldes auszubauen, nicht zu beenden! Und wir verstärken die Investitionen in den Erhalt von Mooren und Mangroven.

Deutschland übernimmt Verantwortung, auch in den am meisten vom Klimawandel betroffenen Staaten. Wir investieren in den Aufbau einer Klimarisiko-Finanzierung. Wir investieren in klimaresistente Landwirtschaft.
Aber staatliche Gelder werden nicht reichen! Deshalb ist die Allianz für Entwicklung und Klima eine großartige Initiative. Gestartet in Deutschland vor neun Monaten, ist sie heute bereits eine große Bewegung mit fast 400 Unternehmen, Behörden und Privatpersonen. Jeder kann mitmachen und sich klimaneutral stellen.

Das Prinzip: Emissionen vermeiden, reduzieren und unvermeidbare Ausstoße kompensieren. Das Ziel: klimaneutral werden! Die Unterstützer der Allianz für Entwicklung und Klima investieren in Projekte für Klimaschutz in Entwicklungsländern in Höhe der Emissionen, die sich in ihren Unternehmen oder Institutionen nicht vermeiden lassen. Denn wir müssen dort investieren, wo die Wirkung am größten ist.

Deshalb finanzieren wir mit der Allianz für Entwicklung und Klima Projekte zur Förderung von erneuerbaren Energien, Ressourceneffizienz, für Regenwaldschutz und Aufforstung von Wäldern, zur Bodenrehabilitierung, zum Mangrovenschutz und vieles mehr.

Alle profitieren: Die Menschen in Entwicklungsländern von modernen Technologien, Ressourcenschutz und Arbeitsplätzen.

Die Allianz ist eine großartige Bewegung. Die Idee überzeugt nicht nur Weltkonzerne wie SAP oder Bosch, sondern auch viele kleine Unternehmen, den Senat der Wirtschaft als Initiator und Veranstalter heute und bereits auch in anderen Ländern, zum Beispiel in Österreich.

Wir wollen die Allianz und Klima internationalisieren. Die Idee ist bestechend: Klimaschutz fängt bei jeder und jedem Einzelnen an! Bei dir selbst als einzelne Person, bei dir als Unternehmer im Betrieb, bei dir in der Behörde, im Ministerium. Ob du klein oder groß bist.

Schließen Sie sich der Allianz für Entwicklung und Klima an. Wir unterstützen Sie!

Uns alle eint der Gedanke: Wir sind eine Welt, wir haben eine gemeinsame Verantwortung für die Zukunft der Schöpfung des Planeten und die Zukunft unserer Kinder.

Wir müssen global denken und global handeln!