„In Asien entscheidet sich die Zukunft der Globalisierung!“

Rede von Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller beim 3. Deutsch-Asiatischen Wirtschaftsdialog am 18. April 2018 in Berlin

Es gilt das gesprochene Wort!

Exzellenzen,
sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete,
lieber Mark Hauptmann,
sehr geehrte Damen und Herren,

Asien ist eine Erfolgsgeschichte, ein Entwicklungswunder.

Dieser 3. Deutsch-Asiatische Wirtschaftsdialog ist eine wichtige Initiative. Denn in Asien entscheidet sich die Zukunft der Globalisierung – mit allen Folgen: Die Wirtschaft wächst im Schnitt um sechs Prozent. Daraus ergeben sich Chancen: für Armutsreduzierung, Bildung. Aber das heißt auch: Luftverschmutzung, abgeholzte Regenwälder, Umweltschäden.

Heute ist Asien Innovations-Zentrum für Elektromobilität, für Erneuerbare. Jede zweite Solarzelle, bald jedes zweite Elektroauto kommen heute aus China. Vor drei Monaten wurde in China·die erste Solar-Autobahn eingeweiht. Zugleich braucht eine halbe Milliarde Menschen in Asien noch Zugang zu Strom.

Asien ist Werkbank und Nähstube der Welt. Die Hälfte aller Kleidungsexporte kommt aus Asien: Bangladesch, neuerdings auch Myanmar, Kambodscha. Das sind Jobs für 30 Millionen Menschen. Aber die Verhältnisse in den Textilfabriken sind oft menschenunwürdig, die Löhne so niedrig, dass die Näherinnen und Näher ihre Familien davon nicht ernähren können. Wir müssen die Näherin an der Wertschöpfung beteiligen!

Asien ist entscheidend für Gleichheit oder Ungleichheit in der Welt. Heute gibt es hier mit mehr als fünf Millionen die meisten Millionäre der Welt; zugleich leben rund ein Drittel der Asiaten in Armut.

Asiens Mittelklasse wächst: in 10 Jahren wird es dort mehr als drei Milliarden „Konsumbürger“ geben. – WIE diese Menschen konsumieren, wird sich auch auf unser Leben auswirken. Das bietet Chancen und Risiken für uns alle.

Wir wollen Globalisierung gerecht gestalten. Wir müssen einen Ausgleich schaffen zwischen Gewinnern und Verlierern.

Deutsche Unternehmen können Motor für nachhaltige Entwicklung sein! Denn in den globalen Entwicklungszielen stecken zugleich Marktchancen: erneuerbare Energien, nachhaltige Städte, Mobilität, Gesundheit, Ernährung, ressourcenschonende Landwirtschaft.

Dazu brauchen wir die Wirtschaft, wir brauchen Jobs und wir brauchen nachhaltige Lösungen. Moderne Entwicklungspolitik setzt daher auf einen Dreiklang: auf staatliche Mittel, fairen Handel und die Partnerschaft mit der Privatwirtschaft.

Außenwirtschaft und Entwicklungszusammenarbeit können noch besser ineinandergreifen!

Wir haben vor allem die mittelständischen Unternehmen im Blick: Sie schaffen die meisten Arbeitsplätze, sie sind oft vorne dran mit Innovationen, und sie stehen für verantwortungsvollen Umgang mit Menschen und Umwelt.

Wir schaffen neue Instrumente für die Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft: für eine bessere Risikoabsicherung, neue Garantie-Instrumente. Wir fördern Direktinvestitionen über die DEG oder Machbarkeitsstudien.

Unser Angebot an Sie ist die konkrete Unterstützung Ihrer Länder. Wir beraten zu Standards für die Region, zu Infrastruktur, effizienter Verwaltung. Wir fördern die globale Energiewende mit privatwirtschaftlichen Ansätzen. Beispiel Indonesien: Dort beraten wir die Regierung zum Beispiel bei der Tarifgestaltung der Strompreise. Mit Indien haben wir eine Solarpartnerschaft, die wir mit einer Milliarde Euro unterstützen.

Wir setzen auf den Handel. Auf freien, fairen Handel. ASEAN arbeitet an einem Großprojekt: die größte Freihandelszone der Welt.

Aber Märkte brauchen globale Regeln. Wirtschaft braucht Werte. Deutschland steht für die sozial-ökologische Marktwirtschaft. Denn freier Handel schafft zwar Gewinner. Aber ohne ökologische und soziale Regeln geht er auf Kosten von Mensch und Natur.

Was passiert, wenn allein der Markt bestimmt, wie gearbeitet wird, haben wir beim Einsturz des Rana Plaza-Gebäudes in Bangladesch gesehen – nächste Woche vor fünf Jahren. Wir müssen ernst machen mit Nachhaltigkeit. Sozial-, Umwelt- und Menschenrechts-Standards müssen endlich Standard werden – in der WTO, in EU-Handelsabkommen. Denn nur dann gibt es fairen Wettbewerb.

Über allem stehen der Planet und seine endlichen Ressourcen. Die Erreichung des 2-Grad-Ziels und der Ziele für nachhaltige Entwicklung, der SDGs, wird in Ihren Ländern, in Asien, auf der Basis zukunftsfähiger, nachhaltiger Technologien für die Energiewirtschaft entschieden. Das ist eins der wichtigsten Felder für die Kooperation – für die Zukunft des ganzen Planeten.

Was die asiatischen Länder und Deutschland verbindet: das „Ja“ zu Menschenrechten, zur Würde des Menschen. Dabei bauen wir entscheidend auf die Frauen. In den meisten Ihrer Länder sind gleichberechtigte Bildung und Teilhabe von Frauen DER Erfolgsfaktor!

Asien und Europa sind starke Partner! Die Zusammenarbeit zwischen Asien und Deutschland bringt Chancen für deutsche Unternehmen und Chancen für nachhaltige Entwicklung. Die sollten wir gemeinsam ergreifen!