+++BMZ-Ticker+++ Entwicklungsminister Dr. Gerd Müller zum Bericht „Kompass 2020“ von Welthungerhilfe und terre des hommes Deutschland
15. Mai 2020 | Zum Bericht „Kompass 2020“ von Welthungerhilfe und terre des hommes Deutschland erklärt Entwicklungsminister Dr. Gerd Müller:
„Auch in der Corona-Krise bleibt das wichtigste Ziel der deutschen Entwicklungszusammenarbeit die Überwindung von Hunger und Armut. Schon jetzt befinden sich die Entwicklungs- und Schwellenländer nicht nur in einer Gesundheitskrise, sondern auch einer Ernährungs- und Wirtschaftskrise.
Gerade die schwächsten Menschen brauchen unsere Unterstützung – das sind Kinder und Familien in Krisen- und Flüchtlingsregionen. Für sie werden wir unser Engagement in den Bereichen Gesundheitsschutz, Bildung, Ernährungssicherung und Kinderrechte weiter ausbauen. Unser Corona-Sofortprogramm hilft mit vielen Maßnahmen ganz konkret Kindern und Jugendlichen, ob beim Ersatz für Schulspeisungen oder der Gavi-Impfkampagne. Gemeinsam mit Friedensnobelpreisträger Kailash Satyarthi arbeiten wir zudem daran, Kindern, die schuften müssen, echte Chancen zu geben.
Und mit der Umsetzung des Reformkonzepts “BMZ 2030„ wird sich die Wirksamkeit unserer Maßnahmen vor Ort noch erhöhen und die Messung dieser Wirkungen weiter verbessern und stärker an den Zielen für nachhaltige Entwicklung ausrichten.
Klar ist: Wir bleiben ein starker Verbündeter der am wenigsten entwickelten Länder (LCDs). In der Bundesregierung haben wir die Ausgaben für LDCs zwischen 2013 und 2018 von 2,53 Milliarden auf 4,2 Milliarden Euro gesteigert. Mit dem Reformkonzept “BMZ 2030„ erhöht sich der Anteil der LDCs an der Gesamtzahl unserer Partnerländer. Mir ist besonders wichtig, dass wir Menschen, die von Hunger und Not bedroht sind, auch in Zukunft in allen Ländern weiter unterstützen werden.“
Einige Daten aus der Arbeit des Bundesentwicklungsministeriums:
- Im Bereich Bildung sind die Mittel seit 2013 kontinuierlich von rund 400 Millionen Euro auf über eine Milliarde Euro im Jahr 2019 gestiegen. So kommt das BMZ dem Ziel näher, ein Viertel der Ausgaben für Bildung auszugeben. Berufliche Bildung ist ein Schwerpunkt unseres Engagements: weltweit sind wir hier der größte Geber. Das duale System als deutsches Markenzeichen wird immer stärker nachgefragt. Allein 2018 haben wir knapp 900.000 Frauen und Mädchen in Berufsbildungsmaßnahmen gefördert. Aber auch im multilateralen Bereich haben wir unsere Mittel für den Fonds „Education Cannot Wait“ und die „Global Partnership for Education“ in den letzten Jahren deutlich ausgebaut.
- Bei Gesundheit hat das BMZ schon vor der Corona-Krise stark investiert, Deutschland ist hier der drittgrößte Geber weltweit – ob bei der Ausbildung von Gesundheitspersonal oder bei der Ausstattung und Diagnostik. Dank der von uns unterstützten Impfallianz Gavi konnten in den vergangenen Jahren 760 Millionen Kinder gegen gefährliche Krankheiten wie Masern und Polio geimpft werden. In Kambodscha, den Philippinen und Indien profitieren 71 Millionen Kinder von verbesserten Hygienebedingungen, zum Beispiel durch Handwaschstationen in Schulen. Mit unserem Corona-Sofortprogramm investieren wir jetzt zusätzlich 200 Millionen Euro für Gesundheit, vor allem bei den Schwächsten in den LDCs. Zudem bereiten wir mit Gavi eine weltweite Impfkampagne vor – für die Zeit, wenn ein Impfstoff verfügbar ist.
- Der Kampf gegen Hunger und Armut muss weitergehen. Alleine mit der Sonderinitiative „EINEWELT ohne Hunger“ hat das BMZ in den vergangenen Jahren mehr als zwei Milliarden Euro zur Hungerbekämpfung bereitgestellt und circa 20 Millionen Menschen unterstützt. Diese Projekte werden dezentral evaluiert, vor allem zu landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten, der Zusammenarbeit mit dem Privatsektor und zu nachhaltigen Lieferketten. Die Corona-Krise wirft uns aber im Kampf gegen den Hunger zurück: Weitere 130 Millionen Menschen stehen am Rand des Verhungerns. Eine Milliarde Kinder können nicht zur Schule gehen, viele verlieren so die einzige warme Mahlzeit am Tag. Wir haben sofort reagiert und verstärken unsere Ausgaben für Ernährung im Corona-Sofortprogramm um 200 Millionen Euro. Damit unterstützen wir vor allem die ärmsten Menschen in den LDCs sowie Flüchtlings- und Krisenregionen.
- Deutschland setzt sich massiv für die Kinder und ihre Rechte ein, denn in einer Welt, in der es Kindern gut geht, geht es allen gut. Kinderrechte sind Leitprinzipien der deutschen Entwicklungspolitik. Das BMZ ist der drittgrößte Geber von UNICEF mit konstant über 400 Millionen Euro Unterstützung. Damit stärkt das Ministerium die Arbeit zu Kinderrechten und den Kampf gegen Kinderarbeit weltweit. Allein der Kernbeitrag an UNICEF wurde zwischen 2013 und jetzt von 6,5 Millionen Euro auf 70 Millionen Euro pro Jahr gesteigert. Gemeinsam mit internationalen Partnern wurden etwa eine Million Kinder und Jugendliche in Not- und Krisensituationen unterstützt. Die Hälfte aller Flüchtlinge weltweit sind Kinder und Jugendliche. Sie und die Menschen, die sie aufnehmen, brauchen unsere besondere Unterstützung. Deshalb ermöglicht das BMZ allein im Libanon und in der Türkei 350.000 Kindern den Schulbesuch. Das ist die Verwirklichung von Kinderrechten in der Praxis!
- Kinder und Jugendliche sind Teil unserer Menschenrechtskonzepts, das für alle Institutionen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit verbindlich ist. Zudem wird das BMZ einen eigenen Jugendbeirat einrichten, um die Beteiligungsrechte von Kinder und Jugendlichen weltweit zu stärken. Damit nimmt das Ministerium eine Vorreiterrolle innerhalb der Bundesregierung ein.