Treffen mit Nadia Murad Minister Müller kündigt weitere Unterstützung für Sinjar-Region an

Pressemitteilung vom 28. Mai 2019 | Berlin – Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller hat heute die Friedensnobelpreisträgerin Nadia Murad in Berlin zu einem Gespräch über die Situation der Jesiden im Irak und den deutschen Beitrag zum Wiederaufbau des Landes getroffen.

Bundesminister Müller sagte nach dem Gespräch: „Nadia Murad ist eine mutige Kämpferin für die Rechte ihres Volks und für alle Menschen, die unter Krieg und Gewalt leiden. Sie hat sich entschieden, nicht zu schweigen – sondern das entsetzliche Leid, das ihr widerfahren ist, auszusprechen, damit die Welt davon erfährt. Die Lage der Jesiden im Nordirak ist nach wie vor schwierig, vor allem für jesidische Frauen und Kinder, von denen viele Unvorstellbares erlebt haben. Immer noch sind 300.000 Jesidinnen und Jesiden Vertriebene im eigenen Land, viele sind traumatisiert. Von etwa dreitausend Entführungsopfern fehlt nach wie vor jede Spur, fast ebenso viele Kinder sind verwaist und wachsen ohne ihre Eltern auf.

Wir werden den Wiederaufbau der Dörfer und der Infrastruktur im Sinjar jetzt verstärken, damit viele tausend Jesiden nach nunmehr fünf Jahren aus den Flüchtlingscamps in ihre Heimat zurückkehren können. Die Aufarbeitung der Verbrechen und des Genozids müssen intensiviert werden. Bislang ist keins dieser Verbrechen vor einem internationalen Gericht gesühnt worden.“

Nadia Murad machte die Weltöffentlichkeit auf die furchtbaren Verbrechen gegen die jesidische Bevölkerung im Irak aufmerksam. Der IS nahm 2014 mehrere tausend jesidische Mädchen und Frauen gefangen – darunter auch Murad selbst – die teils als Sexsklavinnen verkauft oder getötet wurden. Nadia Murad ist seit September 2016 die erste „Sonderbotschafterin für die Würde der Überlebenden von Menschenhandel der Vereinten Nationen“. Im Dezember 2018 hat sie für ihren Einsatz gegen sexualisierte Gewalt im Krieg den Friedensnobelpreis erhalten.

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) engagiert sich mit zahlreichen Projekten gegen sexualisierte Gewalt im Zusammenhang von Konflikt und Flucht. Im Irak unterstützt das BMZ zudem ein neues Vorhaben zur Stärkung der Teilhabe von Frauen am Wiederaufbau und am Friedensprozess.

In Murads Heimatregion Sinjar unterstützt das BMZ den Wiederaufbau der lokalen Wirtschaft, um den Menschen eine langfristige Einkommensperspektive zu eröffnen und die Rehabilitierung der öffentlichen Infrastruktur, beispielsweise Schulen und Gesundheitsstationen. Das BMZ unterstützt hierfür den von Nadia Murad ins Leben gerufenen Sinjar Action Fund, um die Rückkehr der vertriebenen Bevölkerung zu ermöglichen. Vor allem im Bereich der Landwirtschaft, die nach dem Krieg gegen den IS am Boden liegt, wird sich das BMZ zukünftig noch stärker engagieren, um mehr Menschen eine Rückkehr- und Bleibeperspektive zu eröffnen.