+++ BMZ-Ticker +++ Minister Müller: Zunehmende Kinder- und Zwangsehen erschweren Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung

6. Februar 2021 | Berlin – Zum Internationalen Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung am 6. Februar erklärte Bundesentwicklungsminister Gerd Müller:

„Wir müssen diese frauenverachtende Praxis stoppen. 200 Millionen Mädchen und Frauen leiden weltweit unter weiblicher Genitalverstümmelung. Das ist eine schwere Menschenrechtsverletzung mit lebenslangen schwerwiegenden körperlichen und psychischen Folgen für die betroffenen Mädchen und Frauen. Sie kann zu Unfruchtbarkeit, Komplikationen bei der Geburt, schweren Depressionen bis hin zum Tod führen.“

„Schon vor der Krise ging der Kampf gegen diese grausame Ritual viel zu langsam voran“, so Müller weiter. „Die Corona-Pandemie verschärft die Lage weiter. Die Lockdowns verhindern wichtige Aufklärungsarbeit. Hinzu kommt eine dramatische Hunger- und Wirtschaftskrise: Eine Folge ist, dass Mädchen aufgrund von Armut vermehrt in Zwangs- oder Kinderehen gedrängt werden. Nach Schätzungen der UN könnten aufgrund der Coronakrise bis zu 13 Millionen zusätzliche Kinder- und Zwangsehen bis 2030 geschlossen werden.

Mit unserem weltweiten Corona-Sofortprogramm setzen wir hier an und unterstützen wir die Menschen mit Ernährungssicherung insbesondere in Krisen- und Konfliktgebieten wie der Sahel-Region. Und wir bauen unser Engagement gegen diese grausame Form von Gewalt gegen Frauen weiter aus. Ich habe im letzten Jahr Gemeinden im Sudan besucht. Sie haben gemeinsam beschlossen, die Genitalverstümmelung zu beenden. Diese Frauen sind Vorbild. Denn es erfordert großen Mut, sich gegen tiefverwurzelte Traditionen zu stellen.“

Auch in Deutschland ist Genitalverstümmelung ein Problem: „Schätzungen zufolge lebten 2020 über 67.000 Frauen in Deutschland, die beschnitten wurden. Das wird in Deutschland strafrechtlich verfolgt. Viele der Mädchen und Frauen werden aber weiterhin bei Besuchen in ihren Herkunftsländern verstümmelt“, so Müller.

Hotspots sind Sudan, Eritrea, Ägypten, Somalia, Mali, Guinea und Sierra Leone. In den besonders betroffenen Ländern investiert das Bundesentwicklungsministerium derzeit fast vier Millionen Euro zur Überwindung von weiblicher Genitalverstümmelung, etwa zur Schulung von Mitarbeiterinnen staatlicher und zivilgesellschaftlicher Organisationen und durch Informationskampagnen in den Dörfern. Denn in vielen Familien ist die Genitalverstümmelung Voraussetzung für die Eheschließung.