Weltbevölkerungsbericht 2025 Familienplanung weltweit unter Druck

Gemeinsame Pressemitteilung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) und der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW)

Von links: Ian McFarlane, Direktor für Auswärtige Beziehungen beim UN-Bevölkerungsfonds (UNFPA), Angela Bähr, Vorständin Programme der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) und Niels Annen, Staatssekretär des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, bei der Vorstellung des Weltbevölkerungsberichts 2025
Von links: Ian McFarlane, Direktor für Auswärtige Beziehungen beim UN-Bevölkerungsfonds (UNFPA), Angela Bähr, Vorständin Programme der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) und Niels Annen, Staatssekretär des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, bei der Vorstellung des Weltbevölkerungsberichts 2025

10. Juni 2025 | Ob und wie viele Kinder eine Frau kriegen soll oder darf – diese Frage wird weltweit immer mehr zum Politikum. Regierungen versuchen, sowohl hohe Geburtenraten als auch sinkende Kinderzahlen mit politischen Maßnahmen zu beeinflussen. Damit schränken sie nicht nur häufig die Menschen in ihrer Freiheit zur Familienplanung ein, viele dieser Maßnahmen erreichen nur kurzfristige oder sogar gegenteilige Effekte.

Siehe auch
Sprechstunde in einem Krankenhaus in Bangladesch

Der Weg zu einer resilienten demografischen Entwicklung führt über die selbstbestimmte Entscheidung der Menschen für oder auch gegen Kinder. Das ist das Ergebnis des diesjährigen Weltbevölkerungsberichts „Fertilität im Fadenkreuz. Das Ringen um reproduktive Selbstbestimmung in einer sich wandelnden Welt (Externer Link)“, den der UN-Bevölkerungsfonds (UNFPA) heute in Berlin gemeinsam mit dem Entwicklungsministerium (BMZ) und der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) vorstellt.

Niels Annen, Staatssekretär im Entwicklungsministerium: „Weltweit findet ein Angriff auf die körperliche Selbstbestimmung von Frauen statt. Sexuelle und reproduktive Rechte, die sich Frauen in den letzten Jahrzehnten erkämpft haben, stehen vielerorts unter Druck. Das ist eine gefährliche Entwicklung. Der Bericht zeigt, dass Aufklärung, Jobmöglichkeiten und Zugang zu Gesundheitsvorsorge die besten Mittel sind, um Frauen zu unterstützen. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit unterstützt Frauen weltweit dabei, ihr Recht auf Selbstbestimmung verwirklichen zu können.“

Dem Bericht liegt eine Umfrage aus 14 Ländern in Afrika, Asien, Europa und Lateinamerika sowie den USA zugrunde, die über ein Drittel der Weltbevölkerung repräsentieren. Sie belegt, dass viele Frauen und Paare großen Hindernissen gegenüberstehen, sowohl wenn sie eine Schwangerschaft vermeiden als auch wenn sie ihren Kinderwunsch erfüllen wollen. „Die wahre Krise besteht darin, dass Menschen sich nicht in der Lage fühlen, die Familien zu gründen, die sie sich wünschen“, erklärt Ian McFarlane, Direktor für Auswärtige Beziehungen bei UNFPA. „Diese Krise betrifft den Globalen Norden ebenso wie den Globalen Süden.“

Weltweit haben 44 Prozent aller Frauen und Mädchen keine Entscheidungsgewalt über ihre sexuellen Beziehungen, Verhütung oder reproduktive Gesundheitsversorgung. Über 750 Millionen Frauen, rund 40 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter, leben in Ländern mit restriktiven Gesetzen zu Schwangerschaftsabbrüchen. Dort greifen viele Frauen zu unsicheren Methoden für eine Abtreibung – weltweit gelten etwa 45 Prozent aller Abbrüche als unsicher. Auf der anderen Seite hatten 23 Prozent der Befragten einen unerfüllten Kinderwunsch; über 40 Prozent mussten diesen Wunsch aufgeben. Die Gründe dafür sind vielfältig. Die Hürden zur Familiengründung ähneln den Hürden, eine Schwangerschaft zu vermeiden. Dazu zählen beispielsweise Armut, mangelnde Aufklärung und gesundheitliche Probleme. Ein weiteres Ergebnis der Umfrage: Über alle Länder hinweg wünschen sich die Menschen im Schnitt ungefähr zwei Kinder. Aber unter den Befragten, die ihre Familienplanung bereits abgeschlossen hatten, gab fast ein Drittel an, weniger Kinder bekommen zu haben als geplant, zwölf Prozent dagegen mehr.

Der Bericht zeigt auch: Maßnahmen, die auf Freiwilligkeit und Gleichstellung setzen, erhöhen die Bereitschaft zur Familiengründung. Zwangspolitik hingegen wirkt meist gegenteilig und ist doch immer noch an der Tagesordnung. Nicht nur, aber insbesondere die weltweit erstarkenden populistischen Kräfte und nationalistischen Regierungen verschärfen die Krise, indem sie vielerorts die Rechte von Frauen auf körperliche Selbstbestimmung in Frage stellen. Anti-Gender- und Anti-Feministische-Bewegungen arbeiten darauf hin, dass Frauen vor allem in ihrer Rolle als Gebärende und Mütter für die Gesellschaft gefördert werden – weniger hingegen in ihren Möglichkeiten auf Teilhabe am wirtschaftlichen und politischen Leben.

„Für ein selbstbestimmtes Leben, mit oder ohne Kinder, müssen wir sowohl die politischen als auch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen schaffen, die echte Wahlfreiheit ermöglichen“, betont Angela Bähr, Vorständin Programme der DSW. „Dazu gehört die ausreichende Finanzierung von Programmen für sexuelle und reproduktive Gesundheit ebenso wie die soziale Infrastruktur, die es ermöglicht, Beruf und Familie miteinander zu verbinden. Denn nur mit konkreten politischen Maßnahmen und langfristigen Investitionen können wir diese globale Krise der Selbstbestimmung überwinden.“

Weitere Informationen

Über die DSW

Die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) (Externer Link) ist eine international tätige Entwicklungsorganisation mit dem Ziel, das Potenzial der größten Jugendgeneration aller Zeiten zu fördern, um damit zu einer zukunftsfähigen Bevölkerungsentwicklung beizutragen. Sie ermöglicht jungen Menschen in Ostafrika den Zugang zu jugendgerechten Gesundheitsinformationen und modernen Verhütungsmitteln und setzt sich auch auf politischer Ebene für das Recht auf körperliche Selbstbestimmung ein, insbesondere für junge Frauen und Mädchen. Darüber hinaus arbeiten die Büros in Europa und Ostafrika für die gendergerechte Förderung von Forschung und Innovation zur Bekämpfung armutsassoziierter Krankheiten und Verbesserung der Frauengesundheit.

UNFPA

UNFPA, der UN-Bevölkerungsfonds (Externer Link), ist die Organisation der Vereinten Nationen für sexuelle und reproduktive Gesundheit. Sie setzt sich weltweit dafür ein, dass jede Schwangerschaft gewollt ist, jede Geburt sicher ist und jeder junge Mensch das eigene Potenzial ausschöpfen kann. UNFPA ist in mehr als 150 Ländern für Rechte und Chancen von Frauen, Mädchen und jungen Menschen aktiv und veröffentlicht jährlich den Weltbevölkerungsbericht. Dieser erläutert aktuelle Themen der Bevölkerungsentwicklung und enthält demografische und sozioökonomische Daten für alle Länder und Regionen der Erde.