Statement
Entwicklungsministerin Alabali Radovan anlässlich des Welternährungstags
„Die aktuellen Hungerzahlen machen unmissverständlich klar: Wenn wir so weitermachen, wird Hunger nicht 2030, sondern erst in hundert Jahren besiegt sein. Das ist ein Weckruf. Im Sudan hungerte letztes Jahr jeder zweite Mensch. Und wir wissen, Hunger ist häufig Folge von Kriegen, Krisen und Ungleichheit. Das heißt, Hunger ist ein lösbares Problem. Deshalb ist der Kampf gegen Hunger und Armut für mich ein Schwerpunkt meiner Arbeit - nicht nur als moralische Verpflichtung, sondern als Voraussetzung für globale Stabilität, Frieden und nachhaltige Entwicklung. Deutschland bleibt ein verlässlicher Partner - ob mit dringender Hilfe für die hungernden Menschen im Sudan oder mit Schulernährungsprogrammen für Millionen Kinder in vielen Ländern Afrikas. Nur, wenn alle genug zu essen haben, können wir die großen Krisen unserer Zeit gemeinsam bewältigen.“
Weitere Informationen:
Laut UN stagniert die Zahl der hungernden Menschen weltweit in den vergangenen vier Jahren bei rund 670 Millionen. Das ist fast jeder zwölfte Mensch. Das gemeinsam gesteckte Ziel der Weltgemeinschaft, weltweite Ernährungssicherheit zu erreichen, wird beim aktuellen Tempo statt bis 2030 erst hundert Jahre später verwirklicht werden können. Hauptursachen von Hunger sind bewaffnete Konflikte, wirtschaftliche Unsicherheiten und die Auswirkungen des Klimawandels. Während es in Teilen Asiens und Lateinamerikas in den letzten Jahren positive Entwicklungen gab, ist die Lage besonders in Afrika südlich der Sahara und in Südasien alarmierend.
Ernährungssicherheit ist ein zentraler Schwerpunkt der deutschen Entwicklungspolitik. Das Engagement geht über die unmittelbare Hungerbekämpfung hinaus, es schließt unter anderem den Zugang zu vielfältigen Nahrungsmitteln durch eigenen Anbau oder auf lokalen Märkten ein. Ernährungssicherheit ist Bestandteil integrierter Sicherheit, fördert Bildungschancen, entlastet Gesundheitssysteme, begrenzt Biodiversitätsverlust und Klimawandel und trägt zu Wirtschaftswachstum bei. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) richtet sein Engagement so aus, dass die Selbsthilfekräfte in den Ländern gestärkt werden. Es geht unter anderem um eine klimaangepasste und nachhaltige Landwirtschaft. Wer selbst Lebensmittel anbauen kann, kann Krisen und Schocks besser begegnen. Dafür investiert das BMZ jährlich über zwei Milliarden Euro in weltweite Ernährungssicherung, Landwirtschaft und ländliche Entwicklung.
Mit strategischen Partnerschaften wird das deutsche Engagement gezielt verstärkt und international wirksam gemacht – vor allem in Zeiten sinkender Mittelansätze.
Beispiel Schulernährung:
Gemeinsam mit Partnern wie dem Welternährungsprogramm (WFP) und Stiftungs-Partnern unterstützt das BMZ Schulernährungsprogramme und ist Mitglied der globalen School Meals Coalition. Ziel dieser Programme ist es, alle Kinder mit gesunder Schulernährung zu versorgen, ihnen den Zugang zu Schulbildung zu ermöglichen, ihre Gesundheit zu fördern und durch den lokalen Einkauf von Nahrungsmitteln die lokale Wirtschaft anzukurbeln. Auf diese Weise entfalten Schulernährungsprogramme eine vielfach positive Wirkung.
Beispiel Sahel-Resilienz-Partnerschaft:
Wer selbst Lebensmittel anbauen kann, kann Krisen und Schocks besser begegnen. BMZ geht mit dem Welternährungsprogramm (WFP), dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) umfassend gegen die Hungerkrise in Burkina Faso, Mali, Mauretanien, Niger und Tschad vor und stärkt die Widerstandsfähigkeit der Menschen vor Ort. Ziel ist die Menschen in die Lage zu versetzen, Krisen aus eigenen Kräften zu bewältigen. Die Partnerschaft zeigt Erfolge: 80 Prozent der unterstützten Dörfer in Niger (insgesamt eine halbe Millionen Menschen), brauchten in der letzten Dürre- und Ernährungskrise keine humanitäre Unterstützung mehr und konnten sich selbst versorgen.
Beispiel 1.000-Tage-Programm in Sudan:
Das sogenannte 1.000-Tage-Programm in Sudan, das BMZ über das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) fördert, unterstützt schwangere und stillende Frauen sowie Mütter von Kleinkindern durch regelmäßige Bargeldzahlungen und begleitende Gesundheitsmaßnahmen. Denn: Während der Schwangerschaft und in den ersten beiden Lebensjahren werden entscheidende Weichen für die kindliche Entwicklung gestellt. Die direkte Auszahlung an Frauen stärkt in einem überwiegend konservativen, konfliktreichen Umfeld ihre Rolle und erweitert ihre Entscheidungsspielräume. Sie können selbst über die Verwendung der Mittel für Nahrungsmittel, Hygieneartikel und andere Alltagsbedarfe entscheiden. Gleichzeitig erhalten sie Zugang zu wichtigen Gesundheitsdienstleistungen wie Impfungen und erwerben praktische Kenntnisse. Trotz des bewaffneten Konflikts hat sich die Ernährung von Frauen und Kindern im Programm nachweisbar verbessert.