Urheberrecht© UN Biodiversity, via flickr, CC BY 2.0
15. Weltnaturkonferenz in Montreal Gute Entwicklung gelingt mit der Natur, nicht gegen sie
Das BMZ wird im Laufe der Konferenz zahlreiche konkrete Projekte anschieben, die lokale Entwicklung mit dem Schutz der Vielfalt von Arten und Ökosystemen verbinden. Staatssekretär Jochen Flasbarth wird das BMZ zum High-Level-Segment in der kommenden Woche in Montreal vertreten.
Entwicklungsministerin Svenja Schulze: „Ein Schlüssel zum Erfolg bei der Weltnaturkonferenz ist es, nicht nur die Natur sehen, sondern auch die Menschen, die in und von der Natur leben. Dabei kommt es auf Entwicklungspolitik an: Naturschutz funktioniert dann am besten, wenn er zugleich den Einheimischen eine wirtschaftliche Perspektive bietet. Es muss sich mehr lohnen, von der Natur zu leben als von ihrer Zerstörung. Deutschland ist der größte Geber für die biologische Vielfalt weltweit und wird dieses Engagement weiter ausbauen. Das Geld ist gut investiert, denn eine intakte Natur gibt uns Menschen so viel mehr zurück, als sie uns kostet – unsere Lebensgrundlage nämlich. Gute Entwicklung gelingt nur mit der Natur, nicht gegen sie.“
Die heute beginnende Weltnaturkonferenz soll sich auf einen neuen globalen Biodiversitätsrahmen einigen, um die weltweite Naturzerstörung bis 2030 zu stoppen und bis 2050 umzukehren. Zentral ist, dass anders als früher diesmal nicht nur Ziele vereinbart werden, sondern auch konkrete Umsetzungsschritte – denn die Ziele der Vergangenheit waren zwar gut, wurden aber verfehlt.
Entwicklungspolitische Prioritäten bei der Weltnaturkonferenz
Schutzgebiete gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung – nicht gegen sie
Die Forderung, bis 2030 mindestens 30 Prozent der Land- und Wasserfläche zu schützen, wird von Deutschland und mehr als 100 weiteren Ländern unterstützt. Sie wird auch in den Verhandlungen in Montreal eine zentrale Rolle spielen.
Dabei kommt es darauf an, die Rechte der lokalen Gemeinschaften und der Indigenen ausdrücklich anzuerkennen und einzubeziehen. Ein Naturschutz, der Menschen aussperrt, führt nicht zum Erfolg. Studien belegen das Gegenteil: Wo Indigene leben und ihre Rechte gewahrt werden, geht es der Natur besser und wird weniger Wald zerstört. Deswegen setzt sich das BMZ dafür ein, die Rechte der indigenen und lokalen Bevölkerung zu stärken.
Außerdem unterstützt das BMZ Entwicklungs- und Schwellenländer bei der Verbesserung des Schutzgebietsmanagements. Dafür gründete das BMZ zusammen mit internationalen Partnern den Naturerbefonds (Legacy Landscapes Fund). Ziel des Fonds ist es, Schutzgebiete mit außergewöhnlichem Artenreichtum in Entwicklungsländern dauerhaft zu finanzieren.
Waldzerstörung beenden und Wälder wiederherstellen
Das BMZ wird auf der Konferenz Initiativen zum Waldschutz stärken. Die drei größten Tropenwaldregionen der Erde sind Amazonien, Zentralafrika und Indonesien. So wird das BMZ beispielsweise als spezifischen Beitrag zur Wiederherstellung von Ökosystemen seinen Beitrag zur African Forest Landscape Restoration Initiative (AFR100) erhöhen. Die AFR100 zielt auf die Renaturierung von mindestens 100 Millionen Hektar Land auf dem afrikanischen Kontinent bis 2030.
Aber auch der Konsum in Deutschland und der EU hat etwas mit der Waldzerstörung zu tun. Darum haben sich die EU-Mitgliedsstaaten und das EU-Parlament auf eine neue Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten geeinigt. Wenn sie in Kraft tritt, dürfen Soja, Rindfleisch, Palmöl, Holz, Kakao und Kaffee nur noch dann in der EU verkauft werden, wenn sie nachweislich nicht aus Gebieten kommen, auf denen vorher Regenwald stand. Das BMZ unterstützt seine Partnerländer, sich auf diese neue Gesetzgebung vorzubereiten.
Partnerregierungen beim Naturschutz unterstützen
Unter dem Pariser Klimaabkommen gibt es das System der nationalen Klimaschutzbeiträge. Für ihre Erarbeitung gibt es international koordinierte Unterstützung. Etwas Vergleichbares wird auch in Montreal aufgesetzt: Deutschland wird gemeinsam mit Kolumbien auf der Konferenz eine internationale Initiative starten, um Regierungen der Entwicklungsländer dabei zu stärken, ambitionierte, partizipative und menschenrechtsbasierte Biodiversitätsstrategien im Licht der Ergebnisse von Montreal anzupassen und umzusetzen.
Mehr Finanzierung für weltweiten Schutz von Arten und Ökosystemen
Wie sich die reichen Industrieländer am Schutz der biologischen Vielfalt in den Schwellen- und Entwicklungsländern finanziell beteiligen, wird eine der zentralen Fragen auf der Weltnaturkonferenz sein. Deutschland geht hier seit vielen Jahren als größter Geber mit gutem Beispiel voran. So hat die Bundesregierung in den Jahren 2017 bis 2021 im Schnitt jährlich rund 750 Millionen Euro in den Biodiversitätserhalt investiert und wird als führendes Industrieland und aktueller G7-Vorsitz bei der Weltnaturkonferenz ambitioniert vorangehen, um andere Partner für mehr Unterstützung zu mobilisieren.
Bereits im September hat Bundeskanzler Olaf Scholz im Rahmen der Generalversammlung der Vereinten Nationen angekündigt, dass Deutschland ab 2025 jährlich 1,5 Milliarden Euro für den internationalen Biodiversitätserhalt bereitstellt. Es wird im Wesentlichen die Aufgabe des Entwicklungsministeriums sein, diese Zusage mit konkret vereinbarten Projekten in den Partnerländern mit Leben zu füllen und die nötigen Haushaltsmittel dafür zu mobilisieren. Denn das BMZ verantwortet rund 80 Prozent der deutschen Mittel für den weltweiten Erhalt der Arten und Ökosysteme.
Eine Million Tier- und Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht. Im Schnitt verschwindet alle zehn Minuten eine Art von der Erde. In den letzten 30 Jahren wurden Wälder von der Größe der gesamten EU zerstört. Das bedroht die Lebensgrundlagen von Menschen auf der ganzen Welt. Denn intakte Ökosysteme versorgen die Menschheit mit sauberer Luft, frischem Trinkwasser, Nahrung und auch Einkommen. Zugleich ist eine gesunde Natur auch im Kampf gegen die Klimakrise unerlässlich, denn sie bindet Kohlenstoff und mildert Klimaschäden ab.