Mehrere UN-Konferenzen zur Entwicklungsfinanzierung (Monterrey 2002, Doha 2008, Addis Abeba 2015) haben die Wichtigkeit der Mobilisierung von Eigeneinnahmen (Domestic Resource Mobilization) für nachhaltige Entwicklung hervorgehoben. Dem Ziel, Entwicklungsländer bei der Entwicklung ihrer Steuersysteme zu unterstützen, kommt insbesondere vor dem Hintergrund der 2015 verabschiedeten nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals, SDGs) große Bedeutung zu.
Rohstoffreichen Entwicklungsländern bietet sich in diesem Zusammenhang die Chance, mit Hilfe des Rohstoffsektors bedeutsame Einnahmen zu erzielen, eigene Finanzmittel für die Erreichung der SDGs zu mobilisieren und sich somit unabhängiger von Entwicklungshilfe zu machen. Vor dem Hintergrund einer weltweit wachsenden Nachfrage nach mineralischen und Energierohstoffen eröffnet ihnen der Rohstoffsektor Perspektiven für soziale, politische und wirtschaftliche Entwicklung. Gleichzeitig ist der Sektor aufgrund seiner Komplexität extrem anfällig für Steuervermeidung, Steuerhinterziehung und Korruption.
Durch sogenannte illegale Finanzströme (Illicit Financial Flows, IFFs) gehen vielen Staaten erhebliche Einnahmen aus dem Sektor verloren. Nach Angaben der United Nations Comission for Africa (UNECA) verlieren afrikanische Länder etwa 50 Milliarden US-Dollar pro Jahr durch IFFs – Finanzmittel, die zur Umsetzung der SDG genutzt werden könnten. Die afrikanische Entwicklungsbank geht davon aus, dass der Rohstoffsektor für den Großteil der IFFs verantwortlich ist. In diesem Zusammenhang kommt guter Regierungsführung im öffentlichen Finanzsektor (Good Financial Governance, GFG) eine besondere Bedeutung zu. Dies betrifft sowohl korrekte Abläufe in der Verwaltung der Staatseinnahmen- und ausgaben, als auch die Einhaltung von Prinzipien der Transparenz, Rechenschaftspflicht und Rechtstaatlichkeit. Einen Einblick in die Bedeutung von GFG im Rohstoffsektor bietet die Publikation Treasure Hunt - How Good Financial Governance can support resource-endowed countries in achieving the SDGs.
Rohstoffe und Entwicklung setzt sich im Rahmen verschiedener Initiativen für Good Financial Governance im Rohstoffsektor ein. Wir entwickeln neue Ansätze zur Bekämpfung von IFFs und BEPS (Base Erosion and Profit Shifting) im Rohstoffsektor, fördern die Initiative für Transparenz im rohstoffgewinnenden Sektor (EITI) und bieten unseren Partnern innovative Trainingsmaßnahmen zur Stärkung der Kompetenzen im GFG-Bereich.