Zentrale Kläranlage für Gaza-Stadt

Sanitärversorgung

Die Herausforderungen im Bereich der Sanitärversorgung sind immens: Nach einem UN-Bericht von Juli 2017 haben 4,5 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sicheren Toiletten. Sie haben keine angemessenen Sanitäreinrichtungen, bei denen auch für die Entsorgung von Fäkalien Vorkehrungen getroffen werden müssen. Die Herausforderung wurde international lange unterschätzt – so gaben UN-Berichte vor 2017 noch 2,5 Milliarden Menschen ohne Zugang zu sicheren Toiletten an.

Durchfallerkrankungen sind die häufigste Todesursache bei Kindern unter fünf Jahren und sind verantwortlich für den Tod von circa 520.000 Kindern jährlich. Sie gehen wesentlich auf verschmutztes Wasser und mangelnde Hygiene zurück. Eine mangelhafte Sanitärversorgung ist die Hauptursache für die Verschmutzung von Wasser mit Krankheitserregern.

Jüngste Schätzungen weisen darauf hin, dass bessere Sanitäreinrichtungen und eine sichere Wasserversorgung jährlich das Leben von 2,2 Millionen Kindern retten könnten. Allein regelmäßiges Händewaschen mit Seife kann das Risiko von Durchfallerkrankungen um rund 45 Prozent senken.

In den am wenigsten entwickelten Ländern hatten 2015 aber gerade einmal 27 Prozent der Bevölkerung grundlegende Handwaschanlagen mit Seife und Wasser, während 26 Prozent Handwaschanlagen ohne Seife oder Wasser und die restlichen 47 Prozent überhaupt keine Möglichkeit zum Händewaschen hatten.

Gerade für flüchtlingsaufnehmende Gemeinden sind die Herausforderungen im Bereich der Wasser- und Sanitärversorgung groß.

International hat das Thema Sanitärversorgung in den vergangenen Jahren zunehmend an Aufmerksamkeit gewonnen – auch dank steter und intensiver Bemühungen der Bundesregierung. Im Dezember 2015 haben die Vereinten Nationen die Resolution 70/169 verabschiedet, in der neben dem Recht auf Wasser erstmals das Recht auf Sanitärversorgung als eigenständiges Menschenrecht aufgeführt wird.

In der Agenda 2030 haben sich die Vereinten Nationen das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 allen Menschen weltweit Zugang zu angemessener Sanitärversorgung zu ermöglichen (SDG 6). Dabei ist der Anspruch gegenüber den Millenniumsentwicklungszielen deutlich gestiegen, denn die gesamte Entsorgungskette wird eingebunden – von der Toilette über Transport und Aufbereitung bis zur Wiederverwertung.

Sanitärversorgung in Städten

Junge Frau steht vor ihrem Laden in Kibera, einer informellen Siedlung in Nairobi, Kenia

Junge Frau steht vor ihrem Laden in Kibera, einer informellen Siedlung in Nairobi, Kenia

Junge Frau steht vor ihrem Laden in Kibera, einer informellen Siedlung in Nairobi, Kenia

In vielen Teilen der Welt wachsen die Städte rasant. Das rasche Wachstum birgt Risiken, aber auch Potenziale für die Etablierung neuer Ideen und Handlungsansätze. Klärschlamm aus der Abwasserreinigung kann beispielsweise gemeinsam mit Abfällen behandelt und als Biogasquelle genutzt werden – und somit zur Einsparung von fossilen Brennstoffen und Kohlendioxid-Emissionen beitragen.

Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit steht für integrierte Ansätze. Hierzu gehört beispielsweise die Einbeziehung von Wasserschutzzonen in die Stadt- und Landnutzungsplanung. So sollte besonders in der Nähe von Brunnen auf eine funktionierende Sanitär- und Abwasserentsorgung geachtet werden, damit Fäkalien und ungeklärte Industrie- oder Krankenhausabwässer nicht in das Grundwasser gelangen und dieses verunreinigen können. Für solche integrierten Ansätze müssen die verschiedenen Akteure der Stadt an einen Tisch gebracht werden und ein gemeinsames Problemverständnis entwickeln.

Kreislauforientierte Sanitärversorgung

Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit fördert die Verbreitung von produktiven Sanitärsystemen. Darunter versteht man Anlagen, die aus Abwasser und Fäkalien Energie (Biogas), Bewässerungswasser und Dünger gewinnen. „Waste to Resource“ lautet das Prinzip zur Verringerung von Umweltbelastungen: Zu entsorgende Substanzen werden auf intelligente Weise als Wertstoffe genutzt.

Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit unterstützt die Umsetzung einer Kreislauforientierung in der Abfall- und Wasserwirtschaft und sieht sie als Chance für eine nachhaltige Stadtentwicklung.

Sanitärversorgung, Bildung und Gesundheit

Schlechte Hygienebedingungen und der Mangel an sauberem Wasser tragen besonders bei Kindern zur Verbreitung von Infektionskrankheiten bei. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit legt daher einen Schwerpunkt auf die sichere Trinkwasserversorgung und die Hygiene von Kindern. Unter anderem wird die Bevölkerung für die Bedeutung von Hygienemaßnahmen wie Händewaschen und die Nutzung sauberer Toiletten sensibilisiert.

Eine Person wäscht sich die Hände an einem Brunnen in Yei, Südsudan.

Eine Person wäscht sich die Hände an einem Brunnen in Yei, Südsudan.

Eine Person wäscht sich die Hände an einem Brunnen in Yei, Südsudan.

Zusätzlich wird das Umweltbewusstsein zum Schutz und Erhalt der Wasserressourcen gefördert. Erfolgreiche Ansätze hierzu werden an Schulen in den Alltag eingebaut und in den Lehrplänen verankert. Da Toiletten und Sanitärversorgung als Tabuthemen gelten, unterstützt das BMZ zivilgesellschaftliche Organisationen, die solche Themen durch öffentlichkeitswirksame Aktionen ins Gespräch bringen.

Sanitärversorgung, Hygiene und Ernährungssicherung

Wasser überträgt Krankheiten wie Typhus, Cholera und andere Durchfallerkrankungen. Denguefieber und Malaria werden durch Stechmücken übertragen, die zum Brüten Wasserflächen wie Seen oder Pfützen benötigen. Eine gute Wasser- und Sanitärversorgung kann daher Krankheiten vorbeugen. Insbesondere in den ersten 1.000 Lebenstagen eines Kindes sind hygienische Bedingungen nachweislich förderlich für die Entwicklung. Ein Mangel kann massive Folgen wie Fehlentwicklungen und Untergewicht verursachen.

Aber auch für die Ernährungssicherung spielt die Sanitärversorgung eine wesentliche Rolle. So sind im Abwasser wichtige Nährstoffe enthalten, die durch innovative Technologien aus dem Abwasser gefiltert und in der Landwirtschaft zur Produktion von Nahrungsmitteln wiederverwendet werden können.