Überflutete Straßen und Wege in Gonaives, Haiti, nachdem der Hurrikan Tomas die Gegend passierte

Klimawandel und Entwicklung Analyse und Management von Klimarisiken

Weltweit sind Menschen, Ökosysteme und Infrastrukturen zunehmend von Katastrophen- und Klimarisiken bedroht, die zu Verlusten und Schäden führen können. Daher setzt das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in seiner Arbeit auf einen vorausschauenden Umgang mit den unterschiedlichen Risiken. Nur so kann nachhaltige Entwicklung in den Partnerländern der deutschen Entwicklungszusammenarbeit erreicht und dauerhaft gesichert werden.

Entwicklungs- und Schwellenländer sind besonders von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen und am wenigsten darauf vorbereitet, mit ihnen umzugehen. So kann es dazu kommen, dass der Klimawandel bereits erreichte Entwicklungserfolge zunichtemacht und zukünftige Entwicklungschancen gefährdet.

Logo: Global Shield against Climate Risks (Globaler Schutzschirm gegen Klimarisiken)

Deshalb ist es wichtig, gemeinsam mit den Partnerländern Methoden und Maßnahmen zur Bewertung und vor allem zum Umgang mit Klimarisiken zu entwickeln, umzusetzen und kontinuierlich anzupassen.

Dazu ist unter der deutschen G7 (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)-Präsidentschaft in Zusammenarbeit mit der Gruppe der durch den Klimawandel besonders verwundbaren Staaten (The Vulnerable Twenty (Externer Link), V20) die G7-Initiative eines Globalen Schutzschirms gegen Klimarisiken entstanden. Sie bündelt Aktivitäten im Bereich der Klimarisikoabsicherung und -vorsorge. Dadurch werden Hilfen einfacher und schneller für Menschen und Behörden zugänglich, die diese im Katastrophenfall dringend brauchen.


Vorausschauender Umgang mit Klimarisiken Früh erkennen, wirkungsvoll reduzieren

Auswahl klimatischer Veränderungen und ihrer Auswirkungen
Auswahl klimatischer Veränderungen und ihrer Auswirkungen

Der Weltklimarat sagt eine weitere Verstärkung der Folgen des Klimawandels auch bei einer Erwärmung von nur 1,5 Grad Celsius voraus (Externer Link). Die negativen Folgen haben inzwischen bereits zu Verlusten und Schäden für Natur und Menschen geführt. Besonders bedroht sind Menschen in tiefliegenden Küstenregionen, Hochgebirgen und rund um den Nordpol. Geschätzte 3,3 bis 3,6 Milliarden Menschen leben unter Bedingungen, die sie sehr verwundbar gegenüber dem Klimawandel machen.

Überlebenswichtige Sektoren wie Landwirtschaft oder Kleinfischerei sind zunehmend gefährdet. Neben häufigeren und intensiveren Extremereignissen verursacht der Klimawandel auch schleichende Umweltveränderungen, wie einen steigenden Meeresspiegel, versalzendes Grundwasser oder die Ausbreitung von Wüstengebieten. Dies lässt wertvollen Lebensraum und Ackerflächen schrumpfen und bedroht weltweit Menschen und Entwicklung.

Um mit diesen Bedrohungen wirksam umgehen zu können, bedarf es zunächst einer an den lokalen Kontext angepassten Risikobewertung. Darauf aufbauend müssen passende Methoden und Ziele zur Verringerung und zum Management der Risiken gewählt werden. Beide Schritte sollten auch Folgeschäden, wie die Auswirkungen auf Bildung oder den Verlust biologischer Vielfalt, berücksichtigen. Außerdem sollten nicht nur einzelne Klimarisiken in den Fokus genommen werden.

Um die Widerstandsfähigkeit (Resilienz (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) von besonders verwundbaren Bevölkerungsgruppen, dem Privatsektor und von Gebietskörperschaften zu stärken, braucht es einen umfassenden Ansatz, der auch andere Risiken (zum Beispiel Gesundheits- und Konfliktrisiken) berücksichtigt. Ein umfassendes Risikomanagement, das verschiedene Konzepte und Instrumente von der Risikoanalyse bis zum Umgang mit verbleibenden Restrisiken miteinander kombiniert, stärkt Bewältigungs- und Anpassungskapazitäten der vom Klimawandel bedrohten Akteure gegenüber verschiedenen Risiken. Auch wenn sich die Entstehung von Gefahren nicht gänzlich verhindern lässt, so kann ein solcher Ansatz die Resilienz insgesamt stärken und verhindern, dass aus Extremereignissen Katastrophen werden.

Deutsches Engagement Katastrophen durch den Klimawandel verhindern – umfassendes Risikomanagement fördern

Schiffe am Ufer nahe des weltgrössten Mangrovenwaldes (Sundarbans) nahe der Stadt Mongla, im Südwesten von Bangladesch

Schiffe am Ufer nahe des weltgrössten Mangrovenwaldes (Sundarbans) nahe der Stadt Mongla, im Südwesten von Bangladesch

Schiffe am Ufer nahe des weltgrössten Mangrovenwaldes (Sundarbans) nahe der Stadt Mongla, im Südwesten von Bangladesch

Die deutsche Entwicklungspolitik setzt sich weltweit für umfassendes Risikomanagement ein. Dieser ganzheitliche Ansatz verbindet Strategien und Maßnahmen zur Reduzierung von Klima- und Katastrophenrisiken. Er trägt zum einen dazu bei, den zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels zu begegnen. Zum anderen werden auch andere Extremereignisse, wie biologische Bedrohungen (zum Beispiel Epidemien nach Hochwasser) oder auch industrielle Gefahren (zum Beispiel Kernschmelze nach Tsunami), berücksichtigt.

Ziel ist es, angesichts einer Vielzahl von Risiken, Menschenleben zu schützen, ökonomische und ökologische Schäden zu reduzieren und Lebensgrundlagen zu sichern. Durch eine effiziente Kombination möglicher Instrumente im Umgang mit diesen Risiken sollen die Grundlagen für nachhaltige Entwicklung gesichert werden. Dabei ist es von entscheidender Bedeutung, verschiedene Interessenvertreterinnen und -vertreter sowie betroffene und verwundbare Bevölkerungsgruppen in den Entscheidungsprozess zu integrieren, um so Akzeptanz für die Umsetzung von Maßnahmen zu sichern, Bewusstsein zu bilden und zu schärfen und klimabedingte Verluste und Schäden zu vermeiden, zu reduzieren und notfalls zu bewältigen.

Anpassungsmaßnahmen und Vorsorge

Die verfügbaren Instrumente des umfassenden Risikomanagements sind vielfältig und können je nach Kontext variieren. Sie reichen von präventiven (Anpassungs-)Maßnahmen (zum Beispiel Frühwarnsysteme, Aufforstung in Mangrovenwäldern) über Übergangshilfen (zum Beispiel Auszahlungen von Klimarisikoversicherungen, humanitäre Hilfe) bis hin zu klima- und katastrophenresilientem Wiederaufbau.

Das BMZ unterstützt Partnerländer durch den Aufbau von Kapazitäten und durch Beratungsleistungen in Planungsprozessen, wie zum Beispiel der nationalen Anpassungsplanung. Eines der Kernziele ist es, Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger aus dem öffentlichen und privaten Sektor auf dem Weg zu mehr Resilienz gegenüber dem Klimawandel zu begleiten und eine vorausschauende Planung zu ermöglichen.

Video: Klima-Risiko­management – wie können wir reagieren?

Standbild aus dem Video "Klima-Risikomanagement – wie können wir reagieren?"

Der Klimawandel verursacht bereits extreme Wetterereignisse und allmähliche Veränderungen wie Überschwemmungen, Hitzewellen, Dürren und den Anstieg des Meeresspiegels. Trotz Anpassungsbemühungen verbleiben Restrisiken, die zu klimabedingten Verlusten und Schäden in Ökosystemen oder der Landwirtschaft führen können und auch Menschenleben und Lebensgrundlagen bedrohen. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit unterstützt nicht nur eine starke Minderungspolitik, sondern begegnet dieser Herausforderung unter anderem auch mit einem umfassenden Klimarisikomanagement. Dieses hilft bei der Bewältigung der verbleibenden Risiken, indem es eine Reihe wirksamer und innovativer Instrumente und Maßnahmen zur Vermeidung, Minimierung und Bewältigung von Verlusten und Schäden einsetzt.

Der Prozess des Klimarisikomanagements

Zyklus für ein umfassendes Klimarisikomanagement
Zyklus für ein umfassendes Klimarisikomanagement 

Klimarisikomanagement ist ein Ansatz, der im Rahmen des umfassenden Risikomanagements spezifisch Klimarisiken ins Auge nimmt, von extremen Wettereignissen wie Stürmen oder Flut bis hin zu schleichenden Umweltveränderungen wie dem ansteigenden Meeresspiegel und Wüstenbildung.

1. Analyse und Bewertung von Klimarisiken Interner Link

Die Basis des Klimarisikomanagements bilden umfassende und kontinuierliche Risikobewertungen. Mit der Identifizierung von Risiken (Risikoanalyse) und der darauf aufbauenden Bewertung des Ausmaßes der Auswirkungen wird die Grundlage dafür geschaffen, Handlungsbedarfe zu priorisieren und Optionen zu ermitteln, die möglichst viele der Risiken abdecken.

2. Maßnahmen für ein integriertes Klima­risiko­ma­na­ge­ment Interner Link

Umfassendes Klimarisikomanagement beinhaltet eine Bandbreite von Maßnahmen und Instrumenten, die kontextabhängig klug und wirksam kombiniert werden können.

3. Entscheidungsfindung und Umsetzung Interner Link

Basierend auf den identifizierten Maßnahmen für ein integriertes Klimarisikomanagement und unter Berücksichtigung der damit verbundenen Kosten können Entscheidungsträgerinnen und -träger aus dem öffentlichen und privaten Sektor Optionen besser gewichten, finanzieren und umsetzen.

Internationale Kooperation

Zusätzlich zum Engagement in Partnerländern und -regionen beteiligt sich Deutschland an internationalen Prozessen:

Warschau-Mechanismus

Das BMZ ist Gründungsmitglied des Warschau-Mechanismus (Warsaw International Mechanism for Loss and Damage Associated with Climate Change Impacts (Externer Link), WIM).

Eröffnung der Klimakonferenz COP19 in Warschau, 2013

Eröffnung der Klimakonferenz COP19 in Warschau, 2013

Eröffnung der Klimakonferenz COP19 in Warschau, 2013

Das WIM ExCom wurde 2013 während der 19. Weltklimakonferenz im polnischen Warschau geschaffen. Der WIM beabsichtigt, die Ansätze zum Umgang mit klimawandelbedingten Verlusten und Schäden in einer „umfassenden, integrativen und kohärenten Art“ voranzubringen. Das BMZ hat besonders die Expertinnen- und Expertengruppe zu umfassenden Risikomanagementansätzen unterstützt und setzt sich für eine bessere Zusammenarbeit ein, um die Resilienz verwundbarer Bevölkerungsgruppen und Nationen gegen den Klimawandel zu stärken.

Sendai-Framework for Disaster Risk Reduction

Das BMZ unterstützt auch die Umsetzung des Sendai-Framework for Disaster Risk Reduction (Externer Link) – sowohl auf politischer Ebene, als auch über Vorhaben des Katastrophenrisikomanagements im Rahmen der langfristigen Entwicklungszusammenarbeit. Ziel des Rahmenwerks ist es, Katastrophen vorzubeugen und vorhandene Katastrophenrisiken zu minimieren und nach Katastrophen Wiederaufbau zu leisten.

NAP Global Network

Anlässlich der Klimakonferenz in Cancún 2010 vereinbarten die Vertragsstaaten der Klimarahmenkonvention ferner den NAP (Nationaler Anpassungsplan, National Adaptation Plan)-Prozess. Dieser definiert mittel- und langfristige Anpassungsnotwendigkeiten, um die Anfälligkeit der Staaten und deren Bevölkerung gegenüber dem Klimawandel zu verringern. Mit dem NAP-Prozess fügen die Staaten das Thema Anpassung in ihre nationale Entwicklungsplanung ein. Häufig fehlen jedoch Strukturen und Know-how, um Anpassungen an den Klimawandel umzusetzen.

Das BMZ unterstützt vor diesem Hintergrund das sogenannte NAP Global Network (Externer Link), das Unterstützungsmaßnahmen koordiniert und den internationalen Austausch und das gemeinsame Lernen fördert. Viele Länder haben mittlerweile nationale Anpassungspläne entwickelt und teilweise damit begonnen, diese umzusetzen.

Ein Fischer vor der Insel Bunaken

Zusammenarbeit konkret Klimawandel in der pazifischen Inselregion Interner Link

Die meisten Einwohner der pazifischen Inselstaaten leben an den Küsten ihrer kleinen Inseln, oft nur wenige Meter über dem Meeresspiegel. Außerdem hängen die Menschen dort stark von den natürlichen Ressourcen ab. Dadurch sind sie besonders anfällig gegenüber den Folgen des Klimawandels, wie stärkeren Extremwetterereignissen und dem Meeresspiegelanstieg.

Landwirtschaftliche Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel im Tschadseebecken

Zusammenarbeit konkret Anpassung an den Klimawandel im Tschadseebecken Interner Link

Der Tschad ist Dürren und Überschwemmungen ausgesetzt und dadurch von Ernährungsunsicherheit betroffen. Eine instabile Sicherheitslage, fragile Staatlichkeit und mangelnde Infrastruktur erschweren zudem die Verteilung und Nutzung der ohnehin knappen Ressourcen.

Stadtansicht von Tegucigalpa, Honduras

Zusammenarbeit konkret Städtische Klima­anpassung in Zentral­amerika Interner Link

Honduras ist, wie seine Nachbarländer El Salvador, Guatemala und Nicaragua, extremen Wetterereignissen erheblich ausgesetzt. Der Klimawandel verschärft die Häufigkeit und Stärke von Wirbelstürmen, Starkregen, Überschwemmungen und Dürren. Die hohe Armutsrate, die Besonderheiten der Landschaft sowie eine unkontrollierte Urbanisierung machen das Land und seine Bevölkerung besonders verwundbar gegenüber diesen Naturgefahren.

BMZ-Publikationen

Cover Katastrophenrisikomanagement

Katastrophenrisikomanagement

Risiken erkennen, Katastrophen vorbeugen, Resilienz stärken

Dateityp PDF | Sachstandsdatum 05/2022 | Dateigröße 4 MB, Seiten 36 Seiten | Zugänglichkeit barrierefrei

Stand: 14.10.2022