Soziale Situation Grundversorgung nicht gesichert
Mehr als die Hälfte der Bevölkerung gibt mindestens 75 Prozent ihrer Einkünfte für Ernährung aus. Die Anzahl der von akuter Unterernährung betroffenen Kinder unter fünf Jahren ist 2020 auf 2,7 Millionen gestiegen. Mehr als 9,6 Millionen Menschen – fast ein Viertel der gesamten sudanesischen Bevölkerung – leiden Hunger oder sind von Hunger bedroht. Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie haben die ohnehin schlechte wirtschaftliche und humanitäre Lage verschärft.
Unter Machthaber Baschir wurde wenig in die öffentliche Daseinsvorsorge investiert. Dem Gesundheitssystem fehlt es an Personal und Ausstattung. Durchschnittlich stehen knapp zwei Ärzte pro 10.000 Einwohner zur Verfügung, die meisten davon allerdings nur in urbanen Gebieten. Wasser-, Sanitär- und Energieversorgung sind in vielen Teilen des Landes keine Selbstverständlichkeit. Selbst in urbanen Ballungszentren ist die Versorgung unzureichend.
40 Prozent der sudanesischen Bevölkerung sind unter 15 Jahre alt. Das Bevölkerungswachstum betrug zuletzt etwa 2,4 Prozent jährlich. Das Bildungssystem ist nicht in der Lage, den wachsenden Bedarf zu decken, so dass nur knapp ein Viertel aller Kinder die Grundschule besucht. Etwa drei Millionen Kinder zwischen 5 und 13 Jahren haben keinen Zugang zu schulischer Bildung. In vielen Schulen findet nur dann Unterricht statt, wenn die Eltern die Lehrkräfte direkt bezahlen.
Mehr als drei Millionen Flüchtlinge und Vertriebene
Besonders betroffen von der schlechten Versorgungslage sind Menschen, die in Armut leben, darunter viele Binnenvertriebene und Flüchtlinge. Etwa 2,6 Millionen Menschen haben im Zuge bewaffneter Konflikte ihre Heimatregionen verlassen und Schutz in anderen Landesteilen gesucht. Mehr als eine Million Menschen, vor allem aus Südsudan, Eritrea und zuletzt auch Äthiopien, sind über die Grenzen nach Sudan geflohen, das damit zu den Hauptaufnahmeländern von Flüchtlingen weltweit zählt.
Die Übergangsregierung hat angekündigt, auch die Flüchtlingspolitik im Vergleich zur Baschir-Regierung zu verbessern. So sollen Flüchtlinge und Binnenvertriebene künftig frühzeitig in die staatliche Planung, etwa in den Bereichen Bildung und Gesundheit, einbezogen werden. Außerdem sollen sie einen besseren Zugang zum Arbeitsmarkt erhalten.
Vom Klimawandel bedroht
Dürreperioden und Überschwemmungen führen immer wieder zu Engpässen bei der Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung. Weite Teile des Landes sind von Wassermangel und Wüstenbildung betroffen. Im August 2020 verzeichnete Sudan dagegen den höchsten Nilpegel in seiner Geschichte – von den Auswirkungen der Überflutungen waren mehr als eine Million Menschen direkt betroffen. Die im Zuge des Klimawandels steigende Konkurrenz um Wasser, Ackerboden und Weideflächen könnte zu neuen Konflikten und Fluchtbewegungen führen.