Klimawandel und Entwicklung Analyse und Management von Klimarisiken
Bereits heute sind die Auswirkungen des Klimawandels deutlich zu spüren und beeinträchtigen die Lebensgrundlagen von Millionen von Menschen. Extreme Wetterereignisse wie Wirbelstürme, Überflutungen und Starkniederschläge werden durch den Klimawandel häufiger und intensiver. Laut dem Büro der Vereinten Nationen zur Reduktion von Katastrophenrisiken (United Nations Office for Disaster Risk Reduction, UNDRR) sind zwischen 1998 und 2017 weltweit klimabedingte Schäden in Höhe von mindestens 1,9 Billionen Euro entstanden und mehr als 553.000 Menschen durch extreme Wetterereignisse umgekommen.
Entwicklungs- und Schwellenländer sind besonders von diesen Auswirkungen des Klimawandels betroffen und am wenigsten darauf vorbereitet, mit ihnen umzugehen. So macht der Klimawandel bereits erreichte Entwicklungserfolge zunichte und gefährdet zukünftige Entwicklungschancen.
Deshalb ist es wichtig, Methoden und Maßnahmen zur Bewertung und vor allem zum Umgang mit Klimarisiken zu entwickeln, umzusetzen und kontinuierlich anzupassen.
Vorausschauender Umgang mit Klimarisiken Früh erkennen, wirkungsvoll reduzieren
Auswahl klimatischer Veränderungen und ihrer Auswirkungen
Der Weltklimarat (Externer Link) sagt eine weitere Verstärkung der Folgen des Klimawandels auch bei einer Erwärmung von nur 1,5 Grad Celsius voraus. Besonders bedroht sind Menschen in tiefliegenden Küstenregionen, Hochgebirgen und rund um den Nordpol. Überlebenswichtige Sektoren, wie Landwirtschaft oder Kleinfischerei sind zunehmend gefährdet. Neben häufigeren und intensiveren Extremereignissen verursacht der Klimawandel auch schleichende Umweltveränderungen wie einen steigenden Meeresspiegel, versalzendes Grundwasser oder die Ausbreitung von Wüstengebieten. Dies lässt wertvollen Lebensraum und Ackerflächen schrumpfen und bedroht weltweit Menschen und Entwicklung.
Um mit diesen Bedrohungen wirksam umgehen zu können, bedarf es zunächst einer auf den lokalen Kontext angepassten Risikobewertung. Darauf aufbauend müssen passende Methoden und Ziele zur Verringerung und zum Management der Risiken gewählt werden. Beide Schritte sollten auch Folgeschäden wie die Auswirkungen auf Bildung oder den Verlust biologischer Vielfalt berücksichtigen. Außerdem sollten nicht nur einzelne Klimarisiken in den Fokus genommen werden.
Um die Widerstandsfähigkeit (Resilienz) von besonders verwundbaren Bevölkerungsgruppen, dem Privatsektor und von Gebietskörperschaften zu stärken, braucht es einen umfassenden Ansatz, der auch andere Risiken (zum Beispiel Gesundheits- und Konfliktrisiken) berücksichtigt. Ein umfassendes Risikomanagement, das verschiedene Konzepte und Instrumente von der Risikoanalyse bis zum Umgang mit verbleibenden Restrisiken miteinander kombiniert, stärkt Bewältigungs- und Anpassungskapazitäten der vom Klimawandel bedrohten Akteure gegenüber verschiedenen Risiken. Auch wenn sich die Entstehung von Gefahren nicht gänzlich verhindern lässt, so kann ein solcher Ansatz die Resilienz insgesamt stärken und verhindern, dass aus Extremereignissen Katastrophen werden.
Deutsches Engagement Katastrophen durch den Klimawandel verhindern – umfassendes Risikomanagement fördern
Die deutsche Entwicklungspolitik setzt sich weltweit für umfassendes Risikomanagement ein. Dieser ganzheitliche Ansatz verbindet Strategien und Maßnahmen zur Reduzierung von Katastrophen- und Klimarisiken. Er trägt zum einen dazu bei, den zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels zu begegnen. Zum anderen werden auch andere Extremereignisse, wie biologische Bedrohungen (zum Beispiel Epidemien nach Hochwasser) oder auch industrielle Gefahren (zum Beispiel Kernschmelze nach Tsunami), berücksichtigt.
Ziel ist es, angesichts einer Vielzahl von Risiken, Menschenleben zu schützen, ökonomische und ökologische Schäden zu reduzieren und Lebensgrundlagen zu sichern. Durch eine effiziente Kombination möglicher Instrumente im Umgang mit diesen Risiken, sollen die Grundlagen für nachhaltige Entwicklung gesichert werden. Dabei ist es von entscheidender Bedeutung, verschiedene Interessenvertreter sowie betroffene und verwundbare Bevölkerungsgruppen in den Entscheidungsprozess zu integrieren, um so Akzeptanz für die Umsetzung von Maßnahmen zu sichern, Bewusstsein zu bilden und zu schärfen und klimabedingte Verluste und Schäden zu reduzieren.
Schiffe am Ufer nahe des weltgrössten Mangrovenwaldes (Sundarbans) nahe der Stadt Mongla, im Südwesten von Bangladesch
Anpassungsmaßnahmen und Vorsorge
Die verfügbaren Instrumente des umfassenden Risikomanagements sind vielfältig und können je nach Kontext variieren. Sie reichen von präventiven (Anpassungs-)Maßnahmen (zum Beispiel Frühwarnsysteme, Aufforstung in Mangrovenwäldern) über Übergangshilfen (zum Beispiel Auszahlungen von Klimarisikoversicherungen, humanitäre Hilfe) bis hin zu klima- und katastrophenresilientem Wiederaufbau.
Das BMZ unterstützt Partnerländer durch den Aufbau von Kapazitäten und durch Beratungsleistungen in Planungsprozessen, wie zum Beispiel der nationalen Anpassungsplanung. Eines der Kernziele ist es, Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger aus dem öffentlichen und privaten Sektor auf dem Weg zu mehr Resilienz gegenüber dem Klimawandel zu begleiten und eine vorausschauende Planung zu ermöglichen.
Der Prozess des Klimarisikomanagements
Zyklus für ein integriertes Management von Klimarisiken
Klimarisikomanagement ist ein Ansatz, der im Rahmen des umfassenden Risikomanagements spezifisch Klimarisiken ins Auge nimmt, von extremen Wettereignissen wie Stürmen oder Flut bis hin zu schleichenden Umweltveränderungen, wie dem ansteigenden Meeresspiegel und Wüstenbildung.
Internationale Kooperation
Zusätzlich zum Engagement in Partnerländern und -regionen, beteiligt sich Deutschland an internationalen Prozessen:
Warschau-Mechanismus
Das BMZ ist Gründungsmitglied des Warschau-Mechanismus (Warsaw International Mechanism for Loss and Damage Associated with Climate Change Impacts (Externer Link), WIM) und war bis 2019 in seinem Exekutivkomitee (ExCom) vertreten.
Eröffnung der Klimakonferenz COP19 in Warschau, 2013
Das WIM ExCom wurde während der 19. Weltklimakonferenz im polnischen Warschau geschaffen. Der WIM beabsichtigt, die Ansätze zum Umgang mit klimawandelbedingten Verlusten und Schäden in einer "umfassenden, integrativen und kohärenten Art“ voranzubringen. Das BMZ unterstützt besonders die Expertinnen- und Expertengruppe zu umfassenden Risikomanagementansätzen und setzt sich für eine bessere Zusammenarbeit ein, um die Resilienz verwundbarer Bevölkerungsgruppen und Nationen gegen den Klimawandel zu stärken.
Sendai-Framework for Disaster Risk Reduction
Das BMZ unterstützt auch die Umsetzung des Sendai-Framework for Disaster Risk Reduction (Externer Link) – sowohl auf politischer Ebene, als auch über Vorhaben des Katastrophenrisikomanagements im Rahmen der langfristigen Entwicklungszusammenarbeit. Ziel des Rahmenwerks ist es, Katastrophen vorzubeugen und vorhandene Katastrophenrisiken zu minimieren.
NAP Global Network
Anlässlich der Klimakonferenz in Cancún 2010 vereinbarten die Vertragsstaaten der Klimarahmenkonvention ferner den NAP (Nationaler Anpassungsplan, National Adaptation Plan)-Prozess. Dieser definiert mittel- und langfristige Anpassungsnotwendigkeiten, um die Anfälligkeit der Staaten und deren Bevölkerung gegenüber dem Klimawandel zu verringern. Mit dem NAP-Prozess fügen die Staaten das Thema Anpassung in ihre nationale Entwicklungsplanung ein. Häufig fehlen jedoch Strukturen und Know-how, um Anpassungen an den Klimawandel umzusetzen.
Das BMZ unterstützt vor diesem Hintergrund das sogenannte NAP Global Network (Externer Link), das Unterstützungsmaßnahmen koordiniert und den internationalen Austausch und das gemeinsame Lernen fördert. Viele Länder haben mittlerweile nationale Anpassungspläne entwickelt und teilweise damit begonnen, diese umzusetzen.